Geisenfeld
Seit 30 Jahren kein Neupriester mehr

Pfarrer Josef Gietl war am 8. Juli 1984 der letzte Geisenfelder, der hier Primiz feierte – "Ein unvergessliches Erlebnis"

08.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

In seiner Heimatgemeinde herzlich empfangen wurden Josef Gietl am 1. Juli 1984, einen Tag nach seiner Priesterweihe. Eine Woche später fand dann in Geisenfeld die Primiz statt - Foto: Pfarrei Geisenfeld

Geisenfeld (GZ) Es ist ein ganz besonderes, weil seltenes Ereignis gewesen, das am 8. Juli 1984 in Geisenfeld gefeiert wurde: eine Primiz. Keiner damals – auch nicht Primiziant Josef Gietl – hätte aber wohl gedacht, dass es für 30 Jahre die letzte Feier dieser Art in der Pfarrei sein würde.

Sieben Mal seit dem Zweiten Weltkrieg konnten die Geisenfelder Primiz feiern, das vorletzte Mal 1969 beim mittlerweile verstorbenen Rottenegger Pfarrer Georg Fischer und das letzte Mal, wie gesagt, vor 30 Jahren bei Josef Gietl. Der ist seit 1989 Pfarrer in der Pfarrei St. Georg im Markt Altdorf. Als Filiale angeschlossen ist St. Peter Münchnerau, ein Stadtteil von Landshut. Insgesamt gehören 2500 Gläubige zu dem von Gietl betreuten Verbund. Zuvor war er für drei Jahre in Grafenwöhr und für zwei Jahre in Landshut Kaplan gewesen. Nahe Angehörige in Geisenfeld hat der 62-Jährige nicht mehr. Die Mutter ist 2007 gestorben, das Haus in der Weningstraße wurde verkauft. Aufgewachsen ist Josef Gietl in der Rathausstraße 5, wo sein Vater ein Geschäft für Eisenwaren, Waffen, Munition und Fahrräder führte (heute ein Optikergeschäft).

Erst mit 21 Jahren, als Spätberufener, entschloss sich Gietl, der zuvor eine Lehre als Bauschlosser absolviert hatte, für die Priesterlaufbahn. Zur seiner Priesterweihe am 30. Juni 1984 durch Diözesanbischof Manfred Müller fuhren damals rund 50 Geisenfelder nach Regensburg. Unvergessliche Ereignisse für die hiesige Pfarrei waren dann tags darauf der große Empfang, bei dem Gietl unter den Augen von rund 1500 Zaungästen mit der Kutsche durch Geisenfeld chauffiert wurde – in einem triumphal anmutenden Zug, wie die Geisenfelder Zeitung damals schrieb.

Und dann natürlich die Primiz selbst, die im Beisein von 3000 Gläubigen auf dem Schrannenplatz stattfand. Bei strahlendem Sommerwetter war vor dem Verwaltungsgebäude ein Volksaltar aufgebaut gewesen, dessen Zugang zwei aufwendig gestaltete Blumenteppiche säumten. Wochenlang hatten sich zuvor auch Chor und Kapelle auf das Ereignis vorbereitet. Der damalige Stadtpfarrer Anton Klinger dankte bei dem Gottesdienst auch der Mutter des Primizianten, „auf deren Schoß Josef Gietl das Beten gelernt hat“. Das Primizmahl für geladene Gäste fand später in der Festhalle Hörl in Gaden statt.

Josef Gietl kann sich an das kirchliche Großereignis in seinem Heimatort noch sehr gut erinnern: „So etwas ist einzigartig im Leben und deshalb unvergesslich.“ Auch sein silbernes Priesterjubiläum vor fünf Jahren hat er in Geisenfeld gefeiert, und zwar im Rahmen des damaligen Annafests, bei dem Gietl Hauptzelebrant war.

Seinen Schritt vom Sommer 1984 hat der 62-Jährige „noch keinen einzigen Tag bereut“, wie er sagt. Er sei immer noch „mit derselben Begeisterung“ Priester wie vor 30 Jahren – wenn da nicht die leidigen und immer mehr werden Verwaltungsaufgaben wären.