Geisenfeld
Marktführer mit Biogas-Motoren

Von den rund 14.000 Anlagen in Deutschland sind etwa 4000 mit Aggregaten der Firma Hagl ausgerüstet

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Firmenchef Klaus Hagl (rechts) mit einem seiner etwa 70 Mitarbeiter vor einem der Biogas-Aggregate, wie sie in den vier Produktionshallen im Gewerbegebiet gefertigt werden. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Kommen hochkarätige Gäste nach Geisenfeld, gehört sehr oft ein Besuch bei der Firma von Nikolaus Hagl zum Besuchsprogramm - und das hat seinen Grund: Das Unternehmen hat sich zum deutschen Marktführer bei der Produktion von Biogasmotoren gemausert. Ein Firmenbesuch.

Sie erinnern ein wenig an U-Boot-Bauteile, die weiß lackierten Motoren, die überall in den vier Produktionshallen herumstehen oder gerade in der Fertigung sind. Etwa 400 solcher Gasmotoren werden pro Jahr hergestellt - etwa 100 Megawatt Strom werden damit produziert. Von den rund 14.000 Biogasanlagen in Deutschland laufen 4000 mit Motoren made in Geisenfeld. "Deutschland ist mit über 90 Prozent natürlich unser wichtigster Absatzmarkt" sagt der Firmenchef, Anlagen aus Geisenfeld gehen aber auch nach Frankreich, Österreich, Tschechien, Italien, in die USA, nach Kanada und auch noch Korea und Indonesien.

Angefangen hat alles im Jahre 1987, als der gebürtige Geisenfelder und gelernte Elektromeister seine eigene Elektro-Installationsfirma auf dem Gelände des ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebes seiner Eltern gründete. Früh spezialisierte er sich zusätzlich auf den Aggregatebau und die Stromerzeugung und entwickelte eigene Produkte, zunächst vorrangig zum Einsatz bei der Hopfentrocknung und -pflücke. Im Jahr 1992 entschloss sich der heute 54-Jährige, in den Biogasmarkt einzusteigen. Allerdings hatte sich Hagl schon ein paar Jahre zuvor "im Stillen", wie er gesteht, die erste Anlage zur Produktion von Strom aus Biogas gebaut. Als "Schnupperphase", wie er es heute schmunzelnd bezeichnet.

Mit dem Einstieg in den Bereich der regenerativen Energien - mit der staatlichen Förderung entsprechender Anlagen - stieß der Geisenfelder in eine Marklücke, wie sich in den Folgejahren zeigen sollte.

82 Prozent der Anlagen sind solche, die mit nachwachsenden Rohstoffen (etwa Mais oder Getreide) "gefüttert" werden. Bei den restlichen Anlagen entsteht der Strom aus Gas, das bei der Vergärung von Abfall entsteht. "In ihrem Aufbau sind diese mit den NawaRo-Anlagen fast identisch\", lässt Hagl wissen, der sich in seiner Freizeit gerne der Jagd widmet. Etwa 70 Mitarbeiter beschäftigt die Firma, wobei diese Zahl seit mehreren Jahren ziemlich konstant ist - und dies hat zwei Gründe: Zum einen ist eine Betriebserweiterung vor Ort nicht mehr möglich, und zum anderen hat auch die Firma Hagl ein massives Problem, geeignete Facharbeiter zu finden.

Ob man in den nächsten Jahren zumindest von strukturellen Problemen verschont bleibt, "dies hängt maßgeblich von den politischen Rahmenbedingungen ab", sagt der Unternehmer. Beispiel sei die Größenbeschränkung für Gülleanlagen, die nach dem Wunsch der Branche dringend nach oben verschoben werden müsste, "weil sich die betrieblichen Realitäten, vor allem in den neuen Bundesländern, geändert haben".

Was der Branche einen Wandel bescheren wird, ist in jedem Fall die individuell nach 20 Jahren auslaufende EEG-Förderung. "Bei den ersten Anlagen ist dies demnächst der Fall", so Hagl. Mit dieser Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gibt es auch bei der Stromproduktion aus Biogas einen dauerhaft garantierten Abnahmepreis. Ein lukratives Angebot, das indirekt jedoch für den vorherrschenden Trend zu Monokulturen verantwortlich ist, kritisieren Ökologen.

Mit dem Auslaufen ihrer EEG-Förderung müssen sich Biogas produzierende Betriebe in Zukunft selbstständig an der Strombörse einen Käufer suchen. Trotz dieses Wandels bleibt der Geisenfelder Unternehmer für seine Branche jedoch zuversichtlich. Je mehr die Stromerzeugung in Deutschland auf Photovoltaik und Windkraft umgestellt werde, um so bedeutender werde auch die Rolle von Biogas - "und zwar als unverzichtbarer Lückenfüller". Schließlich gebe es sehr oft Zeiten mit einem hohen Stromverbrauch, zu denen es windstill ist und auch Photovoltaik nicht funktioniert, weil es dunkel ist. Und hier komme dann dem Biogas eine äußert wichtige Rolle zu, erläutert Hagl: "Weil es bis zu 48 Stunden lang gespeichert und der daraus erzeugte Strom dann nach Bedarf abgegeben werden kann".

Klaus Hagl sieht sich für die Zukunft also gut aufgestellt - was auch die Stadt Geisenfeld freuen wird, schließlich gilt das Unternehmen als einer der bedeutendsten Gewerbesteuerzahler der Kommune. Dazu sagen will der 54-Jährige freilich nichts, und Gleiches gilt für die Umsatzzahlen. "Die hab ich gar nicht im Kopf", sagt er mit einem Lächeln.