Geisenfeld
Trotz Besserung immer noch ein Ärgernis

Säuberung der Gemeindestraßen von Hopfenspikes: Mit Magnetgerät elf Kilogramm eingesammelt

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Foto: Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Elf Kilogramm sind heuer zusammengekommen. Viel weniger als früher, aber immer noch elf Kilogramm zu viel. Die Rede ist vom Gesamtgewicht der Drahtstücke, die heuer bei der Hopfenspikes-Reinigungsaktion auf den Geisenfelder Gemeindestraßen eingesammelt wurden.

Die gehäckselten Reben als Abfallprodukt der Hopfenernte sind in der Hallertau ein Dauerärgernis - weil sich die kurzen Drahtstifte gerne in Autoreifen bohren. Eigentlich müsste jeder Landwirt, wenn er das Häckselgut ausbringt, seine Ladung so sichern, dass nichts auf die Straßen fällt, doch nicht jeder hält sich dran. Bei einem Teil der Drahtstücke ist der Weg jedoch umgekehrt. Sie befinden sich in den Erdbrocken, die von den Traktorenreifen aus den Feldern herausgetragen werden, und landen so auf den Straßen. Und deshalb sind Hopfenspikes auch ein "Ganzjahres-Phänomen", wie der Geisenfelder Autohaus-Chef Karl Finkenzeller weiß. "Tendenziell war es früher noch schlimmer, aber wir haben schon auch im Herbst Kunden mit Hopfenspikes in ihren Reifen", berichtet er.

Am gravierendsten ist das Problem aber nach wie vor in den Wochen nach der Ernte, wenn das Häckselgut auf den Feldern ausgebracht wird. Und deshalb hat die Stadt Geisenfeld ihre jährliche Reinigungsaktion auch entsprechend terminiert. Seit rund 15 Jahren fährt der Engelbrechtsmünsterer Landwirt Martin Unterburger immer Mitte bis Ende Oktober alle Ortsverbindungsstraßen ab, um sie von den Drahtstiften zu säubern.

Dies geschieht mit einer vom Uttenhofener Tüftler Josef Gratzl konstruierten Maschine, die Unterburger hinten an seinen Traktor montiert und deren Kernstück ein starker Magnet ist. Wenige Zentimeter über dem Boden wird die Magnetvorrichtung über die Straßen gezogen und sammelt so alles auf, was aus Metall ist. Neben Geisenfeld machen sich auch der Landkreis sowie die Gemeinden Pfaffenhofen, Schweitenkirchen und Pörnbach Gratzls Erfindung zunutze, um ihre Straßen zu säubern.

In regelmäßigen Abständen hält Unterburger an und deaktiviert den Magneten durch ein Kippen seitwärts, so dass die Drahtstücke in eine Sammelrinne fallen. 180 bis 200 Kilometer an Gemeindestraßen fährt Unterburger auf diese Weise an zwei Arbeitstagen ab - gemäß städtischem Auftrag nur außerorts. Innerhalb der Dörfer wird offenbar davon ausgegangen, dass die Bewohner selbst für die Säuberung ihrer Straßen Sorge tragen.

Am Mittwoch und Donnerstag war Unterburger nun wieder in Sachen Hopfenspikes unterwegs - und das Ergebnis fiel heuer vergleichsweise mager aus: Elf Kilogramm an kürzeren, aber auch längeren Drahtstücken kamen bei der Aktion zusammen, "im Schnitt der vergangenen Jahre waren es gut 15 Kilogramm", berichtet der Landwirt. In seinen Anfangsjahren sei die gesammelte Menge aber noch deutlich größer gewesen, erzählt er. "Im Jahr 2002 waren es 29 Kilogramm", hat Unterburger seinen Aufzeichnungen entnommen.

Die rückläufige Tendenz bestätigen kann auch Christian Weiss, der als Betreiber einer Autotechnikfirma in Eichelberg viel mit Reifen zu tun hat. "Einmal, vor etlichen Jahren, hatte ich mal einen Pneu mit 15 Spikes drin", erzählt er. So etwas komme heutzutage gar nicht mehr vor, und ganz generell sei die Zahl seiner Kunden mit derartigen Schäden "deutlich zurückgegangen".

"Unsere alljährlichen Appelle an die Pflanzer haben dann doch etwas gefruchtet", sieht sich Werner Brunner, der stellvertretende Geschäftsführer des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes, bestätigt. Heutzutage kämen bei der Ausbringung des Häckselgutes viel öfter als früher geschlossene Hänger zu Einsatz berichtet er. Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich das Hopfenspikes-Problem etwas entschärft hat: Es wird insgesamt weniger Häckselgut auf die Felder ausgebracht, weil es dafür mit der Biogasanlage bei Oberlauterbach einen Abnehmer gibt. "Ein Fünftel des auf den Hallertauer Anbauflächen anfallenden Häckselgutes geht dorthin", berichtet Wolfgang Stanglmair, Einkaufsleiter der Hopfenverwertungsgenossenschaft. Dieser Prozentsatz sei seit Jahren gleich, weil die Biogasanlage nicht mehr nehmen könne.

Obwohl es also mit den Hopfenspikes nicht mehr ganz so schlimm ist wie früher, für Autohauschef Karl Finkenzeller ist die Situation nach wie vor "unbefriedigend". Schließlich richte ein einiger Drahtstift nicht selten einen Schaden von mehreren Hundert Euro an. Eigentlich, so sein Vorschlag, "müssten solche Schäden über eine Gesamtversicherung des Verbandes gedeckt sein".