Geisenfeld
Patriotstellung für Flüchtlinge im Visier

Landrat will im Fall einer Großzuweisung gewappnet sein Konkrete Pläne für Einquartierung gibt es aber noch nicht

20.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Zur Flüchtlingsunterbringung nutzbar wären laut Landrat die auf dem Patriotgelände verstreuten Gebäude - Foto: Geobasisdaten
© Bayerische Vermessungsverwaltung

Geisenfeld (GZ) Erstzugriffsrecht hin oder her: Wie es in nächster Zeit mit der Patriotstellung weitergeht, das bestimmt nicht die Stadt, sondern das Landratsamt in Pfaffenhofen. Denn dort hat man das Gelände im Feilenmoos als „Notobjekt zur Unterbringung von Flüchtlingen“ im Visier.

Am Donnerstag wird der Geisenfelder Stadtrat darüber entscheiden, ob die Stadt für das von der Bundeswehr zum 31. Dezember aufgegebene Gelände von ihrem Erstzugriffsrecht Gebrauch machen wird. Hört man sich in Stadtratskreis um, besteht an diesem formellen Beschluss kein Zweifel – auch deshalb, weil man sich in Sachen konkrete Nutzung noch nicht festlegen muss.

Und angesichts der Umstände wohl auch noch gar nicht kann. Denn wie der Geisenfelder Bürgermeister Christian Staudter (USB) jetzt von Landrat Martin Wolf (CSU) erfuhr, hat der Landkreis das rund 20 Hektar große Areal im Westen Geisenfelds ebenfalls im Visier. Es gelte, für den Fall gewappnet zu sein, dass der Landkreis kurzfristig mit einer Großzuweisung an Flüchtlingen konfrontiert werde.

„Wir sind bekanntlich in einer ganz prekären Situation“, äußerte sich der Landrat gegenüber unserer Zeitung zum Sachverhalt. Komme es etwa in einem der überquillenden Erstaufnahmeeinrichtungen zu einem Krankheitsausbruch, werde es mit einer geregelten Weiterverlegung der Flüchtlinge schnell vorbei sein. Dann stehe der Landkreis bald vor der Situation, eine größere Zahl an Flüchtlingen auf einmal irgendwo unterbringen zu müssen – „und zwar quasi von heute auf morgen“. Und dann, so der Landrat, „ist mir so ein Objekt lieber als die Zweckentfremdung von Schulturnhallen“.

Als Wolf vor einigen Tagen den Geisenfelder Bürgermeister von den Überlegungen in Kenntnis setzte, kam von Christian Staudter sofort der Hinweis auf der Lage des Geländes „mitten in der Pampa“, was eine Betreuung von Flüchtlingen – die Rede ist von bis zu 100 Personen – nur schwer vorstellbar mache.

Der Landrat lässt diesen Einwand freilich nicht gelten. Trete der oben skizzierte Ernstfall ein, dann gehe es vorrangig darum, „Menschen ein beheiztes Dach über dem Kopf und sanitäre Einrichtungen anbieten zu können“, was hier der Fall sei, und zwar „besser als in Zelten und in Containern“. Die Räumlichkeiten in der Anlage könnten im Fall der Fälle „sofort bezogen“ werden, und binnen zwei Tagen, so glaubt Wolf, könnten sie als Flüchtlingsunterkunft in Betrieb gehen.

Und wer kümmert sich dann dort um die Menschen? Wer versorgt sie so weit ab vom Schuss mit den Dingen des täglichen Lebens? Hier sind laut Wolf als „Erstbegleiter“ Kräfte vom Roten Kreuz und der Feuerwehren im Gespräch. Wie Wolf betont, gebe es für die Unterbringung von Flüchtlingen im Feilenmoos aber derzeit „noch keinerlei konkrete Planungen“.

Wenn es aber so weit kommt, „steht alles Weitere in den Sternen“, ist sich auch Bürgermeister Staudter bewusst. Dann bleibe abzuwarten, wann das Gelände wieder für eventuelle städtische Vorhaben zur Verfügung stehe. Es sei nun mal so, dass die Gemeinden kaum Mitspracherechte hätten, wenn es um die Nutzung bisheriger Bundeswehreinrichtungen zur Unterbringung von Flüchtlingen geht.

Energischer Widerspruch kam von Staudter freilich gegen anderweitige Pläne des Landratsamtes. Diesem waren im Bereich Rosenstraße und Kleine Rosenstraße von privater Seite zwei weitere Objekte zur Einquartierung von Flüchtlingen angeboten worden. Zusätzlich zu dem Gebäude, in dem bereits acht junge Männer aus Eritrea untergebracht sind und in dem laut Staudter noch bis zu 30 weitere Platz finden können.

Bei einer Nutzung der zwei weiteren Gebäude wäre eine Einquartierung von bis zu 100 Flüchtlingen möglich geworden – „und dies in einem sehr kleinräumigen Bereich“, so der Bürgermeister. Diese „viel zu starke Massierung hätte das soziale Gefüge hier massiv verändert“ – ein Hinweis, dem dann auch das Landratsamt Rechnung getragen habe. „Wir haben deshalb entschieden, diese Angebote nicht anzunehmen“, bestätigte Landrat Martin Wolf gegenüber unserer Zeitung.

Stand gestern sind es 39 Asylbewerber und Flüchtlinge, die in Geisenfeld untergebracht sind. Neben den genannten acht sind dies noch 31 Personen überwiegend aus schwarzafrikanischen Ländern, die in der Scheuerer Siedlung einquartiert sind. Das in den vergangenen Wochen genutzte Objekt in Gaden ist nach Auskunft des Landratsamtes derzeit frei.