Geisenfeld
Baugebiet: Stadt legt sich mit Stromriesen an

Gegen die Widerstände des Netzbetreibers Tennet halten Räte an Plänen für das "Lustfeld II" in Unterpindhart fest

26.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Geisenfeld (GZ) David gegen Goliath - so wirkt ein wenig der Kampf der Stadt Geisenfeld gegen den Stromriesen Tennet. Dieser wehrt sich gegen das geplante Baugebiet "Lustfeld II" in Unterpindhart, die Stadt will es trotzdem durchsetzen. Der Geisenfelder Stadtrat stellte dafür nun die Weichen.

Schon vor etwa zwei Jahren hat sich die Stadt darangemacht, das kleine Baugebiet "Am Lustfeld" in Unterpindhart um einen zweiten Abschnitt zu erweitern. Der Bebauungsplan ist eigentlich schon lange fertig, und so hätte es mit der Erschließung schon losgehen können - wenn da nicht der Stromnetzbetreiber Tennet wäre, der die Baulandausweisung kategorisch ablehnt. Grund: eine in einem Abstand von 65 Metern vorbeiführende Starkstromleitung, die das Unternehmen demnächst nochmals nachrüsten will. Weil diese Leitung dann größere Lärmemissionen verursache, wehrt sich Tennet - ein Stromgigant, der mit seinen Leitungen 40 Prozent der Fläche Deutschlands abdeckt - gegen die Baulandausweisung. Denn sei diese erst mal umgesetzt, könnte dies die Nachrüstung verhindern.

Nachgeben kommt für die Stadt hier freilich nicht infrage. Man hat durch einen Gutachter die Schallimmissionen berechnen lassen und im Bebauungsplan nun entsprechende Festsetzungen zum Schallschutz vorgesehen. "An den Grundzügen der Erschließung ändert sich dadurch nichts", stellte Hannes Hetzenecker in der jüngsten Stadtratssitzung klar.

Gleichwohl habe Tennet bereits angekündigt, gegen den Bebauungsplan unmittelbar nach dessen Inkrafttreten rechtlich vorgehen zu wollen. Vor diesem Hintergrund, soder Verwaltungsleiter, habe sich die Stadt einen Rechtsbeistand geholt und von diesem den Bebauungsplanentwurf samt Begründung und Umweltbericht anwaltlich prüfen lassen. Jetzt gelte es, mit der geänderten Planung samt den neuen Festsetzungen zum Schallschutz nochmals ins Verfahren einzusteigen und auf dieser Grundlage die Beteiligung der Öffentlichkeit neu durchzuführen. Was die Räte dann einstimmig befürworteten. Und dann, so Bürgermeister Christian Staudter (USB), "schaun wir mal, was Tennet macht".

Um Bebauungspläne ging es in der jüngsten Stadtratssitzung aber auch noch in einigen weiteren Punkten. So etwa in Sachen Einbeziehungssatzung Schillwitzried, mit der einem dort wohnenden Bürger das Bauen ermöglicht wird. Unter diese Satzung wurde nun planerisch ebenso der Schlussstrich gezogen wie unter die 1. Änderung des Bebauungsplanes "Schlossäcker II". Kernpunkte sind hier Änderungen der Festsetzungen zur Einfriedung der Grundstücke. Die Stadt trug damit dem Wunsch verschiedener Bauherren Rechnung, die durch höhere Einfriedungen eine zusätzliche Abschirmung gegen den von der Gadener Straße ausgehenden Verkehrslärm erreichen wollen.

Auch für den Bebauungsplan "Kindergarten an der Hallertauer Straße" ist das Planungsverfahren nun mit dem Satzungsbeschluss zu Ende gebracht worden. Damit, so Verwaltungsleiter Hetzenecker, habe man nun "Baurecht geschaffen", so dass man mit den Ausschreibungen starten und mit dem Neubau zügig loslegen könne. Da die Fertigstellung des neuen dreigruppigen Kindergartens bereits für September 2017 anvisiert wird, hatte die Stadt bei dem Verfahren gewaltig aus Tempo gedrückt.