Geisenfeld
Die Baunebenkosten "verdrängt"?

Unter Einrechnung aller Positionen kostet der Umbau des Alten Rathauses 5,2 Millionen Euro

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Nach Umbau und Sanierung ist das Alte Rathaus von Geisenfeld ein "Schmuckstück" geworden. Daran ändern auch unzureichend kommunizierte Gesamtkosten nichts. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Bisher war von gut vier Millionen die Rede gewesen, doch die Sanierung des Alten Rathauses hat 5,2 Millionen Euro verschlungen. Nicht Kostensteigerungen sind dabei der Hauptgrund für die höhere Summe, sondern Positionen wie die Planungskosten, die man bisher wohl "verdrängt" hatte.

Der Stadtrat wollte endgültige Zahlen haben, und in der Sitzung am Donnerstag bekam er sie von Bauamtsleiterin Irene Wimmer und dem federführenden Architekten Jürgen Hlady geliefert. Im Detail erläuterten die beiden die angefallenen Kosten - aufgegliedert in vier Bereiche: erstens den 2013 abgeschlossenen ersten Bauabschnitt, in dem die Arbeiten am Dach und am Dachstuhl zusammengefasst sind; zweitens die Umbau- und Sanierungsarbeiten am Gebäude selbst (samt Anbau); drittens die Planungskosten (seit 2009) und viertens die sonstigen Kosten (seit 2002).

Für den ersten Bauabschnitt waren die Gesamtkosten dabei schon seit Langem bekannt: knapp 400 000 Euro. Was den zweiten Abschnitt als den mit Abstand dicksten Brocken angeht, so boten auch die von Jürgen Hlady vorgelegten Zahlen keinen Anlass für größere Überraschung. Dem Architekten gelang trotz der vielen Unwägbarkeiten, der der Umbau eines historischen Gebäudes mit sich bringt, annähernd eine "Punktlandung" bei den Kosten. So hatte die seit Herbst 2015 vorliegende Kostenschätzung für den zweiten Bauabschnitt bei rund 3,5 Millionen Euro gelegen. Die Summe aller vergebenen Gewerke lag dann bei 3,26 Millionen Euro, die tatsächlichen Kosten summierten sich letztendlich auf 3,62 Millionen Euro. Die Kostenmehrung im Vergleich zur Summe aller Gewerke entstand laut Hlady durch Nachträge und Mengenmehrungen - "weil eben bei solch einem Gebäude vieles unwägbar und im Vorfeld nicht genau kalkulierbar ist". Gegenüber der Kostenschätzung bedeute die Schlusssumme aber lediglich einen Anstieg von 3,5 Prozent, was bei einem solchen Bauwerk als eine "sehr positive Größenordnung anzusehen ist", stellte Hlady klar.

Woher aber dann die Diskrepanz zwischen den bisher im Umlauf befindlichen und den jetzt vorgelegten tatsächlichen Kosten für den Rathausumbau? Der Hauptgrund liegt in einer Kostenposition, die man im Ratsgremium offenbar gedanklich "außen vor" gelassen hatte: die Planungskosten - für den Architekten, aber auch für alle Fachplaner. Diese summieren sich über den Zeitraum von sechs Jahren auf 828 000 Euro - nicht überraschend, sondern gemäß der allgemein gültigen Honorarordnung. Und schließlich sind in die Gesamtaufstellung noch "sonstige Kosten" in Höhe von rund 350 000 Euro eingerechnet - zum Teil zurückreichend bis 2002. Darunter fallen etwa die archäologischen Untersuchungen, aber auch weit zurückreichende, von der Stadt veranlasste Kosten wie etwa für Bauhofabsperrungen bei Festen oder die Räumung der Museums-Exponate.

Dem Architekten wurde in der Sitzung bescheinigt, "alles transparent dargelegt zu haben". Dennoch sprachen manche Räte in Sachen Kosten von einer "unliebsamen Überraschung" und forderten, für weitere städtische Großprojekte - etwa den angelaufenen Kindergartenneubau - daraus die nötigen Lehren zu ziehen. Es brauche regelmäßige, fortlaufende Kostenfortschreibungen, hieß es aus allen Fraktionen, wobei sich diese Forderungen in erster Linie an die zuständigen Abteilungen im Rathaus richteten. Beim Alten Rathaus jedenfalls seien die tatsächlichen Baukosten "nicht richtig kommuniziert worden" - sei es von der Bauverwaltung oder von der Kämmerei. "Wir werden für die Zukunft die richtigen Schlüsse ziehen", versprach abschließend Bürgermeister Christian Staudter (USB).