Geisenfeld
Jagd auf wilde "Bestien" im Feilenforst

Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren im Raum Geisenfeld Wölfe heimisch – Zahlreiche Jagden überliefert

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Die Wolfsjagd mit dem Netz, so wie auch im Geisenfelder Forst praktiziert, zeigt dieser Kupferstich von Johann Elias Ridinger, dem berühmten Jagdmaler des 18. Jahrhunderts aus Augsburg - Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (GZ) Im Raum Miesbach hat er unlängst ein Schaf gerissen, und auch im Allgäu ist er vor kurzem gesichtet worden, der Wolf. Noch sind es sporadische Fälle, aber irgendwann werden die Raubtiere wieder fest zu Bayern gehören.

Das sagen zumindest Experten. Vielleicht wird es sie dann auch wieder im Feilenforst geben – dort, wo Wölfe bis ins 19. Jahrhundert heimisch waren.

Zahlreiche Wolfsjagden wurden damals vom hiesigen Wildmeisteramt veranstaltet, daran erinnert noch heute ein Weg im Dürnbucher Forst mit der Bezeichnung „Luderstattgeräumt“. Hier war der Platz, an dem das „Luder“ ausgelegt wurde, das die Wölfe anzog.

Die ältesten Aufzeichnungen über Wölfe im Feilenforst sind aus dem 16. Jahrhundert erhalten, heißt es in Aufzeichnungen des Geisenfelder Heimatpflegers Helmut Weinmayer. Zum Beispiel enthält das Jagdregister des Herzogs Wilhelm IV. vom Jahr 1545 eine Notiz, dass der Jägermeister Wastian von Geisenfeld in dem Forst drei Wölfe gefangen und nach München geliefert habe.

In einem Bereich, der kleiner ist als Oberbayern, wurden pro Jahr bis zu 116 Wölfe an den Herzogshof nach München geliefert. Die höchsten Zahlen wurden in den Jahren 1645 bis 1658 erreicht, so Weinmayer. Das Wildmeisteramt Geisenfeld dufte dabei selbstständig Wolfsjagden veranstalten. Die Jäger des Klosters stellten dabei eine erwünschte Unterstützung dar. Die großen Wolfsjagden mit Netzen fanden in den Wintermonaten November und März statt, heißt es in den Aufzeichnungen des Heimatpflegers. Bei diesen Jagden wirken als Treiber auch die Bürger und Bauern mit, denen Wölfe oft ihre Viehherden dezimierten.

Neben dieser Hauptart der Wolfsbekämpfung gab es aber auch die Einzelpirsch, das Nachstellen mit Fallen, Wolfsgruben und Selbstgeschossen sowie das Aufsuchen des jungen Wurfes. Für jede zur kurfürstlichen Hauskämmerei eingelieferten Wolfshaut wurde vom zuständigen Amt eine für die damalige Zeit hohe Prämie von neun bis 18 Gulden bezahlt.

Fast bei jedem Ausgabenposten für Anlieferung von Wolfspelzen findet sich in einer eigenen Rubrik des Jagdregisters eine Notiz, welche darauf hinweist, auf welche Weise die Beute errungen wurde. So heißt es in einem Bericht des Wildmeisteramts Geisenfeld: „Ein Tagwerker wurde im oberen Feilenforst von einem Wolf angefallen. Der Mann trug zum Glück seine Hacke bei sich; er konnte sich wehren und erschlug die Bestie“. Selbst in Gärten in der Vohburger und Ingolstädter Gegend wurden Wölfe erlegt. Wolfsjagden gab es im Feilenforst und im Dürnbucher Forst vereinzelt noch bis ins 19. Jahrhundert hinein. Dann waren die zu Unrecht als böse verrufenen Tiere in unserem Raum ausgerottet.