Geisenfeld
Stadt plant Bau von Sozialwohnungen

Handlungsbedarf wegen oft unbezahlbarer Mieten Kauf eines Baugrundstücks im Zentrum als Auftakt

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Geisenfeld (GZ) Mietwohnungen auf dem freien Markt sind auch in Geisenfeld für viele Menschen nicht mehr bezahlbar. Darauf will man jetzt im Geisenfelder Rathaus reagieren – mit einem Einstieg in den sozialen Wohnungsbau. Ein erstes Grundstück hierfür ist man gerade dabei zu erwerben.

„Tut mir sehr leid, aber wir haben nichts anzubieten.“ – Diesen Satz musste Bürgermeister Christian Staudter (USB) in den zurückliegenden Monaten häufig sagen. „Wir haben immer mehr Anfragen von Leuten, die günstigere Wohnung suchen, weil sie die teuren Mieten nicht mehr bezahlen können.“ Dass diese in den vergangenen fünf Jahren, bedingt durch Angebot und Nachfrage, deutlich nach oben gegangen sind, bestätigt auch Josef Fröschl vom Hallertauer Immobilienservice. „War 2010 bei einer Dreizimmerwohnung in Geisenfeld, Neubau, 70 bis 80 Quadratmeter, noch eine Kaltmiete von sechs bis 6,50 Euro zu erzielen, so sind es jetzt acht bis 8,50 Euro“, berichtet er.

„So mancher Normalverdiener kann sich das nicht mehr leisten“, weiß der Bürgermeister. Nach seinen Erfahrungen hat sich dieses Problem in den zurückliegenden Jahren auch im Gemeindebereich Geisenfeld verschärft, weshalb man hier nun auch von Seiten der Stadt Handlungsbedarf sehe. Man werde in den nächsten Jahren nach und nach selbst in den sozialen Wohnungsbau einsteigen, kündigt er an. „Wir sind gerade dabei, ein Grundstück zu erwerben, auf dem wir – nach Abriss des alten Gebäudes – drei oder vier Sozialwohnungen errichten wollen“, teilt der Rathauschef dazu mit. 142 000 Euro sind im diesjährigen Stadthaushalt für den Erwerb dieser Fläche eingeplant. Um welches Grundstück es sich handelt, will er aufgrund der noch nicht erfolgten Beurkundung nicht verraten, nur soviel: „Es ist im Stadtzentrum.“

Drei, vier Wohnungen sind nicht viel, weiß auch Staudter, „aber das soll ja erst der Einstieg sein“: Ein Instrument, um hier auch in Zukunft regelnd in den Markt eingreifen zu können, sieht man die erst vor einigen Wochen vom Stadtrat verabschiedete Satzung, mit der sich die Stadt bei Grundstücken im Ortskern ein besonderes Vorkaufsrecht einräumt.

Mit ihrer Initiative entspricht die Stadt einer Forderung, die der Deutsche Mieterbund schon seit Längerem erhebt. Er wirft Bund und Ländern vor, den sozialen Wohnungsbau zu lange stiefmütterlich behandelt zu haben. Habe es 1987 noch vier Millionen geförderte Wohnungen in Deutschland gegeben, so seien es derzeit nur noch 1,5 Millionen. Zudem würden jährlich rund 80 000 Wohnungen aus der zeitlich befristeten Sozialbindung herausfallen, womit sich das Problem noch verschärfe. So sieht das auch der Deutsche Städtetag, der deshalb vom Bund fordert, seine Mittel für den Sozialen Wohnungsbau deutlich aufzustocken, damit mehr Projekte dieser Art realisiert werden könnten.