Geisenfeld
Abschied von den Ungeborenen

Am Geisenfelder Friedhof entsteht ein Gräberfeld für Totgeburten Bürgerring stiftet Gedenkstein

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Geisenfeld (GZ) Am Geisenfelder Friedhof erhalten schon bald jene einen Ort der ewigen Ruhe, die bislang oft stillschweigend verschwunden sind. Für Totgeborene wird nun ein Gräberfeld errichtet - wahrscheinlich am oberen Eingang linker Hand unter den großen Bäumen.

Die Initiative ist vom Personal der Ilmtalklinik ausgegangen. Vor 15 Jahren haben die Krankenschwestern zusammen mit dem Pflegedienstleiter ein Gräberfeld für totgeborene Kinder unter 500 Gramm am Pfaffenhofener Friedhof angeregt - und das Vorhaben wurde auch umgesetzt. Doch damit nicht genug. Mittlerweile gibt es weitere Gräberfelder in Wolnzach, Schweitenkirchen und Scheyern. Und wenn alles gut läuft, zudem schon bald in Hohenwart und Mainburg sowie in Geisenfeld.

In der Pflicht steht dabei im Grunde genommen die Ilmtalklinik. Seit dem Jahr 2006 gibt es ein Gesetz, wonach diese Kinder zur Ruhe gebettet werden müssen. "Einrichtungen wie die Ilmtalklinik, die solche Eingriffe vornimmt, sind dafür zuständig, diese Kinder ordnungsgemäß zur Ruhe zu betten", sagt die Kliniksprecherin Bianca Frömer. Diese Sternenkinder sind aber Eigentum der Eltern. "Diese können sie darum auch mitnehmen, wenn sie das möchten", so Frömer. Eine Bestattung ist jedoch keine Pflicht der Eltern.

Die Schwestern wurden aber schon damals von den Eltern immer wieder mit der Frage konfrontiert, was mit ihrem Kind jetzt passiere, wo es hinkomme. Die Gräberfelder geben eine mögliche Antwort. Umso glücklicher sind die Verantwortlichen an der Ilmtalklinik darüber, dass aus den Gemeinden immer mehr Unterstützung kommt.

In Geisenfeld sind die Schwestern an den Bürgerring herangetreten. Die Verantwortlichen dort sind gleich hellhörig geworden. "Dass Frühgeburten einfach entsorgt werden, ist eine traurige Vorstellung", kommentiert der Vorsitzende Günter Reith den Antrag, den die segensreiche Einrichtung in ihrer Vollversammlung positiv beschieden hat. Der Bürgerring kann zwar kein Gräberfeld zur Verfügung stellen. Dafür zeichnet vielmehr Bürgermeister Christian Staudter von den Unabhängigen Sozialen Bürgern verantwortlich, der ebenfalls auf der Versammlung zugegen war. "Es ist eine schöne Sache, den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, von ihren tot geborenen Kindern Abschied zu nehmen", sagt der Rathauschef. "Auf diese Weise ist ein vernünftiges Gedenken an das verlorene Kind möglich."

Wie genau die Bestattung auf dem Friedhof abläuft, ist unterschiedlich - und ist von den betroffenen Eltern mit der jeweiligen Friedhofsverwaltung abzusprechen. So wird das auch in Geisenfeld der Fall sein, sobald das Gräberfeld eröffnet ist. Wann es so weit ist, steht noch nicht genau fest. Die Eröffnung geht wohl einher mit der Aufstellung eines Gedenksteins, den der Bürgerring für 1000 Euro gestiftet hat. Mit dessen Herstellung soll demnächst begonnen werden, sobald der Standort endgültig beschlossen ist. Sobald der Stein fertig ist, wird Bürgermeister Staudter mit einer kleinen Zeremonie das Gräberfeld eröffnen. "Den Eltern entstehen dabei übrigens keine Kosten. Es braucht schon etwas Geduld, die einzelnen Gemeinden davon zu überzeugen, dies möglich zu machen", sagt Kliniksprecherin Bianca Frömer. "Umso schöner, dass Geisenfeld hier mitmacht."

Das findet auch Friedhofsreferentin Gerda Hetzená †ecker (FW). "Wir können das nur befürworten. Ein Friedhof ist der Ort der Trauer schlechthin. Wo sollten die Eltern ihrer toten Frühgeburten besser gedenken als hier" Sobald der Stein fertig ist, wird das Gräberfeld offiziell eingeweiht. "Dazu legen wir noch fest, wie viele Quadratmeter um den Stein für das Feld ausgewiesen werden - und dann müsste alles passen", so Hetzenecker.