Geisenfeld
Beschwerden aus Ilmendorf

Kiesabbau, Gewerbegebiet: Bürger des Ortsteils machen bei Abend mit Karl Straub ihrem Ärger Luft

25.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Beim Diskussionabend mit Karl Straub waren sie die Wortführer der Ilmendorfer Proteste: Reinhard Döhner (stehend im Hintergrund) und der frühere Stadtrat Franz Wittmann (vorne) - Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Er wolle keine „Show-Veranstaltung“ mit Wohlfühlthemen – so hatte der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) die Zuhörer der Versammlung unter dem Motto „Jetzt red’s ihr“ zu kritischen Beiträgen animiert. Und die kamen prompt – allen voran aus Ilmendorf.

Straub hatte bereits im Landkreissüden zu einer offenen Diskussionsrunde geladen (PK berichtete), nun war der Norden dran. Als erster der rund 70 Zuhörer ergriff der ehemalige Stadtrat Franz Wittmann aus Ilmendorf das Wort. 120 Hektar Kiesabbau „bis 200 Meter vor die Haustür“, ein großflächiges Gewerbegebiet, die B 16 und die Einflugschneise für den Flughafen reichten als Belastung für den Ortsteil. Man brauche „nicht noch 25 Hektar Gewerbegebiet zusätzlich“, wetterte er gegen Pläne zur Ansiedlung „angeblich von VW“. Bürgermeister Christian Staudter (USB) sage „nichts dazu“ und Josef Finkenzeller (FW) als Dritter Landrat spreche von dem Projekt gar als „Geschenk“ – wohl nur, „weil der ja nicht hier wohnt“, mutmaßt Wittmann. Er stehe zu dieser Aussage, konterte Finkenzeller. Er habe kein Verständnis für die „grundsätzliche Ablehnung“ eines Vorhabens, bevor dessen Details überhaupt geklärt seien. Wo man angesichts des Fachkräftemangels für die im Raum stehenden 250 hoch qualifizierten Arbeitsplätze überhaupt „die Leute hernehmen will“, fragte sich Wittmann weiter.

Der Ex-Stadtrat monierte zudem, dass Ilmendorf – im Gegensatz etwa zu Ernsgaden – noch immer keinen Lärmschutz an der Bundesstraße erhalten habe und auch beim Hochwasserschutz bisher leer ausgegangen sei. In Sachen Kiesabbau verwies der Ilmendorfer Reinhard Döhner auf die Auflagen des jüngsten Raumordnungsverfahrens: Abbaufolgerichtung von Ost nach West, Verfüllung der Ilmendorf am nächsten gelegenen Weiher und ein temporärer Lärmschutz. Eingehalten werde davon nichts, und das Landratsamt komme seiner Aufgabe als Kontrollbehörde nicht nach. Auf eine diesbezügliche Mail habe er „bis heute keine Antwort erhalten“, beschwerte sich Döhner. Die „Botschaft ist angekommen“ so Straub, der einen Ortstermin mit Betroffenen sowie Vertretern von Landkreis und Stadt zu initiieren versprach.
 

Ein weiteres regionales Thema war die geplante Erdgastrasse, die in Teilen durch den Landkreis führen soll. Helmut Hofer aus Geisenfeldwinden gehört zu den betroffenen Landwirten, denen der im Raumordnungsverfahren angedachte Trassenverlauf „willkürlich“ erscheint. Er habe „erst heute“ von dem Problem erfahren, erklärte dazu Karl Straub. Er habe sich aber sofort mit Max Weichenrieder vom Bauernverband in Verbindung gesetzt, mit dem er „Seite an Seite“ für eine sinnvolle Lösung kämpfen werde, so Straub. Weichenrieder versprach, „nachzuhaken“, warum nicht wie in einem normalen Raumumordnungsverfahren üblich, verschiedene Trassenvarianten (etwa auch jene durch den Dürnbucher Forst) geprüft werden.

Mit derzeit 88 hier untergebrachten Asylbewerbern gehört Geisenfeld zu den am stärksten geforderten Kommunen im Landkreis. Auf Anfrage seitens des Asylkreises verwies Straub auf sechs neue hauptamtliche Stellen, die hier zur Entlastung auch des Ehrenamtes auf Landkreisebene geschaffen werden sollen. Generell war er sich mit den Besuchern einig, dass von der Verbesserung der Lebenssituation in den Heimatländern der Flüchtlinge über eine gerechtere Verteilung der Aufnahmelast innerhalb Europas bis zum Abbau von Bürokratie in den Verfahren an einigen Stellschrauben gedreht werden muss.

Wildschwein, Gans und Biber sind eine Plage geworden. Der Einsatz von Nachtsichtgeräte bei deren Verfolgung wäre aus Sicht von Manfred König hilfreich. Straub verwies hier auf Sicherheitsbedenken der Jagdverbände, die einer Genehmigung entgegen stehen.