Geisenfeld
"Helfen war selten schöner"

Benefizkonzert: Umjubelte Musiker singen 2140 Euro in die Kasse der Mukoviszidose-Hilfe

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Foto: Magdalena Zurek

Geisenfeld (GZ) Wie Popstars sind sie gefeiert worden, die Solisten des Benefizkonzertes „Orchideen der Musik“. Stehende Ovationen, Bravorufe und Kommentare wie „Das hat Geisenfeld noch nicht erlebt“ waren am Sonntagabend der Lohn für einen außergewöhnlichen Auftritt im Rathaussaal.

Ansonsten hatten die vier Interpreten – studierte Musiker und Sänger, die sonst in Hauptrollen auf großen Bühnen brillieren – auf jegliche Bezahlung verzichtet. Sie baten um Spenden, um jenen Atem zu schenken, denen die bis heute unheilbare Krankheit Mukoviszidose buchstäblich die Luft zum Leben nimmt.

Dass da etwas anderes passieren würde als bisher bei Rathauskonzerten üblich, deutete sich schon beim Betreten des Saals an. Die Bühne stand links statt mittig, die Bestuhlung nutzte die Tiefe des Raumes. Was angesichts der nachfolgenden Stimmgewalt durchaus Sinn ergab. So viel akustische Energie braucht Platz. Doch damit nicht genug der Ungewöhnlichkeiten. Statt mit getragener Mine ausschließlich der ernsten Muse zu frönen, präsentierten die Künstler mit überbordender Spielfreude ein gesangliches Kaleidoskop voller Action, Humor – und sogar mit einem Hauch an Erotik.

Da liest ein Leporello (Bariton Martin Cooke) die lange Liste der Liebschaften Don Giovannis mit Hilfe seines iPads ab. Tenor Bonko Karadjov hadert als Don Basilio in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ mit seinem Mantel aus Eselshaut und landet dabei schon mal bäuchlings auf dem Boden. Mal kokett, mal verzweifelt und als Mädchen aus Cadiz gemäß Libretto hinreißend lasziv eroberte Sopranistin Dorothee Koch die Herzen. Natürlich gehörten zudem ergreifende Arien und feurige Duette zum Programm. Dargeboten mit umfangreicher Dynamik, beachtlichem Volumen und einer klaren Artikulation bis hin zum mehrfach zu hörenden Hohen C.

Bescheiden im Hintergrund saß Mayuko Obuchi. Die preisgekrönte Pianistin machte dennoch aus der bloßen Begleitung des Gesangs ein einfühlsames Erlebnis. Als Solistin lotete sie zudem über die Klaviatur tänzelnd, bisweilen versonnen und gelegentlich wild die Tiefen von Chopins „Drei Mazurkas“ aus. Ihre Interpretation der Etude über die „Schwarzen Tasten“ hinterließ ungläubiges Staunen. So also hört sich Perfektion an. Von der enthusiastischen Reaktion des Publikums war Bonko Karadjov zu Tränen gerührt. „Ich möchte einfach helfen“, begründete der Initiator des Projekts sein Engagement. Er hoffe, „dass meine Träume irgendwann der Boden der Tatsachen werden“.

Das wäre erreicht, wenn es gelänge, die für die Erkrankung verantwortlichen defekten Proteine wieder funktionsfähig zu machen. Der Reinerlös des Abends – 2140 Euro – soll in eine vielversprechende Forschungsarbeit fließen. Henriette Staudter dankte als Vertreterin der Mukoviszidose Stiftung cfi-aktiv Sponsoren und Spendern. Und Landrat Martin Wolf sprach als Schirmherr und musikbeflissener Moderator am Ende aus, was viele dachten: „Helfen war selten schöner.“