Ilmmünster
Der gezähmte Schachtelteufel

Die Dorfbühne Ilmmünster überzeugt mit einer kurzweiligen Komödie

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Auf der Theaterbühne ist der Teufel los: Lukas Grillmeyer (links) fegt als Luzifer Fiesling voller Temperament über die Bühne. Michaela Landberger (rechts) überzeugt als Flaschengeist Mimosa, Lilly Düren (2. von rechts) und Sarah Pröbszl spielen zwei typische Teenager - Foto: Haiplik

Ilmmünster (PK) „Flaschn im Eimer und ois beim Teife“. Was darf man bei so einem Titel erwarten? Oberflächliche, seichte, leicht anzügliche Unterhaltung? Mitnichten! Mit der „fantastischen Komödie“ von Heidi Faltlhauser bot die Dorfbühne Ilmmünster ihren begeisterten Zuschauern (einige riefen sogar nach einer Zugabe) höchst vergnügliche, höchst unterhaltsame und sehr kurzweilige zwei Stunden.

„Welch ein flottes Stück“ schwärmte eine Besucherin in der Pause. Man kann ihr getrost zustimmen. Der Inhalt ist ungewöhnlich, die Thematik raffiniert: Eine im Grunde herzensgute Malerin namens Georgine Grabichler hasst Ordnung. Dementsprechend sieht es in ihrer Wohnung aus. Hier herrscht Chaos. Alles liegt herum: Kleider, Schuhe, Fetzen. Aus Regalen quellen Zeitungen.

Der Vermieter will sie los werden. Aber auch er kommt gegen sich überstürzende Ereignisse nicht an. Der originelle Archäologe und Nachbar Friedhelm bricht zu einer Grabung nach Saudi-Arabien auf. Zuvor bittet er Georgine, zwei Schätze zu hüten, Schätze, die auf keinen Fall geöffnet werden dürften: Eine Schachtel und eine Flasche. Die zwei Nichten Karoline (brav und gehorsam) und Annalena (frech und durchtrieben) kommen zu Besuch. Annalena öffnet die Schachtel – und der Teufel „Luzifer Fiesling“ fährt aus. Er tanzt wild umher, schreit und wütet. Er wirft die Flasche gegen die Wand. Da erscheint, weinend und jaulend, ein Flaschengeist. Das ist eine leicht bekleidete Frau mit tschechischem Akzent, die „Mimosa“. Nun verliebt sich Luzifer in sie. Er wird ganz zahm.

In Georgines Wohnung geht es aber von da an rund. Es wird gelacht, geweint, getrickst und intrigiert. Geld verschwindet. Der Vermieter droht mit Kündigung, stürzt so Georgine in Verzweiflung. Die pfiffige Annalena hat die rettende Idee. Bei Friedhelms Rückkehr ist alles wieder gut: Georgine darf bleiben, Luzifer und Mimosa werden keine Liebenden, aber Freunde. Schon der Rahmen dieser Komödie ist gut durchdacht: Zwei klatschsüchtige Nachbarinnen, Frau Birnstingl und Frau Apfelböck, können sich gar nicht genug über Georgines Unordnung auslassen. „So war es“ – sagen sie – und die ersten beiden Akte werden zur Rückblende. Im dritten Akt sind sie dann in die Handlung integriert.\t

Wieder einmal haben Helmut und Helga Brandstetter, denen die Gesamtleitung oblag, bei der Besetzung viel Gespür beweisen. Man darf die Leistung der anderen Darsteller keinesfalls herabsetzen, dennoch hat vor allem das Spiel von Lukas Grillmeyer (Luzifer) und Michaela Landberger (Mimosa) dem Stück Farbe gegeben: Lukas Grillmeyer hüpfte über die Bühne – voll Temperament, voll Leidenschaft. Und doch erlag er nie der Gefahr grotesker Überzeichnung. Dies galt auch für Michaela Landberger. Sie ahmte den slawischen Akzent so gekonnt nach! Natürlich überzeugte die „Georgine Grabichler“ von Erika Kistler voll und ganz. Sie war eine Idealbesetzung. Die Nichten – zwei typische Teenager – wurden von Lilly Düren und Sarah Pröbszl sehr authentisch gespielt. Da war nichts blasiert, nichts aufgesetzt. Jörg Retzlaff nahm man den gelehrten Archäologen gerne ab – da stimmte alles. (Er wechselt sich mit Wolfgang Springer ab). Doris Gerdom und Helga Brandstetter gefielen sehr als ratschende und tratschende Nachbarinnen und Helmut Brandstetter erwies sich einmal mehr als beherzter und engagierter Darsteller, der ganz mit seiner Rolle lebt.

Das Bühenbild war stimmig, die Technik funktionierte reibungslos, die Souffleuse hatte wenig zu tun. All dies trug zu einem durch und durch gelungenem Theaterabend bei. „Schade, dass so wenig Zuschauer gekommen sind!“ meinten einige Besucher bei der Premiere. Sie haben recht. Die Komödie verdient viele Besucher. Weitere Aufführungen: Donnerstag, 17. April, 19.30 Uhr; Sonntag, 20. April, 19.30 Uhr; Montag, 21. April, 15 Uhr; Samstag, 26. April, 19.30 Uhr in der Aula der Schule Ilmmünster.