Geisenfeld
Schieflage: Storchenhorst wird saniert

Diesjähriger Nachwuchs ist genauso verendet wie der 2016 mit einem Sender versehene Jungvogel

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: DK

Geisenfeld (GZ) Wolfinchen, der 2016 "besenderte" Jungstorch tot, und auch alle diesjährigen Jungtiere verendet. - Von den Geisenfelder Störchen gibt es derzeit nur schlimme Nachrichten. Und jetzt kommt auf den LBV auch noch ein aufwendiges Projekt zu: Das Geisenfelder Nest muss zurückgebaut werden.

Die von der Kirchturm-Kamera gestreamten Bilder lassen keinen Zweifel: Im Storchenhorst sind keine lebenden Jungen mehr. "Noch nach der Kälteperiode Ende April waren ein paar Köpfchen zu sehen", berichtet Professor Hans-Joachim Leppelsack, "aber schon seit vielen Wochen rührt sich hier überhaupt nichts mehr". Der LBV-Kreisvorsitzende vermutet, dass der Geisenfelder Nachwuchs genauso verhungert ist wie der in Pfaffenhofen (siehe Bericht gestern). Möglicher Grund: Mangel an gemähten Wiesen, wo Störche vorwiegend ihr Futter sammeln.

Nicht geschafft hat es auch der Wolfinchen getaufte Jungstorch, der im vergangenen Sommer für wissenschaftliche Erkenntnisse mit einem Sender ausgestattet wurde. Wie Wolfi, sein Vorgänger 2015, verendete auch dieser Jungstorch auf dem Weg in den Süden. Wolfinchens Leben endete laut der vom Sender übertragenen Daten im südtürkischen Kurdengebiet unter einem Strommast.

Anders als die meisten Jungstörche aus dem hiesigen Raum machte sich Wolfinchen fatalerweise zur Ostroute auf, um nach Afrika zu gelangen. Und diese, so Leppelsack, führt über zahlreiche Kriegsgebiete "und ist so auch für die Vögel brandgefährlich". Auch der rund 2500 Euro teure Sender ist verloren. Er sollte eigentlich von einem zuverlässigen Gewährsmann geborgen werden, "der hat es aber nicht gewagt, ins betreffende Gebiet hineinzufahren", erzählt der LBV-Kreisvorsitzende.

Und da ist noch ein anderes Projekt, in das Geld gesteckt werden muss: die Sanierung des Geisenfelder Storchenhorstes. Dieser hat sich mit den Jahren immer schiefer entwickelt, die Ausrichtung nach Osten ist auch von unten unübersehbar. Doch warum bauen die Störche ihr Nest so ungleichmäßig? "Wir wissen es nicht genau, aber wir gehen davon aus, dass sie beim Bau dem hier vorherrschenden Westwind ausweichen und so immer weiter nach Osten geraten", sagt der Geisenfelder Storchenhorstbetreuer Josef Bergmeister.

Das hiesige Nest befindet sich seit Februar 2001 auf dem Mälzerei-Kamin der früheren Klosterbrauerei. Bis dahin befand es sich auf dem benachbarten Sudhauskamin, wobei die Versetzung damals wegen des Umbaus des Gebäudes zur neuen Sparkassengeschäftsstelle notwendig wurde. Der alte Horst war damals rund 860 Kilogramm schwer, und "beim neuen dürfte zu diesem Gewicht nicht mehr viel fehlen", glaubt Bergmeister. Damit "nichts passiert" - damit also das Gewicht und die Schieflage nicht zu einem Herabstürzen des Horstes führen - wird dieser nun zurückgebaut. Der "schiefe Teil" des Nestes soll dabei deutlich reduziert werden. Geschehen wird dies laut Leppelsack vielleicht schon heuer im Herbst, und zwar unter Einsatz eines Kranes und einer Arbeitsbühne. Die Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt. Von dort sind dem LBV auch bereits Zuschussmittel aus dem Landschaftspflegeprogramm signalisiert worden.