Geisenfeld
Gar keine Hardware ist auch keine Lösung

Verfahrene Situation um technische Ausstattung der Grundschule Bringt Demo-Modell ein Umdenken?

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Geisenfeld (GZ) Es ist - mit den Worten des Bürgermeisters - "eine verfahrene Situation". Nach dem Nein des Stadtrats zu der von der Grundschule gewünschten Hardware-Ausstattung "muss geredet werden", sagt der Rathauschef. Denn gar keine Ausstattung ist schließlich auch keine Lösung.

24 Klassenzimmer wollte die Irlanda-Riedl-Grundschule mit Beamern, Dokumentenkameras und Laptops ausstatten lassen, doch der Stadtrat lehnte am 16. Juni den von der Rektorin und CSU-Rätin Gabriele Bachhuber vorgetragenen Antrag ab - gegen zwölf Stimmen aus den Reihen von USB, ILM und FW. Wortführer der Antragsgegner war dabei USB-Stadtrat Reinhard Bachmaier, von Beruf Rektor der Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen. Mit "Technik von gestern" können man die Kinder nicht auf morgen vorbereiten, erklärte er. Deshalb setze das Kultusministerium bei der Ausstattung moderner Klassenzimmer auf Whiteboards oder E-Tafeln. Diesen vom Ministerium bevorzugten Weg solle auch die Geisenfelder Schule gehen, so Bachmaiers Forderung.

Beim staatlichen Schulamt in Pfaffenhofen sieht man dies freilich etwas differenzierter. Schulrätin Karin Olesch, so erklärte sie gegenüber unserer Zeitung, sieht "beide Modelle als gangbaren Weg". Wichtiger sei, "dass die Anschaffung zur Schule passt und dass das Kollegium bei der Entscheidung mitgenommen wird".

Genau aus diesem Grund bezeichnet die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule, Heike Ehrnstrasser, die Entscheidung des Stadtrats als "unverständlich". Die hiesige Lehrerschaft müsse schließlich mit der neuen Hardware arbeiten, und so sei es "nicht nachzuvollziehen, dass ihre Meinung weniger zählt als eine externe".

So deutlich will die Schulrätin nicht werden, Karin Olesch weist aber noch auf einen anderen Punkt hin: Aus Rückmeldungen wisse sie, dass "gerade im Grundschulbereich nicht jede Schule von den Whiteboards begeistert ist". Beim Unterricht von Schülern in diesem Alter fehle dann so manchem Lehrer die althergebrachte Tafel. Deshalb, so die Einschätzung der Schulrätin, werde "in unserem Bereich bei Neuausstattungen im Grundschulbereich eher auf Dokumentenkameras und Beamer gesetzt als auf Whiteboards".

Ausführungen, die Gabriele Bachhuber natürlich als Bestätigung für ihre eigene Haltung und die der kompletten Geisenfelder Grundschul-Lehrerschaft sieht. Bevor man sich intern darauf verständigt habe, auf das System mit den Dokumentenkameras zu setzen, habe man sich in dieser Frage mit dem Medienberater des staatlichen Schulamtes abgesprochen, die Erfahrungen anderer Grundschulen eingeholt und nicht zuletzt die eigenen Erfahrungen mit den Whiteboards berücksichtigt. Schließlich habe man in der Grund- und Mittelschule bereits einige dieser Boards, "und da zeigen sich halt immer wieder Unzulänglichkeiten". In der Gesamtbetrachtung sehe man eben das System mit den Dokumentenkameras, Beamern und Laptops als weitaus flexibler. Ihre Meinung zu den Whiteboards fasst Bachhuber in einen bildhaften Vergleich zusammen: "Ein Ferrari ist sicherlich ein tolles Auto - aber was bringt er mir als Familie mit Hund"

Einen solchen Vergleich hält Bürgermeister Christian Staudter freilich für schief. Der Geisenfelder Rathauschef hatte bei der Abstimmung im Stadtrat als Einziger mit Bachhubers Antrag und damit gegen seine eigene Fraktion gestimmt - "weil die Leute, die damit arbeiten, auch entscheiden sollten", wie er in der Sitzung zur Begründung anführte.

In der Sache selbst, so bekräftigte Staudter jetzt gegenüber unserer Zeitung, teile er voll und ganz die Meinung von Reinhard Bachmaier. "Wenn ich als Schulleiter zu entscheiden hätte, würde ich zweifellos auf die Whiteboards setzen", so der Bürgermeister. Der Unterricht mit diesen spiegele die Zukunft der Arbeitswelt wider. Freilich verlange dies auch von den Lehrern gewisse Umstellungen - "so wie vor 35 Jahren, als die PCs aufgekommen sind, gegen die es anfangs ja auch Vorbehalte gab".

Im Übrigen, so Staudter, seien die Whiteboards der aktuellen Generation nicht mehr mit jenen zu vergleichen, wie man sie vereinzelt in der Geisenfelder Schule habe. Die kritisierten Unzulänglichkeiten seien bei den modernen Modellen längst ausgemerzt.Und dies, so Staudters Lösungsansatz, wolle man der Geisenfelder Grundschullehrerschaft demnächst anhand eines aktuellen Whiteboard-Modells demonstrieren. Vielleicht, so die Hoffnung des Bürgermeisters, kommt es dort zu einem Umdenken, "wenn erst mal jeder erkannt hat, wie vielfältig einsetzbar diese Technik ist."