Hettenshausen
Südumgehung droht neue Hürde

Hettenshausen fordert ein Raumordnungsverfahren – und stößt die Kreisstadt damit vor den Kopf

04.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Hinter der Unterführung am Pfaffenhofener Bahnhof soll die Südumgehung einmal starten. Bei Reisgang würde sie einen Schlenker nach Süden machen und dann zum Autobahnzubringer führen - Foto: Mayer

Hettenshausen (PK) Kaum in Fahrt gekommen, drohen der Pfaffenhofener Südumgehung schon wieder Verzögerungen: Auf Bitten zweier Grundstückseigentümer fordert der Hettenshausener Gemeinderat plötzlich ein Raumordnungsverfahren für das Projekt. Das könnte den Zeitplan um Jahre zurückwerfen.

Im Herbst erst hatten sich Hettenshausen und Pfaffenhofen auf einen Trassenverlauf der Südumgehung geeinigt – und zwar auf die südlichste von drei Varianten. Doch nun geht Hettenshausen wieder auf Distanz: Auf Antrag zweier Grundstückseigentümer, die vom Straßenbau zwischen dem Pfaffenhofener Bahnhof und dem Autobahnzubringer nach Schweitenkirchen betroffen wären, hat der Gemeinderat nun beschlossen, bei der Regierung von Oberbayern ein Raumordnungsverfahren einzufordern (siehe Bericht unten). Darauf hatte das Staatliche Bauamt Ingolstadt als Bauherr eigentlich verzichten wollen. Denn ein solches Verfahren kann sich erfahrungsgemäß gerne mal ein, zwei Jahre hinziehen. Vereinfacht ausgedrückt soll es bei Großprojekten dazu dienen, unter Beteiligung der Öffentlichkeit auch alternative Strecken oder Standorte zu beleuchten – ein prominentes Beispiel für ein solches Raumordnungsverfahren bietet derzeit der geplante Bau einer Erdgaspipeline von Forchheim nach Finsing.

Dass es nach dem Hettenshausener Beschluss ebenfalls zu einem Raumordnungsverfahren für die Südumgehung kommen wird, gilt derzeit aber als unwahrscheinlich. „Die Entscheidung darüber obliegt der Regierung von Oberbayern als höhere Landesplanungsbehörde“, erklärt dazu Arne Schönbrodt, zuständiger Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamts. Und in dieser Frage habe es eindeutigen Signale aus München gegeben: „Die Aussage war bisher, dass aufgrund der Streckenlänge und Trassenführung keine erhebliche überörtliche Raumbedeutsamkeit aus Sicht der Landesplanung gesehen wird“, zitiert Schönbrodt. Zu Deutsch: Die zuständige Landesplanungsbehörde hat ein Raumordnungsverfahren zuletzt nicht für notwendig erachtet.

Das dürfte auch an der Vorgeschichte des Projekts liegen, die über 25 Jahre zurückreicht. So gab es etwa 2006 schon einmal eine Raumempfindlichkeitsanalyse – von der jahrzehntelangen Variantenuntersuchung ganz zu schweigen. „Wir haben die Varianten ausführlich geprüft“, betont Schönbrodt. Die aktuelle Trasse weise nicht nur das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis auf, sondern sei auch aus Naturschutz- und straßenbaulicher Sicht die beste Lösung für die Umgehungsstraße.

Auch wenn die Entscheidung der Regierung von Oberbayern über die Einleitung eines Raumordnungsverfahren noch aussteht, laufen die Vorplanungen für die Südumgehung derzeit weiter. „Das Ganze hat momentan keine Auswirkungen auf den Zeitplan“, sagt Schönbrodt. Auf eine konkrete Zeitschiene will sich das Staatliche Bauamt zwar nicht festnageln lassen. Dem Vernehmen nach soll die Vorplanung aber Ende 2015 fertig werden. Der Planfeststellungsbeschluss, der bei solchen Straßenbauprojekten mit einer Baugenehmigung gleichzusetzen ist, könnte dann vielleicht schon 2018 vorliegen, worauf mit dem Grunderwerb begonnen werden könnte. Im günstigsten Fall – also wenn niemand klagt – wäre damit ein Baubeginn Ende 2019 oder Anfang 2020 rechnerisch möglich. Und es soll positive Signale des Freistaats geben, dass die Realisierung dann nicht am Geld scheitern soll.

So oder so: Für Pfaffenhofen ist die Hettenshausener Entscheidung ein Schlag ins Gesicht. Schließlich wartet die Kreisstadt seit bald drei Jahrzehnten auf die ironischerweise noch immer „Umgehung 2000“ genannte Straße. Und dass die Bürger die Umgehung wirklich wollen, haben sie mit 5000 Unterschriften eindrucksvoll demonstriert. Der Ton im Rathaus gegenüber den Nachbarn ist dementsprechend unterkühlt. „Gerade in kleinen Gemeinden gibt es naturgemäß vielfältige persönliche Verflechtungen“, sagte Bürgermeister Thomas Herker (SPD) gestern. „Zur Qualität der ausgetauschten Argumente möchte ich aber keine weiteren Aussagen treffen.“ Sein Hettenshausener Amtskollege Hans Wojta (UWG) hatte sich im Gemeinderat gegen das Raumordnungsverfahren ausgesprochen. „Die Südtrasse läuft zwar am weitesten durch unsere Gemeinde, sie ist aber verkehrstechnisch die beste Lösung“, betont er. „Ich hoffe außerdem, dass wir ein Gewerbegebiet anschließen könnten.“ Dennoch werde seine Gemeinde nun das Raumordnungsverfahren beantragen. „Das ist ein Mehrheitsbeschuss und der ist umzusetzen – fertig.“