Geisenfeld
Augenmaß ist gefragt

Um eine künftige Talfahrt zu vermeiden, wollen Geisenfelds Räte auf die laufenden Kosten achten

22.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:55 Uhr

Geisenfeld (GZ) Den mahnenden Zeigefinger hat es am Donnerstagabend im Rathaus gleich in sechsfacher Ausführung zu sehen gegeben. Die Räte waren sich einig, dass der 30-Millionen-Euro-Haushalt vorbildlich ist. Sie verabschiedeten ihn einstimmig - aber nicht, ohne künftig auf Sparsamkeit zu pochen.

Es war schon ein bisschen ungewöhnlich, was die Zuhörer bei der Geisenfelder Haushaltssitzung zu hören bekamen. Kämmerer Hans Thaller musste nicht viel sagen, schließlich hatte er das Zahlenwerk schon vorab ausgiebig erläutert. Bürgermeister Christian Staudter von den Unabhängigen Sozialen Bürgern (USB) schickte erst einmal die Fraktionssprecher vor - und diese äußerten sich quer durch die Parteienlandschaft sehr einhellig. Den Begriff "Rekord" wollten sie alle nicht hören. "Der wird schon sehr inflationär verwendet", sagte Paul Weber für USB und Initiative Lebendiges Miteinander. Der erneute Rekord habe vielfältige Gründe. "Vor allem bildet er die positive Entwicklung der Stadt ab", sagte er. Viele wichtige und notwendige Schritte, um Geisenfeld so attraktiv zu halten wie es jetzt ist, würden die Investitionen in Höhe von knapp zehn Millionen Euro vorgeben. Und weil die Stadt zu den wenigen schuldenfreien Kommunen in Bayern zähle, könnten die Räte dem Zahlenwerk auch nur zustimmen. "Doch Vorsicht", mahnte Weber - und da war er schon, der erste erhobene Zeigefinger. "Es ist unerlässlich, in Zukunft auf die Ausgewogenheit zu achten." Er spielte damit auf einen Punkt an, den die folgenden Redner noch weitaus deutlicher herausarbeiteten: die ständig steigenden Personalkosten, die erneut um 500 000 Euro nach oben schnellten

Erich Deml lobte aus Sicht der CSU und der Union Land zwar das "sehr solide Ergebnis, von dem manche Kommunen nur träumen können". Aber er forderte in Zukunft eine strengere Disziplin. Vor allem die Personalkosten würden eine Gefahr in sich bergen. "Wir brauchen Augenmaß und Weitblick, damit sich das nicht negativ auswirkt, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mal schlechter werden."

Für die Freien Wähler schlug Erich Erl in dieselbe Kerbe. Er zielte zwar auch auf die Schaffung neuer Gewerbeflächen ab und empfand es als "falsches Signal", dass der Grunderwerb für die Nordumgehung mit null Euro im Haushalt veranschlagt sei. Dann regte aber auch er an, die Personalkosten mit denen ähnlich großer Kommunen zu vergleichen. "Da müssen wir schon wachsam sein", warnte Erl weiterhin.

Kurz hielt sich Michael Merus für die Christlichen Demokraten. "Wenn wir investieren, müssen wir die Folgekosten im Blick behalten. Denn es kommen auch wieder schlechtere Zeiten", sagte er. Diesen von seinen Vorrednern gewählten Tonfall behielt auch Bürgermeister Staudter bei. "Diese Mahnungen sind berechtigt", sagte er. "Wir müssen die Personalkosten im Griff behalten." Trotzdem entgegnete er, dass Kindergärten, Verwaltung und Bauhof "nicht übermäßig besetzt" seien. Wenn Geisenfeld sparen wolle, müsse man sich genau überlegen, wo der Hebel angesetzt werde. Dann müsse nämlich ein Verzicht in Kauf genommen werden. "Wir haben ambitionierte Ziele. Hoffentlich können wir sie umsetzen."

Auch der Kämmerer fühlte sich bestätigt. Auf die Folgekosten zu achten, sei keine Schwarzmalerei. "Die Kosten wachsen, weil Geisenfeld wächst", sagte Thaller. Ein Großteil der Grundkosten sei jenen Standortfaktoren geschuldet, auf die eine Stadt nicht verzichten könne. "Und es steht einiges an, das teuer ist: Kanal- und Straßensanierungen zum Beispiel." So ermunterte Thaller das Gremium, bei künftigen Investitionen genau zu überlegen, ob die Folgekosten auch in Ordnung seien. "Darauf wird es ankommen, damit wir nicht langsam in die Talfahrt übergehen, sondern unseren Standard auch dauerhaft halten können."