Hallertauer Kleinkunstpreis für Stipsits

06.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:51 Uhr

Applaus von allen Seiten für den jubelnden Sieger des diesjährigen Hallertauer Kleinkunstpreises, Thomas Stipsits. - Foto: Ermert

Unterpindhart (pat) "Das war mit ziemlicher Sicherheit der letzte Sieg für Österreich im Juni", ließ sich Thomas Stipsits die abschließende Pointe an diesem Abend nicht nehmen. Der 25-jährige Burgenländer hat den 14. Hallertauer Kleinkunstpreis mit einem überwältigenden Ergebnis von durchschnittlich 8,8 aus zehn möglichen Punkten gewonnen – und damit einen hochkarätigen Kabarett-Wettbewerb für sich entschieden.

Spät ist es geworden, bis der diesmal eher zurückhaltende Moderator Django Asül und Wilfried Gerling, Vorstandsvorsitzender des Sponsors Hallertauer Volksbank, die Preise verteilen konnten. Am Ende waren die Zuschauer gefragt, um mit der aus Künstlern und Medienvertretern bestehenden Jury die Qual der Wahl zu treffen. Sie hatten es nicht leicht. Schließlich warben drei Einzelkünstler und ein Duo auf eindrucksvolle und hochgradig amüsante Weise um ihre Gunst.

Der Sieger musste als Erster ran. Was normalerweise ein Nachteil ist, war für Thomas Stipsits kein Problem. Gesegnet mit einem herrlichen Ösi-Slang eroberte der Nachwuchs-Kabarettist aus Stinatz die Herzen seiner Zuhörer im Handumdrehen. Das Städtchen Stinatz war bislang nur wenigen bekannt, allenfalls aus einer Textpassage des STS-Klassikers Fürstenfeld. Nun wissen es auch alle in der Hallertau: Stinatz hat kein Freibad! Wo Thomas Stipsits doch so gerne eines hätte.

Seine spitzzüngigen Gags rund um das Kleinstadtleben kam nahe Geisenfeld hervorragend an. Seine Wandlung in einen österreichischen Unteroffizier mit Sprachfehler verlief ebenso gelungen wie die Exkursion in ein griechisches Taxi. Am Ende gestand er den Deutschen zwar mehr Gehorsam, Pflichtbewusstsein und Organisationstalent als den Bewohnern der Alpenrepublik zu. "Aber wir haben dafür das gewisse Etwas, Taint und Schmäh", mangelte es ihm nicht an Selbstbewusstsein.

Seine Konkurrenz schlief nicht. Nach Stipsits Witzefeuerwerk hatte es der Gelsenkirchener HG Butzko zwar anfangs nicht leicht, mit seinem hintersinnigen und teilweise bitterbösen Politkabarett zu punkten. Doch das Eis schmolz schnell und letztlich fand das Publikum den Zugang zu seinen Breitseiten auf die Bundesregierung und die Politik im Allgemeinen, auf Globalisierung und Weltwirtschaft. Etwa wenn er den Begriff Abgeordneter als Steigerung aus abgelehnt, abgewiesen, abgeheftet und abgeordnet neu definierte. Den Verstand bewertete er als jenes Gut, das auf der Welt am gerechtesten verteilt sein müsse. "Jeder ist überzeugt davon, dass er genug hat", frotzelte er, heimste gewaltigen Applaus und letztlich den zweiten Platz dafür ein.

Damit verdrängte er Nepo Fitz, den Sohn der großen Lisa Fitz, auf den untersten Podestplatz, obwohl dieser trotz junger Jahre eine reife und professionelle Darbietung auf die Bühne brachte. Vielleicht war das Publikum für seine Art des Musikkabaretts den Tick zu reif. Schließlich konzentrierte sich Nepo Fitz auf das Eindeutschen von American Hip Hop. Er tat das großartig – obwohl er gelegentlich an Michael Mittermeier erinnerte. Aber die Stimmung der ersten beiden Teilnehmer erreichte er nicht ganz.

Ähnlich erging es den Lästerschwestern, die als Letzte zu Wort kamen und mit einer Mischung aus prolligem Männergespräch und einer Propagandarede des Fortpflanzungsinstituts "Design a Baby" aufwarteten. Die Suche nach "Germany’s next Superbaby" läuteten sie durch ein Gespräch zwischen Samuel Samenzelle und Eileen Eizelle ein. Es war witzig, es war krachert und hintersinnig – aber die ganz große Stimmung kam am Ende nicht mehr auf, so dass sie sich mit dem vierten Platz zufrieden geben mussten.