Gaden
Ein denkwürdiges Abstimmungs-Patt

Stadtrats-Votum besiegelt das Ende der Planungen zur Umwidmung der Gadener Ortsdurchfahrt

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Vorgestellt und gleich wieder »gestorben«: Für den Fall einer Umwidmung des nördlichen Abschnitts der Gadener Straße zur neuen Kreisstraße präsentierte der Planer den Stadträten diese alternative Verkehrsführung zur bisherigen Kreuzung in Gaden. Skizze: WipflerPlan

Gaden (GZ) Erleichterung bei einem Teil der vielen Zuhörer aus Gaden, Kopfschütteln beim anderen: In Sachen zukünftige Verkehrsführung in ihrem Dorf waren sie gerade Zeuge einer denkwürdigen Stadtrats-Abstimmung geworden. Bei der ein Stimmenpatt nun das weitere Vorgehen bestimmt.

Soll die Kreisstraße aus dem Dorf herausverlegt und die Ortsdurchfahrt zur Gemeindestraße abgestuft werden? Das ist die Frage, über die in Gaden seit Monaten leidenschaftlich debattiert und gestritten wird. Die einen sehen den großen Vorteil einer dauerhaften Verkehrsentlastung, viele der unmittelbaren Anlieger befürchten dagegen finanzielle Mehrbelastungen, wenn die Ortsdurchfahrt zu einer Gemeindestraße wird.

Im Meinungsbild kam es dabei im Laufe der vergangenen Wochen zu einer gewissen Verschiebung. In der Bürgerversammlung Anfang Juli war es nur ein Bruchteil der anwesenden Gadener gewesen, der für eine Änderung der Verkehrsführung die Hand hob.

Daraufhin wollte es die Stadt nun ganz genau wissen. Alle 144 erwachsenen Dorfbewohner wurden angeschrieben und wahlweise zu zwei Versammlungen ins Rathaus geladen, um sich hier die Planungen im Detail erläutern zu lassen. Und um dann darüber abzustimmen.

62 Gadener nahmen das Angebot an, und über das Ergebnis der Abstimmung informierte nun Bürgermeister Christian Staudter (USB) in der Stadtratssitzung am Donnerstag: 31 dafür, 31 dagegen. „Wir können es also heute machen, wie wir wollen – eine Hälfte der Gadener werden wir immer verärgern“, erläuterte er dem Ratsgremium die Situation.

Als Erster das Wort erhielt dann der Gadener Ortssprecher Hans Schalk, und der listete nochmals jene Punkte der Verkehrsplanung auf, die den Gadenern Kopfzerbrechen bereiten. Neben der zukünftigen finanziellen Belastung der Anlieger seien dies die vom Straßenbauamt geforderte Sperrung der bisherigen Ortszufahrt und „der Zeitfaktor“. So sei man mit dem Grunderwerb für das fehlende, von der Stadt zu bauende Teilstück der Gadener Straße noch ganz am Anfang, weshalb sich die gleichzeitige Umsetzung dieser Maßnahme mit der Sanierung der Ortsdurchfahrt durch den Landkreis auf keinen Fall realisieren lasse. Die daraus resultierende Befürchtung: „Bis die Stadt mit ihrem Projekt fertig ist und der Tausch erfolgen kann, ist die Ortsdurchfahrt schon wieder halb kaputt.“

Und schließlich, so kritisierte Schalk, habe es bislang keinerlei Auskünfte gegeben, wie bei der vorgesehenen Umwidmung der Kreuzungsbereich im Ort umgestaltet werden soll.

Um dies nachzuholen, hatte der Bürgermeister zu der Stadtratssitzung auch Andreas Brinkmann von der mit dem Projekt betrauten Firma WipflerPlan eingeladen.

Und Brinkmann präsentierte dann eine Skizze, die statt einer rechtwinkeligen Kreuzung eine Ableitung des Verkehrs aus Unterpindhart in einem weiten Bogen vorsieht – freilich nur im Falle einer Umwidmung dieses Teilstücks zur neuen Kreisstraße. Brinkmann räumt jedoch ein, dass sein vorgestellter Vorschlag „noch nicht endgültig mit dem Landkreis abgestimmt ist“.

Die folgende Diskussion verlief dann völlig kontrovers und ohne Tendenz in irgendeine Richtung. Die Befürworter der Umwidmung wie Günther Böhm (USB), Sebastian Zimmermann (ILM) oder Alfons Gigl (FW) sprachen von einer „historischen Chance für eine Verkehrsentlastung Gadens“. Räte wie Hans Kuffer (UL) oder Hans Schranner (CSU) waren hingegen der Meinung, dass man sich nichts vergebe, wenn man mit der Entscheidung über eine Umwidmung noch abwarte, bis die Realisierung des „städtischen Astes“ konkret absehbar sei. Wiederum andere Mandatsträger wie Erich Erl (FW) oder Reinhard Bachmaier (USB), zeigten sich überzeugt, dass man beim Ausbau der Gadener Straße alleine schon durch eine „optimierte Kreuzungsgestaltung“ viele Verkehr aus dem Ort heraus bringe.

Dann ging es an die Abstimmung, die mit einem 11:11-Stimmenpatt endete und so das Ende der Straßenumwidmungspläne besiegelte. Als kurioses Zünglein an der Waage erwies sich dabei die Stimme von Henriette Staudter, die eigentlich eine klare Befürworterin der geänderten Verkehrsführung ist. Als Reaktion auf die „Angiftungen“, denen Bürgermeister und Stadträte bei der Versammlung Anfang Juli vonseiten einiger Anlieger der Gadener Durchgangsstraße ausgesetzt waren, votierte die USB-Rätin aber nun trotzdem mit Nein. Frei nach dem Motto: Die sollen jetzt Recht bekommen, um es dann später selbst ausbaden zu müssen.