Geisenfeld
Kraft und Atem schenken

Die Staudters und ihr Kampf gegen die unheilbare Mukoviszidose Benefizkonzert am Freitagabend

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Schlagersängerin Claudia Jung engagiert sich immer wieder für cfi-aktiv. Diesen Freitag liest und singt sie ab 19 Uhr zusammen mit den Diatonisch'n Druckknöpf' bei der Benefizveranstaltung in der Ingolstädter Leo-von-Klenze-Schule. Karten gibt es bei allen Geschäftsstellen unserer Zeitung für 14 Euro (ermäßigt fünf Euro). - Foto: Esser

Geisenfeld (GZ) Auf eine harte Probe hat das Leben Henriette und Christian Staudter vor 34 Jahren gestellt, als bei ihrem Sohn Michael die unheilbare Erbkrankheit Mukoviszidose diagnostiziert wurde. Bis heute stellt sich die Familie der Herausforderung erfolgreich und mit enormem Engagement.

"Michael ist das beste Beispiel, was man trotz der Krankheit erreichen kann", sagt Henriette Staudter. Als er vor 34 Jahren zur Welt kam, war über Mukoviszidose wenig bekannt. "Außer dass die meisten Kinder früh sterben", so Staudter. Beide Teile des heutigen Bürgermeister-Ehepaars tragen das schlechte Gen in sich, sind aber nicht krank. "Gewusst haben wir das nicht", erinnert sich die Mutter. Aber ihr erstes Kind hat das Glücksspiel gegen das Schicksal verloren. "Das war ein harter Schlag, aber wir haben den Kampf angenommen. Und Michael führt ihn bis heute mit viel positivem Denken und Kampfgeist erfolgreich."

Inzwischen ist er 34 Jahre alt, kommt mit Hilfe von Medikamenten, hoher Disziplin und täglicher Therapien aber gut mit der Krankheit zurecht. "Er hat einen Vollzeitjob bei der Bank, eine wundervolle Partnerin und selbst zwei Kinder", erzählt Henriette Staudter. Und außerdem zwei Geschwister. "Die nicht einmal das schlechte Erbgut in sich tragen", berichtet die Mutter. Dass sie noch zweimal schwanger wurde und in beiden Fällen das Schicksalsspiel gut endete, bezeichnet sie neben Michael als ihr größtes Glück. Und dessen Krankheit habe auch Gutes mit sich gebracht. "Ohne sie hätten wir nie Christiane Herzog kennengelernt", sagt Michael Staudter heute. Und seine Mutter wohl nie die höhere Bestimmung ihres Lebens entdeckt.

Christiane Herzog, im Jahr 2000 verstorben, war die Frau des späteren Bundespräsidenten Roman Herzog - und über Jahre die engste Verbündete der Staudters im Kampf gegen die Mukoviszidose. Auf der Suche nach Gleichgesinnten lernten sie die drei Selbsthilfevereine in München kennen, die es damals gab. Christiane Herzog engagierte sich. "Sie war eine gigantische Frau mit einem gewaltigen Arbeitspensum", erzählt Henriette Staudter heute. Und sie ließ sich von der späteren Präsidentengattin anstecken. Sie arbeitete mit, übernahm Verantwortung - und schaffte 2005 den Zusammenschluss der drei Gruppierungen zur heutigen cf-initiative-aktiv, der Henriette Staudter bis heute vorsteht.

Jahr für Jahr sammeln die rein ehrenamtlich agierenden Helfer rund 200 000 Euro an Spendengeldern ein, mit denen speziell geschulte Ambulanzschwestern, Atem- und Physiotherapeuten finanziert, aber auch Defizite der Krankenkassen ausgeglichen werden. Henriette Staudter hat für cfi-aktiv sogar ihren Beruf aufgegeben. "Früher war ich Berufsschullehrerin. Aber mein Mann sagte nach dem Mutterschutz, ich soll das machen, was mich erfüllt." Und die Muko-Hilfe erfüllt sie voll und ganz.

Seit Christian Staudter Bürgermeister ist, hat seine Frau dessen Arbeitszimmer in ein Büro von cfi-aktiv verwandelt. Auf finanzielle Entlohnung verzichtet sie ebenso wie alle anderen Vorstandsmitglieder aus Südbayern. Nur einen Wagen für die vielen Dienstfahrten hat sie gesponsert bekommen. Ansonsten versucht sie zu helfen, wo sie kann. 1224 Mitglieder hat ihr Verein mittlerweile. Durch verbesserte Medikamente und Therapien steigt die Lebenserwartung der Patienten langsam an - und mit ihr auch die Aufgaben. "Es geht um die psychische Betreuung der Partner unserer Patienten. Und gerade suche ich sogar einen betreuten Platz im Seniorenheim für einen", fügt sie an. Die Betroffenen werden älter, der Betreuungsaufwand größer. Früher sind sie meist als Kinder gestorben. Jetzt geht es auch um den Übergang von der Betreuung an einer Kinderklinik an ein Krankenhaus für Erwachsene. "Wir verhandeln gerade mit den Münchner Universitäten, um eine Übergangsambulanz ins Leben zu rufen", berichtet Staudter.

"Kraft und Atem schenken", formuliert sie ihr Ziel. Und fehlt ihr mal der Antrieb, denkt sie an ihren Sohn Michael, der ihr erst vor Kurzem versprach: "Ich werde 90 Jahre alt!" Ob er das schafft, vermag seine Mutter nicht zu sagen. "Ich werde es leider selbst nicht mehr miterleben können", meint sie. "Aber es gäbe nichts, worüber ich mich mehr freuen würde."