Geisenfeld
Weihnachten keine kuschelige "Gegenwelt"

Eindringliche Predigt von Stadtpfarrer Thomas Stummer Polizei komplett von Einsätzen verschont

26.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

Beim Kleinkindergottesdienst an Heiligabend im Geisenfelder Pfarrheim zog ein Krippenspiel, einstudiert von Schwester Manuela, die Mädchen und Buben in seinen Bann. Für die musikalische Begleitung sorgte Schwester Doris in Begleitung von Veronika Kastner. - Foto: Vitus Hollweck

Geisenfeld (GZ) "Weihnachten ist nicht ohne die dunklen Fakten dieser Welt zu haben - und der Glaube nicht ohne die Sorge um die Menschlichkeit." - Darauf hat Stadtpfarrer Thomas Stummer in seiner Predigt in der Christmette hingewiesen. Aus Sicht der Polizei verliefen die Feiertage überaus ruhig.

Von der Gelegenheit, einen der Weihnachtsgottesdienste zu besuchen, haben die Geisenfelder Gläubigen auch heuer regen Gebrauch gemacht. So fanden am Nachmittag von Heiligabend zeitgleich eine Kinderchristmette mit Krippenspiel für Familien und ein Kleinkindergottesdienst statt, der vom Team des Klosterkindergartens gestaltet wurde. In seiner Weihnachtspredigt in der abendlichen Christmette fand Stadtpfarrer Thomas Stummer dann deutliche Worte - zu den Pflichten eines Christenmenschen gerade in Zeiten wie diesen. So werde Weihnachten gerne als eine "Gegenwelt" empfunden - mit Geborgenheit, Familie und Zauber der Kindheit. "Man kann es wunderbar ohne das entscheidende Faktum feiern, also ohne Gott und ohne die Frage, was denn dieser Jesus von uns will." Und dass man wenigstens an Heiligabend nichts von Berlin, Aleppo, von Kriegen und Flüchtlingen hören will, "ich könnte es keinem verdenken", so Stummer.

Doch sei auch die Weihnachtsgeschichte selbst untrennbar verbunden mit der damaligen Weltpolitik, mit der Unterwerfung und Ausbeutung Israels durch die Großmacht Rom. Und so sei eben auch das heutige Weihnachten nicht ohne Fakten zu haben, nicht ohne die Sorge um Menschlichkeit und Gerechtigkeit.

Die augenblicklichen Zeiten, so der Pfarrer, ließen einen zwar irgendwann zweifeln, "ob es nicht einfach nur naiv ist, die Welt und die Menschen ändern zu wollen, und trotz allem an das Gute zu glauben. Aber trotzdem: "Wir können uns aus dieser Welt nicht heraus stehlen - auch nicht in einer Christmette, die alles in sanftes Weihnachtslicht taucht. Denn genau dieser Welt gilt die Botschaft vom Frieden für die Menschen. Und genau in dieser sperrigen Welt hat der sich eingefunden, der Rettung zu bringen vermag." So seien für einen Christenmenschen die Fakten, betonte Stummer. "Und so können wir Weihnachten feiern trotz aller Probleme, die wir nicht in den Griff bekommen, und auch angesichts unserer persönlichen Verlegenheiten und Engpässe, die daheim wieder auf uns warten. Auch ins Weihnachtsfest hinein darf das Dunkel unseres Lebens reichen. Denn gerade da darf ich getrost sein: Gott ist bei mir. Er ist längst durch meine Stalltür gegangen, um mich in meinem Dunkel einzuholen."

"Aus Kleinem kann Großes werden! Genau das ist Botschaft von Weihnachten - ein Zeichen der Hoffnung." Dies war die zentrale Aussage in der Weihnachtspredigt des evangelischen Pfarrers Reinhard Wemhöner. Damit seien noch längst nicht alle Probleme in der Welt gelöst, "aber wir brauchen die Hoffnung nicht verlieren, dass sich die Dinge zum Guten wenden", so der Geistliche. "Gott ist da, auch wenn wir nicht alles verstehen und gut heißen können, was in der Welt geschieht, was Menschen Menschen antun."

Aus polizeilicher Sicht verliefen die Feiertage im Raum Geisenfeld so ereignislos wie schon lange nicht mehr. In der Bilanz der Dienststelle ist von keinem einzigen nennenswerten Einsatz die Rede. "Eher ruhig" ging es auch in der BRK-Rettungswache zu, wie deren Leiter Paul Weber bilanziert. Von Heiligabend morgens bis gestern Vormittag musste der Rettungswagen 19-mal und der Notarzt zehnmal ausrücken - in allen Fällen wegen Herz-Kreislauf-Problemen. In Zwölf-Stunden-Schichten (6 bis 18 Uhr und 18 bis 6 Uhr) waren dabei jeweils drei Sanitäter und ein Notarzt im Dienst.