Geisenfeld
Unternehmerrunde am Scheideweg

Fortbestehen nur noch als loser Verbund City-Management wie in anderen Gemeinden gefordert

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Der Geisenfelder Unternehmerrunde in ihrer neuen Struktur stehen vor: Sabine Seidl (rechts) als Vorsitzende, Elke von Behm als 2. Vorsitzende und Hans Härtl als Kassier. Auf dem Bild fehlt Schriftführer Ralf Reisinger. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Die Unternehmerrunde Geisenfeld (URG) - als gemeinsame Organisation des örtlichen Gewerbes gegründet - steht an einem Scheideweg. Seit den Neuwahlen Ende Januar besteht sie nur noch als lose Gemeinschaft weiter. Das Führungsteam fühlt sich auch von der Stadt alleingelassen.

Die Aktivitäten und Kräfte der Geschäfte, insbesondere der Ladengeschäfte im Zentrum, zu bündeln und mit gemeinsamen Aktionen dafür Sorge zu tragen, "dass Geisenfeld als Einkaufsstadt stärker wahrgenommen wird" - mit dieser Zielsetzung ist die Unternehmerrunde im Februar 2010 gestartet. Und unter Führung von Sabine Seidl hat man auch einiges auf die Beine gestellt wie etwa 2013 die "offenen Türen" in der ganzen Stadt, die Taschengeld-Aktion, die D-Mark-Umtauschaktion oder verschiedene Gewinnspiele.

Doch in jüngster Zeit sind die Aktivitäten erlahmt, im vergangenen Advent gab es nicht mal mehr eine gemeinsame Weihnachtsaktion. Und auch die Zahl der Mitglieder, im Wesentlichen Inhaber von Ladengeschäften und Handwerksbetrieben, ging zurück - von etwa 60 zu den besten Zeiten auf zuletzt rund 45. "Manche wollten sich den Monatsbeitrag von fünf Euro sparen, weil ihnen dafür aus ihrer Sicht nicht genug geboten wurde", bilanziert Sabine Seidl. Die sich ihrerseits in zunehmendem Maß überfordert sah. "Immer nur von denselben wenigen Personen, die selbst in ihrem Betrieb voll eingespannt sind, ist die Organisation von gemeinsamen Aktionen nicht zu schultern", hat sie festgestellt.

Im Januar standen nun turnusgemäß Neuwahlen an, und bei dieser stand fest: Ein "Weiter so" kann es nicht geben. Die beiden Optionen lauteten stattdessen Auflösung der URG oder Weiterführung auf geänderter Basis. Um die in den vergangenen Jahren geschaffenen Strukturen nicht verfallen zu lassen, entschied man sich zu der zweiten Alternative. Will heißen: Die bisherigen, in unregelmäßigen Abständen stattgefundenen Beiratssitzungen werden durch einen URG-Stammtisch ersetzt, der ab sofort an jedem letzten Dienstag des Monats (erstmals also am Faschingsdienstag) im Nebenraum des Restaurants Lafonte stattfindet und der für alle Interessenten offen ist. Gleichzeitig wird der Mitgliedsbeitrag auf null Euro gesetzt - was laut Seidl "Anspruchsdenken beseitigt und die Neuanwerbung von Mitgliedern erleichtert". Freilich gibt es dadurch kein Budget mehr für gemeinsame Aktionen. Bei gemeinsamen Aktionen von Mitgliedern werden deshalb in Zukunft die Kosten von Fall zu Fall individuell verteilt.

Unter der Voraussetzung dieser neuen Strukturen erklärte sich dann auch ein Großteil des bisherigen Führungsteams zum Weitermachen bereit. So bleibt Sabine Seidl Vorsitzende, Hans Härtl Kassier und Ralf Reisinger Schriftführer. Den Posten des 2. Vorsitzenden Thomas Auracher, der in den Ausschuss wechselte, übernahm Elke von Behm. Weitere Ausschussmitglieder sind Andrea Hörl, Marianne Häuser, Karin Reisinger, Christian Hierl, Stephanie Wicenec, Alois Kellermann und Sebastian Bauer.

"Diese offenen Strukturen mit gelegentlichen gemeinsamen Aktionen einiger Mitglieder sind das, wozu wir - auf uns allein gestellt - zu leisten in der Lage sind", sagt Sabine Seidl. Ihr ist freilich bewusst, "dass dies zu wenig ist, um Geisenfeld als Einkaufsstadt voranzubringen". Was Geisenfeld brauche, sei jemand, "der die Interessen der Händler und der Stadt vereint, der übergreifende Aktionen plant und auch durchführt. Einen, der am Puls der Zeit ist und das nötige Know-how mitbringt. Jemanden, der vor Ort ist, der die Leute motivieren und Synergieeffekte erkennen kann". Kurz: einen City-Manager, einen "Kümmerer", und hier sieht die Unternehmerrunde die Stadt Geisenfeld in der Pflicht. "Wir sind der Meinung, dass die Stadt Geisenfeld mittlerweile eine Größe erreicht hat, bei der sich ein professioneller Umgang mit dem Thema Citymarketing lohnt", sagt Seidl, und verweist hierbei auch auf umliegende Orte wie etwa Wolnzach.

Der dortige "Marktservice" mit seiner hauptamtlichen Leiterin Michaela Eisenmann organisiert etwa das vom Wolnzacher Gewerbeverband veranstaltete Wirtefest, schreibt alle Unternehmen wegen des Kindertages an und ist federführend bei der Organisation der Wolnzacher Messe. "Und wir sind Ansprechpartner für alle Anliegen der örtliche Unternehmen", erläutert Michaela Eisenmann.

"Vielleicht schaut man ja auch in Geisenfeld mal über den eigenen Tellerrand" hinaus, hofft Sabine Seidl, die ihre Vorstellungen, was ein Citymanager alles für Geisenfeld leisten könnte, demnächst noch konkretisieren will.