Geisenfeld
Im Repertoire 200 Lieder und fünf Messen

Mit Jubiläumskonzert am Sonntag feiert der Bayerische Singkreis am Sonntag sein 20-jähriges Bestehen

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Schon in seinen Anfangsjahren hat sich der Bayerische Singkreis unter der Leitung von Margit Meiers (links) ausschließlich aus Damen rekrutiert, und das ist so geblieben. Das Foto entstand bei einem Auftritt im Jahr 1999. - Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (GZ) Für Chorleiterin Margit Meiers ist er "ein Stückerl Heimat", für die Sängerinnen "eine schöne Gemeinschaft". Die Rede ist vom Bayerischen Singkreis, der am Sonntag mit einem Jubiläumskonzert seinen 20. Geburtstag feiert.

Am 14. Oktober 1996 trafen sich 15 Damen erstmals zur Probe im Musikraum der örtlichen Grundschule. Das sei eine Art "Testlauf" gewesen, erklärt Meiers. Dessen Gelingen hat das Chorprojekt bis heute zur lebendigen "Institution" gemacht. Seit dem Frühjahr 1997 gehört der Bayerische Singkreis als fester Bestandteil zum kulturellen Angebot der Volkshochschule. "Ich hab uns da gleich als reinen Frauenchor angemeldet, weil ich wusste, wie schwer es ist, männliche Stimmen zu gewinnen", sagt dazu die gebürtige Österreicherin, die schon in ihrer Ausbildung zur Volksschullehrerin Musik als Schwerpunktfach wählte, mehrere Instrumente spielt und eine Gesangsausbildung absolviert hat.

"Ich komm aus einem musikalischen Haus", erinnert sie sich schmunzelnd daran, schon mit sechs Jahren auf der Orgelbank sitzend für den Papa registriert zu haben. Vor 21 Jahren ist Meiers nach Geisenfeld gekommen - weil ihr Mann als Offizier der Bundeswehr in die Nähe versetzt worden war. Ihr "erster Anker" sei der Kirchenchor gewesen, wo sie auch Anneliese Lackermair kennenlernte. Die ehemalige Kulturreferentin hatte ein Volkslieder-Projekt gestartet, das zum damaligen Zeitpunkt ruhte. "Das könntest du doch weiter machen", habe die Religionspädagogin halb im Scherz gemeint. "Warum eigentlich nicht" habe sie sich gedacht, gesteht die Chorleiterin. Den "zweiten Anker" fand sie übrigens im Tennisclub - als Mitglied der Damenmannschaft und Trainerin.

Die Arbeit mache ihr bis heute Spaß, sagt die 63 Jährige, die mit Leidenschaft herauslockt, was "stimmlich in jeder Sängerin drinsteckt". Sie genieße aber auch das harmonische Miteinander, die Feiern zum Abschluss eines jeden Semesters und die Ausflüge. "Heuer waren wir auf Wunsch der Damen erstmals in meiner alten Heimat im Salzburger Land", verrät sie und ergänzt, dass man an den zwei Tagen "eine richtige Gaudi" gehabt habe.

Eine Heimat hat der Singkreis in der Förderschule gefunden - nach Stationen in der Grund-, Mittel- und Realschule. Wer den Probenraum betritt, wo gerade für das Jubiläumskonzert an den Feinheiten "geschliffen" wird, den empfängt die entspannte Atmosphäre eines Treffens unter Freunden. Auf die Frage, warum man sich gerade diesen Chor ausgesucht hat, kommen die Antworten im Staccato: "wegen der super Chorleiterin", "weil's einfach Spaß macht", "die Gemeinschaft ist so schön", "Lieder mit viel Herz, nicht so eine Nullachtfuffzehn-Auswahl" tönt es aus den unterschiedlichen Stimmlagen. Und dann ergänzt eine Junggebliebene: "Für mich ist das ein Anti-Aging-Programm." Ein neuer Aspekt, der Zustimmung hervorruft: "Genau, man muss sich konzentrieren, immer wieder was Neues lernen."

Schließlich gehören inzwischen 200 Lieder und fünf Messen zum Repertoire des 34-köpfigen Chores. Zu den Favoriten der Gruppe gehören dabei die Fischbachauer Messe, die Inntal-Messe von Kathi Stimmer-Salzeder und die Bauernmesse. Typische Volksmusik halt, "nicht zu verwechseln mit der volkstümlichen Musik", wie Meiers betont, die in so manchem österreichisch geprägten Werk "ein Stückerl Heimat" wiederfindet. Sie sei dem Wastl Fanderl und dem Tobi Reiser dankbar, dass diese über Generationen hinweg mündlich tradierte Musikliteratur erfassen und so der Nachwelt erhalten. Volksliedgut braucht für eine gute Interpretation nicht Perfektion, sondern vor allem "Ehrlichkeit", postuliert Meiers. Klar, ohne Schnörkel "aber mit aufrichtigem Herzen muss es gesungen werden", so ihre Überzeugung.

Und Holledauerisches? Das sei vom Stil er eher "männlich", manchmal sehr frivol und passe weder textlich noch klanglich "in unser rein weibliches Ensemble". Ein stimmungsvoller Jodler hingegen findet schon Einlass in den Notenkoffer.

Schon bald nach der Gründung hatte der Singkreis ein festes Jahresprogramm. "Erster Fixpunkt" sei dabei das Passionssingen in der Kirche St. Ulrich zu Ainau gewesen, das man gemeinsam mit der Birnthaler Saitnmusi gestaltet, erinnert sich Meiers. Es folgten Auftritte beim Christkindlmarkt, im Altenheim, bei der Maiandacht und zum Rorate-Fest. Mittlerweile ist auch der Bauernjahrtag fest im Terminkalender notiert. Aus dem ganzen Landkreis kommen die Sängerinnen nach Geisenfeld, infolgedessen hat sich auch der Auftrittsradius vergrößert. Alle drei Jahre gestaltet das Ensemble das Passionssingen in Ingolstadt mit, im gleichen Turnus sind die Damen beim Mariensingen in St. Kastulus dabei. "Nur bei einem Hoagartn wird man uns nicht erleben", meint Meiers. Die Größe des derzeit 35 Stimmen umfassenden Chores würde einen solchen Rahmen einfach sprengen. Besonders am Herzen liegt Meiers das Adventssingen, das sie vor vier Jahren ins Leben gerufen hat. Mit Karl Lindinger als Erzähler erfreue sich dieser vorweihnachtliche Auftritt großer Beliebtheit.