Geisenfeld
Mandatsliederlegung für Hans Schranner kein Thema

22.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

Geisenfeld (GZ) Um "nicht noch mehr Schaden für die Stadt anzurichten", wurde Hans Schranner am Donnerstagabend von mehreren Ratskollegen aufgefordert, sein Mandat niederzulegen. GZ-Redakteur Gerhard Kohlhuber wollte von dem CSU-Stadtrat wissen, wie er dazu steht.

Herr Schranner, haben Sie sich schon entschieden?

Hans Schranner: Wenn all jene gehen müssten, die grad eine andere Meinung haben, würden nur noch Ja-Sager übrig bleiben.

Aber ist es denn mit den Amtspflichten eines Stadtrates vereinbar, wenn er als Lobbyist einiger Interessengruppen gegen das wichtigste städtische Projekt vorgeht?

Schranner: Unter Umständen ist dies sogar die Amtspflicht! Würde ein Ratsmitglied zum Beispiel in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnen, wäre es selbstverständlich, sich mit seinem Wissen für die Belange der betroffenen Bewohner einzusetzen, ohne dass auch nur einer auf die Idee käme, ihm "Lobbyismus" vorzuwerfen.

Von einem Stadtrat wird erwartet, dass er Beschlüsse des Gremiums mitträgt, auch wenn er selbst anderer Meinung ist. Warum nehmen Sie sich hier eine Extrawurst heraus?

Schranner: Stimmt doch gar nicht: Wegen dieses Interviews habe ich als Wurstliebhaber heute Mittag sogar auf meine Weißwürste verzichtet!

Bei ihren Trassenbegehungen kurz vor den Kommunalwahlen war noch keinerlei Rede davon, dass Sie gegen die Nordwest-Trasse sind. Am Sachstand hat sich seitdem aber so gut wie nichts geändert. Woher also der plötzliche Sinneswandel?

Schranner: Dass die optimale Lösung für das Geisenfelder Verkehrsproblem noch nicht gefunden ist, hatte ich damals bereits in meinem Schlusswort. In der Zwischenzeit habe ich noch die Planungs-Unterlagen Nord ausführlich durchstudiert. Da ist für Geisenfeld wenig Nutzen rauszulesen, außer der vagen Möglichkeit der Fortsetzung Süd. Und trotzdem kostet diese reine Fernstraße der Stadt schon sehr, sehr viel Geld, das unter Umständen "zum Fenster hinaus geworfen wird"

Sie argumentieren damit, dass Ihnen die zehn Prozent Entlastung, die die Nordtrasse bringt, angesichts der hohen Kosten zu wenig sind. Alle ihre Stadtratskollegen gehen freilich davon aus, dass der Freistaat diese Nordtrasse in Form einer Südtrasse fortsetzen wird. Sie offenbar nicht, oder?

Schranner: Der Staat erhält mit "Nord" für seinen Kostenanteil endlich eine durchgehend gut ausgebaute Landstraßenverbindung Augsburg-Regensburg und darüber hinaus. Und Geisenfeld zahlt dafür mit. Die Südtrasse steht meiner Meinung nach in den Sternen. Ilmtal-Querung, ohne die Wirkung der Hochwasserfreilegung zu gefährden, oder fehlendes Geld beim Staat – da gibt es noch viele Unwägbarkeiten.

Herr Schranner, können Sie nachvollziehen, dass Hunderte von Geisenfeldern, die tagtäglich unter dem Verkehr leiden, stinksauer auf Sie sind?

Schranner: Als Anwohner der B 300 leide ich seit frühester Jugend mit ihnen! Angenommen: Nord wird für sechs Millionen aus dem Stadtsäckel gebaut. Der Fernverkehr von Langenbruck her rauscht durch ein Gebiet, das vielfach als Naherholungsgebiet vor den Toren der Stadt bezeichnet wird, in Richtung B 16 und umgekehrt – wofür sonst wird der riesige Kreisel gebaut mit der Möglichkeit einer zusätzlichen Brücke darüber – und "Süd" kommt gar nicht. Dann es bleibt bei den zehn Prozent, Dann – und erst dann – ist der Bürger zurecht sauer !