Geisenfeld
Gleichstellung kontra Tradition

Als einziger Klub auf Kreisebene verlangt der FC Geisenfeld jetzt auch von Frauen Eintritt und erntet dafür viel Kopfschütteln

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Geisenfeld (GZ) Weibliche Zuschauer zahlen nichts. In den unteren Fußball-Ligen ist das so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz. "Im Sinne der Gleichberechtigung" hat sich der FC Geisenfeld davon nun verabschiedet. Er verlangt von Frauen neuerdings vier Euro - und erntet dafür viel Kopfschütteln.

Die neue Regelung beim FC Geisenfeld ist mit Beginn der neuen Punktspielrunde vor einigen Wochen in Kraft getreten. "Beschlossen wurde dies aber schon in einer Ausschusssitzung im vergangenen Jahr", sagt der Vorsitzende Heinz Jäschke. Schließlich sei es ja wohl "das Normalste der Welt", Frauen und Männer auch in diesem Punkt gleichzustellen. Wobei sich die weiblichen Zuschauer weiterhin über ein gewisses Privileg freuen könnten: Die vier Euro, die man von ihnen jetzt als Eintritt erhebe, seien eine Art Flatrate, die für alle drei Spiele an diesem Tag - also die Begegnungen der Dritten, der Zweiten und der Ersten Mannschaft - gelte.

Geschlechtliche Gleichstellung ist die eine Sache - Tradition allerdings die andere. Und nach dieser haben Frauen in der Region in unteren Fußballklassen - sprich: bis zur Kreisliga - freien Eintritt. Dies so lässt Kreisspielleiter Horst Kaindl wissen, sei auf den einschlägigen Tagungen "auch so besprochen", und er kenne sonst auch keinen Fußballverein im Spielkreis, "der hier eine andere Linie fährt".

Auch nicht der FSV Pfaffenhofen, der mit seiner Ersten und Zweiten Mannschaft in denselben Ligen spielt wie der FC Geisenfeld. Peter Wittmann als FSV-Vorsitzender stellt klar, "dass wir daran auch auf keinen Fall etwas ändern werden, solange wir nicht in der Bezirksliga spielen\". Ein gewisser Frauenanteil auf der Tribüne verbessere die Atmosphäre, und Frauen seien für seinen Verein auch als Ehrenamtliche unverzichtbar. Man wolle sie deshalb nicht zugunsten von ein paar Euro Mehreinnahmen verprellen. "So wie es ist, hat es sich bewährt, und deshalb werden wir daran auch festhalten - Gleichstellung hin oder her." Auch bei den drei Geisenfelder Ortsteil-Vereinen schließt man es kategorisch aus, dem Vorbild des Stadtvereins zu folgen. "Zumeist sind es die Partnerinnen der Spieler, die bei uns zuschauen", sagt Thomas Gröber als Chef des FC Unterpindhart. Die Spielerfrauen müssten wegen des Hobbys ihres Partners so oft zurückstehen, "dass wir ihnen zumindest den Eintritt gerne erlassen".

Ins selbe Horn stößt Gerhard Gut, der Vorsitzende der SpVgg Engelbrechtsmünster. "Wir müssen uns doch darüber freuen, wenn die Frauen an dem Hobby ihrer Partner teilhaben und wenn sie auf den Rängen für Stimmung sorgen." Wenn der FC Geisenfeld "diese neue Regelung nötig hat, dann soll er es machen", so Gut. Er könne sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das in der Breite durchsetze.

So sieht es auch Gunter Schmid als Vorsitzender des HSV Rottenegg: "Von Frauen Eintritt zu verlangen, war bei uns nie ein Thema und wird auch nie eines sein", sagt er. Der Frauenanteil unter den HSV-Zuschauern liege bei unter zehn Prozent, die zu erzielenden Mehreinnahmen wären also zu vernachlässigen im Vergleich zu dem Unmut, den man mit einem solchen Schritt erzeuge. Und auf noch einen Aspekt weist der HSV-Chef hin: Die Frauen dürfe man sich auch deshalb nicht verprellen, "weil sie oft fairer und sportlicher anfeuern als die Männer" - und auf diese nicht selten eine disziplinierende Wirkung hätten.

In den sozialen Medien hat der Schritt der FC Geisenfeld auch bereits seinen Niederschlag gefunden. Wie es etwa in einem Eintrag heißt, sei es "einfach merkwürdig, dass ein einziger Verein dies so handhabt, während sich alle anderen an diese unbeschriebene Regelung halten".

Das ist auch der Hauptgrund, warum sich Kreisspielleiter Horst Kaindl mit dem Schritt des FC Geisenfeld - über den er erst durch den Anruf der Presse erfahren hat - nicht recht anfreunden kann. Natürlich sei das Erheben von Eintritt "Sache eines jeden Platzvereins", stellt er klar. Bislang sei man im Kreis mit der in den verschiedenen Gremien besprochenen einheitlichen Linie jedoch gut gefahren. Er habe ein wenig die Befürchtung, so der Kreisspielleiter, dass die Entscheidung des FC Geisenfeld "zu einem rechten Kuddelmuddel" führe. Vorstellbar sei es etwa, dass einige Vereine "auf diesen Schritt mit einem Gegenschritt" reagieren. Dergestalt, dass sie bei ihren Heimspielen von Frauen weiterhin nichts verlangen - "und dies nur tun, wenn der FC Geisenfeld zu Gast ist." Und solch eine Situation "kann doch wirklich niemand wollen", ist sich Kaindl sicher. Aus diesem Grund werde er mit dem FC Geisenfeld das Gespräch über dieses Thema suchen.

Beim FCG sieht man indes keinen Anlass, von der eigenen Linie abzurücken. "Das ist jetzt so, wie es beschlossen wurde", sagt der Vorsitzende Heinz Jäschke. "Aus, Äpfel, Amen."