Hohenwart
Kreativität mit Köpfchen

Melanie Lux hat trotz Abitur eine Ausbildung zur Friseurin absolviert – und hat damit viel vor in ihrem weiteren Leben

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Föhnen will gelernt sein: Die Auszubildende Melanie Lux hat gerade ihr erstes Lehrjahr – als Klassenbeste – beendet. - Foto: Belzer

Hohenwart (PK) Wer das Abi in der Tasche hat, muss zwangsläufig studieren? Nicht unbedingt. Die 22-jährige Melanie Lux beispielsweise hat sich ganz bewusst für einen anderen Weg entschieden: für eine Ausbildung zur Friseurin.

Die Realschule war ihr nicht genug. Von der Maria-Ward-Schule in Schrobenhausen wechselte Melanie Lux auf die Fachoberschule (FOS) nach Neuburg. Doch nach dem Fachabi war immer noch nicht Schluss. Die 22-Jährige packte die 13. Klasse obendrauf – und beendete sie mit der Allgemeinen Hochschulreife. Noch während ihrer Zeit auf der Realschule, wo sie den sozialen Zweig gewählt hatte, schnupperte die junge Frau aus Hohenwart in soziale Berufe. Drei Monate Altenheim, drei Monate Kinderheim. „Das hat mir schon Spaß gemacht“, erzählt sie. „Aber ich konnte das Berufliche und Private nicht trennen, es war eine psychische Belastung für mich zu sehen, wie die alten Menschen innerhalb kürzester Zeit abbauten.“

Dazu kommt: Melanie Lux ist ein kreativer Kopf. Jahrelang schon ist sie in der Schauspielgruppe Pegasus in Schrobenhausen engagiert, als Darstellerin, aber auch als Maskenbildnerin. „Seit ein paar Jahren leite ich die Maske, ich glaube, da habe ich ein gewisses Talent.“ Trotzdem war nach dem Abitur immer noch nicht klar, ob sie das auch professionell weiterverfolgen will. Ein kreativer Beruf ist schließlich auch mit gewissen Risiken verbunden.

Die Konsequenz war ein Jahr Auszeit – wobei „Auszeit“ bei Melanie Lux nicht bedeutete, auf der faulen Haut zu liegen und nichts zu tun. Ein halbes Jahr Praktikum bei der Allianz in München, ein halbes Jahr Bedienen in einem Neuburger Café. Danach stand fest: Es soll doch ein kreativer Job werden. „Ich wollte nicht einfach ins Blaue irgendetwas studieren, sondern mir ganz genau überlegen, was ich möchte“, erzählt sie. „Viele meiner Freundinnen haben mittlerweile den Studiengang schon wieder gewechselt.“ Lieber das Risiko eingehen, seinen Traum zu leben.

Ihre Eltern unterstützten sie. „Ich habe ja Geld verdient, war auch beim Arbeitsamt und habe mich beraten lassen, was es alles gibt.“ Dort hat sie auch erfahren, dass es sogar ein Maskenbildner-Studium auf einer Maskenbildner-Akademie gibt. Voraussetzung: eine Ausbildung als Friseurin. Eine Lehre zu finden war nicht schwer. „Es gibt viele Friseursalons in der Region, und Friseure werden gesucht.“ Und einen Azubi mit Abitur, das hat man auch nicht alle Tage. Und so ist sie in Stefan Breys Laden in Neuburg gelandet.

Das erste Lehrjahr hat sie bereits hinter sich. Und der Chef erzählt voller Stolz: „Sie ist die Klassenbeste.“ Ein Schnitt von 1,0 kann sich sehen lassen. „Natürlich fallen mir einige Dinge leichter, aber die praktischen Sachen muss ich auch alle neu lernen.“ Diverse Lockentechniken, Föhnen, Gestaltung, Farblehre: All das wird in den ersten Monaten in der Berufsschule unterrichtet, im zweiten Jahr kommt unter anderem das Fach Kosmetik hinzu. In der Praxis darf Melanie Lux auch schon selbst ran an den Kunden: färben, zum Beispiel.

„Am Friseurberuf gefällt mir am besten, dass man mit vielen Menschen in Kontakt kommt“, erzählt die 22-Jährige. „Es gibt viele Vorurteile, dass das jeder kann. Aber das ist Blödsinn. Man muss sich, vor allem im sozialen Bereich, auf jeden Kunden einlassen können.“

Außerdem eröffnet ihr die Ausbildung viele weitere Optionen. Sie könnte weiter als Friseurin arbeiten oder die Meisterschule besuchen und einen eigenen Laden eröffnen. Oder doch ein Studium der Maskenbildnerei anschließen. „Mit der Ausbildung habe ich etwas in der Hand, das mir keiner mehr nehmen kann. “