Geisenfeld
Kostenexplosion erzürnt Stadträte

Rottenegger Dorfplatz kommt wohl um rund 150 000 Euro teurer als kalkuliert – Planer in der Kritik

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Geisenfeld (GZ) 360 000 Euro: Diesen Betrag hatte der Stadtrat für die Anlage des Rottenegger Dorfplatzes als Obergrenze angesetzt. Jetzt wird das Projekt wohl rund eine halbe Million Euro kosten. Architekt Andreas Mühlbauer musste sich deshalb in der jüngsten Ratssitzung massive Vorwürfe anhören.

Die 178 000 Euro teuren Baumeisterarbeiten sind seit einigen Wochen am Laufen, und in der jüngsten Stadtratssitzung standen nun eigentlich drei weitere Vergaben an: für die Landschaftsbau-, die Schreiner- und die Schlosserarbeiten. Gesamtvolumen der drei Gewerke laut Ausschreibungsergebnis: 278 000 Euro. Ergibt zusammen mit den Baumeisterarbeiten über 450 000 Euro, wozu dann noch die Elektroarbeiten und die Planungskosten kommen.

Angesichts einer derart massive Überschreitung des angesetzten Höchstbetrages zeigte sich in der jüngsten Stadtratssitzung so mancher Mandatsträger fassungslos – zumal der Staatszuschuss auf 136 000 Euro „gedeckelt“ ist, wie man erfuhr. Jetzt noch die Reißleine zu ziehen, dafür war es zumindest bei einem Großteil der Kosten allerdings zu spät. Möglich war dies lediglich noch bei den Schreiner- und den Schlosserarbeiten. Weil die jeweils günstigsten Angebote immer noch etwa hundert Prozent über der Kostenschätzung liegen (Schreinerarbeiten: 27 000 statt 14 690 Euro, Schlosserarbeiten: 41 200 statt 20 600 Euro), konnten die Räte diese Ausschreibungen aufheben und somit Mehrkosten von rund 32 000 Euro abwenden. Diese Arbeiten sollen nun – unter veränderten, kostensparenden Vorgaben – freihändig vergeben werden.

Anders hingegen bei den Landschaftsbauarbeiten, die neben den Bepflanzungen auch die Anlage der Wege und Platzflächen, die Pflasterungen sowie die Anschaffung und Aufstellung der vorgesehenen Spielgeräte enthalten. Diese Arbeiten wurden beschränkt ausgeschrieben, die Unterlagen an zehn Firmen versandt. Ein Angebot abgegeben hat freilich dann nur ein Unternehmen – die Geisenfelder Firma Gartenidee Kuchler zum Angebotspreis von rund 210 000 Euro.

Und dies, so wurde in der Stadtratssitzung sowohl vom Architekten Mühlbauer als auch von der Geisenfelder Bauamtsleiterin Irene Wimmer betont, ist angesichts der Ausschreibungsvorgaben „in keiner Weise ein überzogener Preis“. Schließlich, so der Architekt, habe sich die aktualisierte Kostenschätzung für die Landschaftsbauarbeiten auf 242 000 Euro belaufen. „Das Angebot über 210 000 Euro ist damit zweifelsohne zu werten“, betonte denn auch Irene Wimmer. Eine Aufhebung könnte im konkreten Fall „Schadensersatzansprüche nach sich ziehen“.

Das Kind, so schwante es dem Gremium recht schnell, ist hier schon viel eher in den Brunnen gefallen – als die Summe der Wünsche in Sachen Landschaftsbauarbeiten die kalkulierten Kosten nach oben schnellen ließ.

Doch was ist der Grund dafür? Architekt Mühlbauer nannte hier „die Vorgaben des Arbeitskreises“, die es in die Detailplanung zu übernehmen galt. „Das sind alles sinnvolle Einzelmaßnahmen, die aber halt dann zu gravierenden finanziellen Veränderungen geführt haben“.

„Wenn dem Arbeitskreis der Schwarze Peter zugeschoben werden soll, so weise ich das energisch zurück“ erklärte hierzu Erich Erl (FW), und Sebastian Zimmermann (ILM), wie Erl Mitglied im Arbeitskreis, stieß ins selbe Horn. Der Arbeitskreis habe lediglich Nutzungsvorstellungen in die Planung eingebracht und sei in die Details wie etwa die Ausführung der Spielgeräte überhaupt nicht eingebunden gewesen. Spätestens nach der ersten Auftragsvergabe hätte hier vom Architekten „ein Stopp gesetzt werden müssen“, erklärte Erl.

Noch deutlicher wurde Wolfgang Hollweck (USB): „Das war nicht sauber kommuniziert“, schimpfte er. Der Architekt, so komme es ihm vor, habe sich „für die finanziellen Vorgaben überhaupt nicht interessiert“ und „einfach munter weitergeplant“. Man hätte sich vor dieser Ausschreibung „vielleicht zusammensetzen sollen“, räumte der Architekt ein, was Reinhard Bachmaier (USB) recht trocken kommentierte: „Das vielleicht können sie sich sparen.“

Gegen die Stimmen von Wolfgang Hollweck und Erich Deml (CSU) wurden die Landschaftsarbeiten schließlich an die Firma Kuchler vergeben. „Mit dieser können wir sicherlich noch sachlich über das eine oder andere Detail reden“, meinte Bürgermeister Christian Staudter (USB). „360 000 Euro waren wohl nur Wunschdenken“, konstatierte er. 500 000 Euro seien da schon eher realistisch. Freilich nur, wenn es bei der nächsten Arbeitskreissitzung am 3. Juli gelingt, bei den noch ausstehenden Gewerken deutlich abzuspecken.