Ilmmünster
Primus macht Ernst

Geplante Windräder bei Ilmmünster: Regensburger Firma stellt Antrag am Landratsamt

03.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Für zwei Windräder im Wittelsbacher Forst bei Ilmmünster will die Primus GmbH jetzt die Genehmigung. Die beiden Anlagen stünden nah beisammen - ähnlich wie diese nahe Gerolsbach. ‹ŒArch - foto: Hofmann

Ilmmünster (PK) Jetzt wird es ernst: Für die zwei geplanten Windräder bei Herrnrast liegen am Pfaffenhofener Landratsamt nun die Genehmigungsanträge der Firma Primus Zweite Projekt GmbH & Co. KG vor.

Wie das Landratsamt mitteilt, hatten zwei Vorbescheide ergeben, dass aus zivilen und militärischen Flugsicherungsgründen keine Gegenargumente vorliegen und auch der Mindestabstand gemäß der 10-H-Regelung eingehalten wird. Dabei geht es um zwei Windräder mit 170 Metern und 150 Metern Gesamthöhe. Alle übrigen Genehmigungsvoraussetzungen werden nun im weiteren Verfahren unter Einbeziehung der Behörden, deren Aufgabenbereich durch das Vorhaben berührt wird, geprüft, so das Landratsamt.

In diesem Rahmen wird auch die Gemeinde Ilmmünster noch einmal Stellung beziehen. "Wir werden das gemeindliche Einvernehmen wohl nicht erteilen", sagt Bürgermeister Anton Steinberger (CSU) mit Verweis auf den Bürgerentscheid. Schließlich hatte sich im Juli 2016 eine Mehrheit der Ilmmünsterer gegen Windräder auf Gemeindegrund ausgesprochen. "Wir sind in der Pflicht so zu handeln", sagt Steinberger. "Wir werden Recht und Gesetz soweit wie möglich ausschöpfen." Kontakt zu einem Anwaltsbüro habe die Gemeinde bereits aufgenommen. Inwiefern ein Einspruch die Errichtung der Anlagen aber tatsächlich verhindern kann, ist völlig unklar.

Steinberger selbst hat kurz vor Weihnachten erfahren, dass nun ein Antrag beim Landratsamt vorliege. Er habe daraufhin die Mitglieder im Gemeinderat informiert und entsprechend auch seine Bürgermeisterkollegen Johann Daniel (Freie Wähler) und Reinhard Heinrich (CSU) aus Paunzhausen und Reichertshausen - schließlich sind auch Teile dieser beiden Nachbargemeinden von den Windradplänen betroffen - über die Neuigkeit informiert.

Auf die Nachricht aus dem Landratsamt reagiert Steinberger ruhig. "Wir haben sämtliche Möglichkeiten genutzt", verweist er noch einmal auf seine Versuche, die Anlagen im Namen der Gemeinde zu verhindern. In einigen Wochen werde wohl nun die Aufforderung zu einer Stellungnahme kommen. "Und dann müssen wir schauen, wie es weiter geht", sagt Steinberger.

Seitens der Primus GmbH war gestern keine Stellungnahme möglich. Die mit dem Windradprojekt im Wittelsbacher Forst betrauten Mitarbeiter des Regensburger Projektbüros befinden sich derzeit allesamt im Weihnachtsurlaub. "Sie können daher leider im Laufe dieser Woche noch nicht Stellung nehmen und auch keine weiteren Informationen herausgeben", meint eine Mitarbeiterin auf Nachfrage unserer Zeitung. Dass die Firma zusammen mit dem Wittelsbacher Ausgleichfonds die schon vor Monaten angestoßene Planung bis zum Ende durchziehen werde, hatte die Primus GmbH schon vor längerer Zeit angekündigt. Ob das Millionenprojekt jedoch in die Tat umgesetzt werden kann, hängt nicht nur von der rechtlichen Genehmigung ab, sondern auch von der Konzession, den erzeugten Strom verkaufen zu dürfen beziehungsweise dem Verhandlungsgeschick des Projektanten, um einen anderen Abnehmer für die regenerativ erzeugte Energie zu finden.

Franz Lisson, der Sprecher der Bürgerinitiative gegen Windkraftanlagen im Wittelsbacher Forst, hielt nach Bekanntgabe der Nachricht zunächst Rücksprache mit einigen Mitstreitern aus der Bürgerinitiative - und gab dann folgende Stellungnahme ab. Windkraftanlagen - insbesondere in Ilmmünster - seien und blieben ökonomischer Unsinn. "Sie rechnen sich nur durch Milliarden Euro an Subventionen und dienen ausschließlich Profitinteressen." Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds würde im Jahr beispielsweise bis zu 50 000 Euro an Pacht pro Windradstandort kassieren. Auch die Primus GmbH würde profitieren. Jede Windkraftanlage müsse wegen hoher Ungleichmäßigkeit in der Stromversorgung durch ein konventionelles Kraftwerk abgesichert werden. Von einer Kohlendioxideinsparung gebe es in Deutschland keine Spur - und der Infraschall schädige die Gesundheit der Menschen. "Die Anlagen zerstören im Fall von Ilmmünster die Landschaft, das denkmalgeschützte Ensemble der Basilika und der Herrnraster Kapelle, die Natur und den Wald als Naherholungsgebiet. "Bürgerentscheide gegen Windkraftanlagen interessieren diese Gewinnmaximierer auf Kosten der Verbraucher nicht", fügt Lisson an. Die Bürgerinitiative werde dennoch weiterhin mit allen legal zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Baugenehmigung kämpfen.