Geisenhausen
Wie Fabio Friedrich Zen-Mönch wurde

Der 17-jährige Geisenhausener Gymnasiast befolgt seit einem Jahr die Regeln des Buddhismus

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Shi Qing Lao nennt sich Fabio Friedrich als Zen-Mönch. Der 17-Jährige fährt immer mit dem Fahrrad, ernährt sich vegetarisch und tut auch sonst nichts, was anderen Lebewesen ein Leid zufügen könnte. Die Haare hat er sich rasiert, damit er als Mönch erkennbar ist. "Man darf es ruhig sehen", sagt er. - Foto: Schmid

Geisenhausen (PK) Der Geisenhausener Fabio Friedrich geht wie andere 17-Jährige auf das Pfaffenhofener Gymnasium. Seit einem Jahr heißt er auch Shi Qing Lao und ist Zen-Mönch. Im Xiaolin Tempel in Gerolsbach trainiert er Kung Fu. Zudem lebt er vegetarisch, trinkt keinen Alkohol und fährt mit dem Fahrrad zur Schule.

Gerade einmal sieben Mitglieder zählt der Verein buddhistischer Mönche in Pfaffenhofen, der im April gegründet wurde - und zwar zu Hause bei Fabio Friedrich oder auch Shi Qing Lao, wie er sich als Zen-Mönch nennt. Der Verein bietet Interessierten asiatische Meditations- und Kampftechniken an, die die Körper- und Geisteskontrolle stärken sowie die Gesundheit und Ruhe fördern sollen. Der Verein gehört zum Xiaolin Tempel, der seinen offiziellen Sitz in Gerolsbach hat. Kurse werden momentan noch bei einem der Mitglieder in Scheyern als Freilufttraining angeboten. Denn noch sind die Mitglieder auf der Suche nach geeigneten Räumen.

Der Xiaolin Tempel ist ein buddhistischer Tempel, der einer chinesisch-japanischen Tradition entstammt und versucht, den Zen-Buddhismus, der gelegentlich auch als Meditations-Buddhismus bezeichnet wird, in einer der westlichen Kultur angepassten Art zu vermitteln. Der Tempel und seine Mönche bieten der buddhistischen Gemeinde nicht nur buddhistische Zeremonien, sondern auch Seelsorge, buddhistischen Unterricht, Meditationen und zur Förderung der Gesundheit Qigong-Kurse. Willkommen sei jeder, "der sich für unsere Arbeit oder für den Buddhismus interessiert." Der Tempel ist mit Mönchen und Nonnen der verschiedenen buddhistischen Traditionen in Verbindung und Mitglied im Buddhistischen Verband Deutschlands.

Für Zen-Mönch Fabio Friedrich begann alles mit der chinesischen Kampfkunst Kung Fu, bei der es um die Beherrschung von Körper und Geist geht. Friedrich war schon mit acht Jahren dabei und durfte in den Ferien manchmal einige Tage in einem Tempel verbringen. Obwohl der Aufenthalt nicht seinen Erwartungen entsprach, hielt er weiter am Buddhismus und an Kung Fu fest.

Später entdeckte er im Internet den Xiaolin Tempel und trainierte fortan Kung Fu, Qi ging, Tai Qi und Selbstverteidigung. Zusammen mit anderen Schülern lernt er seither bei seinem Meister Shi Dao An - Vor einem Jahr hat er das Bodhisattva-Gelübde abgelegt. "Nichts tun, was Leid hervorbringen könnte, sondern möglichst alles zu tun, um wahres Glück zu erschaffen", ist nur eines der Ziele, die Shi Qing Lao verfolgt. Die Motivation ist bei diesem Gelübde weit entscheidender als das Einhalten konkreter Regeln, die es in ähnlicher Form wie in anderen Religionen (zehn Gebote) gibt.

Shi Qing Lao befolgt sie, indem er als Vegetarier lebt und keinen Alkohol trinkt. Das Abrasieren der Haare ist zwar gewünscht, aber kein Muss. "Man darf ruhig sehen, dass ich Zen-Mönch bin und darum wähle ich das entsprechende Aussehen. Aber wenn ein Mädchen bei uns Nonne werden möchte, muss sie die Haare nicht abrasieren." Um der Umwelt so wenig Schaden wie möglich zu verursachen, fährt er immer mit dem Fahrrad. Auch zur Schule von Geisenhausen nach Pfaffenhofen ins Schyren-Gymnasium, das um 7.30 Uhr mit dem Unterricht beginnt. Der Mönch geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet dort ab 7 Uhr einen Meditationskurs an.