Geisenfeld
Haben Storchen-Junge heuer mehr Glück?

Einige Eier liegen im Horst, dessen Sanierung nicht pressiert - und die deshalb verschoben wurde

16.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:55 Uhr
Dreifachen Kindersegen hat es 2006 auf dem Geisenfelder Storchenhorst gegeben, der damals noch deutlich flacher war und so auch noch keine Schieflage hatte. Die Sanierung des Horstes soll nun erfolgen, sobald das Gebäude für einen neuen Anstrich ohnehin eingerüstet werden muss. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (GZ) Nach dem schlimmen Storchen-Jahr 2017 sind die Geisenfelder Vogelfreunde für heuer vorsichtig optimistisch. Zumindest sieht es so aus, als ob einige Eier in dem Nest liegen - dessen Schieflage wohl zumindest keine akute Gefahr darstellt. Deshalb hat man die Sanierung des Horstes auch auf die Zeit nach der diesjährigen Storchensaison verschoben.

Nach wie vor ist der Geisenfelder Storchenhorst von Überwinterungsstörchen in Beschlag genommen, und diese sind mit ihrem Nachwuchs oft früher dran als Störche, die erst im Frühjahr hier ankommen. So scheint es auch heuer zu sein. "Dem Verhalten den Tiere nach liegen seit der letzten Märzwoche Eier in dem Nest", berichtet der LBV-Kreisvorsitzende Professor Hans-Joachim Leppelsack, der in engem Kontakt zum Geisenfelder Storchenhorstbetreuer Josef Bergmeister steht (der aber für die GZ nicht erreichbar war). Mit dem Schlüpfen sei somit Ende April zu rechen, erläutert Leppelsack, der freilich weiß, dass dies noch lange kein Happy End bedeutet. Schließlich waren auch im vergangenen Jahr Ende April einige kleine Köpfchen in dem Nest zu erkennen, doch dann sind sämtliche hiesigen Jungtiere verendet.

Wer Näheres zum diesjährigen Geisenfelder Storchennachs erfahren will, der muss sich noch etliche Wochen lang gedulden. "Der Geisenfelder Horst ist halt nicht so optimal einsehbar", bedauert der LBV-Kreisvorsitzende mit Verweis auf die örtlichen Gegebenheiten. Die vor drei Jahren auf dem Turm der Stadtpfarrkirche in Betrieb genommene Storchenkamera (Bewegtbilder liefert diese online unter www.pfaffenhofen.lbv.de, Rubrik "Weißstörche im Landkreis") lasse sich "kaum wo anders platzieren", und so ist nicht nur die Entfernung recht groß, sondern auch der Einblick-Winkel recht flach. Die Folge: Das Grünzeug am Rand des Nestes verdeckt nicht nur den Blick auf die Eier, sondern später dann auch auf die geschlüpften Jungen, so lange diese noch recht klein sind.

Storchenkameras sind im Landkreis sonst noch in Pfaffenhofen und in Pörnbach in Betrieb, besetzte Storchennester gibt es noch drei weitere. "Und in allen sechs liegen nach unseren Beobachtungen Eier", freut sich Leppelsack, der nach einem Jahr Pause heuer wieder einige Jungstörche vor ihrem Abflug mit Sendern ausstatten will - als Datenkurier für ein weltweites Forschungsvorhaben des Max-Planck-Instituts.

Ob dabei heuer wieder ein Geisenfelder Jungstorch zum Zuge kommen wird, ist freilich noch offen. Mit den zwei bislang "besenderten" Jungvögeln aus Geisenfeld hatte man bekanntlich kein Glück, beide verendeten 2015 beziehungsweise 2016 auf dem Weg in den Süden.

Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist ein anderes Projekt rund um den Geisenfelder Storch: die Sanierung des Horstes. Das Geisenfelder Storchennest, das sich seit 2001 auf dem Mälzereikamin der früheren Klosterbrauerei befindet, hat sich mit den Jahren immer schiefer entwickelt, die Ausrichtung nach Osten ist auch von unten unübersehbar. Das Gewicht des Horstes wird auf rund 800 Kilogramm geschätzt - nicht auszudenken, was passieren könnte, sollten Gewicht und Schieflage zu einem Herabstürzen führen. Deshalb gibt es bereits seit dem vergangenen Sommer Pläne für einen Rückbau, wobei man zunächst ein durchaus aufwendiges Projekt unter Einsatz eines Kranes und einer Hebebühne im Auge hatte.

Doch ein solcher Aufwand wird wohl nicht nötig sein, wie sich bei Gesprächen mit der Sparkasse Pfaffenhofen, dem langfristigen Pächter des früheren Brauereigebäudes, gezeigt hat. Konrad Schretzlmeier, Leiter der Hausverwaltung bei der Sparkasse, erklärt die Hintergründe: Wie es den Bauplänen hervorgehe, sei der Geisenfelder Storchenhorst "mit einem starken, im Kamin nach unten führenden Stahlseil gesichert", so dass von dem Nest "keinerlei Gefahr" ausgehe und des deshalb "nicht so pressiert".

Dennoch wolle man die Schieflage durch einen Abtrag des Horstes in Angriff nehmen, und zwar im Rahmen des neuen Anstrichs, den das gesamte Gebäude demnächst erhalten soll. "Dann ziehen wir einfach das Gerüst ganz hoch bis zum Horst, so dass sich die Arbeiten daran ohne aufwendigen Einsatz einer Hebebühne und einer Hebebühne erledigen lassen". Wann dies geschehen wird ist noch offen. "Ich gehe aber mal vom Herbst oder dem kommenden Frühjahr aus", so Schretzlmeier.

Gerhard Kohlhuber