Gerolsbach
Alberzeller Bauunternehmen will erweitern

Weil es die Firma des Bürgermeisters ist, gibt es im Gerolsbacher Gemeinderat deshalb eine Debatte

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Gerolsbach (PK) Natürlich habe er alles genau mit dem Landratsamt abgesprochen, sagt Martin Seitz. Und das ist sicherlich auch gut so, denn wenn der Bürgermeister in seiner eigenen Gemeinde baut, wird das schnell zum Politikum.

Dabei ist es nicht einmal Martin Seitz (CSU) selbst, der das Bauunternehmen in Alberzell erweitern möchte, denn inzwischen kümmern sich seine beiden Söhne um die Geschäfte. Dennoch konnte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung natürlich genau erklären, worum es geht: Weil das Gelände für das florierende Unternehmen inzwischen zu klein geworden ist, soll es Richtung Südosten - dort ist jetzt noch ein Acker - erweitert werden. 30 000 Quadratmeter groß sei das Grundstück, das ihm bereits gehöre, die ganze Fläche werde man aber zumindest vorerst gar nicht brauchen, sagte Seitz. Lagerflächen sollen entstehen, eventuell ein weiteres Bürogebäude oder auch Wohnungen für Mitarbeiter, die nur am Wochenende heimfahren. Das alles könne eventuell sogar mit einem einfachen Bauantrag genehmigt werden, meinte Seitz, er wolle hier aber auf Nummer sicher gehen: Seine Firma hat einen Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans gestellt.

Gegenwind gab es von Stefan Maurer (fraktionslos): "Man kann eine Firma peu a peu erweitern, aber nicht um ein Vielfaches der bisherigen Fläche", sagte er und befürchtete, hier entstehe ein "privates Gewerbegebiet". Außerdem sei es doch üblich, dass Grundstückseigentümer Teile ihrer zu überplanenden Flächen an die Gemeinde abtreten, damit die diese "einen Teil des Planungsgewinns abschöpft". Seitz stellte klar: "Das wird kein privates Gewerbegebiet, das wird eine Erweiterung für einen bestehenden Betrieb, der inzwischen fast 100 Mitarbeiter hat." Wenn die Gemeinde einen Teil der Flächen haben möchte, seien seine Söhne sicherlich zum Verkauf zum in Gerolsbach üblichen Preis bereit - das könne dann ein Zusatzgeschäft werden. Allerdings sei es kaum möglich, eine zweite Zufahrt zu schaffen, weil die Erweiterungsfläche von der Straße aus gesehen hinter dem Firmengelände liege. Wenn die Gemeinde aber vorhabe, die Erweiterung zu verhindern, könne er, so Seitz, seine Söhne auch nicht daran hindern, die Firma, den mittlerweile größten Gewerbesteuerzahler von Gerolsbach, in eine andere Gemeinde zu verlagern.

Die große Mehrheit der Räte hatte aber offenbar gar kein Interesse daran, die Pläne des Bauunternehmens zu durchkreuzen. Solche Betriebserweiterungen habe die Gemeinde auch bei anderen Firmen schon unterstützt, meinte Hans Kneißl (CSU). "Das Betriebsgelände platzt aus allen Nähten", wusste Peter Wörle (CSU) und erinnerte: "Wir haben es da mit einem sehr guten Steuerzahler zu tun", und den dürfe Gerolsbach nicht verlieren. Auch Gerti Schwertfirm (FW) betonte: "Wir sind als Gemeinderäte dazu da, für das Gemeinwohl zu entscheiden."

Schließlich stimmten nur zwei nicht für den Antrag der Baufirma: Stefan Maurer, der sich gegen das Vorhaben aussprach, und Martin Seitz, der sich als Seniorchef der Firma wegen persönlicher Beteiligung der Stimme enthielt. Kämmerer Franz Haberer stellte noch klar, dass über einen sogenannten Städtebaulichen Vertrag geregelt werde, dass die Firma alle Kosten, die mit Bebauungsplan und Flächennutzungsplanänderung verbunden sind, übernimmt.