Geisenfeld
"Haben wir es jetzt nicht schön"

Dank guter Vorbereitung geht der Umzug vom alten ins neue Seniorenheim reibungslos über die Bühne

22.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

 

Geisenfeld (GZ) Die Tage des „alten“ Geisenfelder Seniorenheimes sind gezählt. Am Samstag sind die Bewohner in ihre neuen Räume umgezogen. Nun heißt es, sich einleben in der neuen Umgebung. Nebenan rücken derweil wohl bald die Abrissbagger an.

Eine, die dem Umzug in ein größeres, helleres Zimmer schon tagelang entgegengefiebert hat, ist Maria Lenzki. Sie sei „ganz aufgeregt“, gesteht die 87-Jährige, noch kurz bevor es „ernst“ wird. Schließlich steht Weihnachten vor der Tür und sie möchte das Fest nicht zwischen Umzugskartons verbringen. Manchen Bewohner hatte die Sorge umgetrieben, „nicht rechtzeitig mit dem Einpacken fertig zu werden“. Eine Befürchtung, die sich als unberechtigt erweist.

Am Umzugstag sind dank der tüchtigen Mithilfe von Angehörigen alle persönlichen Habseligkeiten bereits in den neuen Schränken verstaut. In den Fluren ist kaum etwas von Hektik zu spüren. Im Erdgeschoss sind zwei Frauen gerade dabei, einen großen Blumenkübel in Szene zu setzen. Ansonsten geht es hauptsächlich darum, die Bewohner selber in ihre neuen Zimmer zu führen. Manche, wie Maria Lenzki, sind noch gut zu Fuß, andere nutzen den Rollator oder werden im Rollstuhl geschoben. Da ist es gut, dass im neuen Gebäude Barrierefreiheit herrscht.

Im Büro von Heimleiterin Gertrud Enzinger haben sich derweil fünf ehrenamtliche Helfer des BRK eingefunden. Ihnen kommt eine besondere Rolle zu: Sie sollen die bettlägerigen Senioren transportieren. Ein Teil der Betroffenen ist an Demenz erkrankt und kann nur schwer einordnen, was da gerade mit ihnen passiert. Kein Problem für die erfahrenen Männer des Rettungsdienstes. Immer wieder reden sie einer älteren Dame gut zu, während sie allerlei technische Finessen anwenden müssen, um in der Enge des alten Hauses mit der fahrbaren Trage zurechtzukommen. Alles läuft harmonisch ab, gute Laune liegt in der Luft. Der Ausblick auf eine deutlich verbesserte Wohn- und Arbeitsqualität gebe halt „einen tüchtigen Motivationsschub“, verrät Enzinger augenzwinkernd.

Der Geist der neuen Architektur sei es, „Gemeinschaft zu stiften“, hatte Robert Seitz, Abteilungsleiter Soziale Einrichtungen bei der Caritas Regensburg, ein paar Tage zuvor in einem Gespräch mit der Heimatzeitung gesagt. Wer die Umzugshelfer begleitet, versteht, wie das gemeint ist. Das Erdgeschoss gibt sich „öffentlich“, Mehrzweckraum und Cafeteria heißen Gäste willkommen, die Verwaltung zeigt sich „gläsern“, symbolisiert Transparenz. Die hauseigene Kapelle befindet sich ebenfalls hier unten und ist, wie der Aussegnungsraum, „ganz bewusst auch Besuchern zugänglich“, wie Seitz betont,

Nach oben geht es im sprechenden Fahrstuhl, der laut und deutlich kundtut, auf welchem Stockwerk man sich grad befindet. Die beiden Obergeschosse sind dem Privaten vorbehalten. Neben den Zimmern der Bewohner gibt es großzügige Aufenthaltsbereiche, sogenannte „Marktplätze“, die der Kommunikation dienen. Da wird geratscht, gegessen oder gebastelt. „Haben wir es jetzt nicht schön“ meint eine Seniorin, die bereits an einem der Tische mit Blick auf den Kirchturm Platz genommen hat. „Auch in diesen Räumen wird immer Personal präsent sein, um die Versorgung der Senioren sicherzustellen“, erklärt Enzinger. Und weil die Küche bekanntlich der Raum ist, wo man sich selbst bei Partys am liebsten aufhält, gibt es davon je Wohnetage eine. Sozusagen für „soziales Kochen“. Apropos Essen. Die Zeiten von vorbestellten Menüs, serviert auf einem grauen Tablett sind vorbei: Stattdessen gibt es zu jeder Mahlzeit ein reichhaltiges Büffet zur Auswahl.

Derlei Komfort gibt es natürlich nicht umsonst. Bei einem Einzelzimmer müssen die Betroffenen nun 270 Euro im Monat mehr zahlen. Wobei dieser Anteil allein den Investitionskosten für den Bau geschuldet ist – „der Anteil für Pflege, Personal und Verpflegung bleibt gleich“, so die Heimleitung. Beschwerden hat Enzinger keine gehört, denn „die höhere Wohnqualität wiegt die höheren Kosten mehr als auf“, ist sie überzeugt.

Maria Lenzki jedenfalls findet ihr neues Zuhause „einfach grandios“. Und sie hofft, dass die neue Hauskapelle bis zum Heiligabend für den Gottesdienst bereitsteht. „Dann singen wir wieder alle Stille Nacht“, freut sie sich schon. Das Lied erinnert sie an die eigene Kindheit in Nikolsburg, einer Kreisstadt in der ehemaligen Tschechoslowakei. Bilder von Vertreibung und Flucht, aber auch von barmherzigen Menschen, die sie liebevoll aufnahmen, werden wach. Da ist der Duft von Mandarinen und Äpfeln am Christbaum, „das war ein Luxus“. Die fette Gans als Festbraten wird erst später zur schönen Tradition. Was heuer auf der Speisekarte stehen wird, weiß Maria Lenzki noch nicht. Aber, so hofft sie, der Trubel des Umzugs wird zum Fest vorbei sein. „Und dann hocken wir bei Kerzenlicht und einem schön gedeckten Tisch zusammen“, freut sie sich auf die Gemeinschaft mit den anderen Heimbewohnern.