Fahlenbach
Viele Fragen, jede Menge Vorbehalte

Beim Infoabend zur Unterbringung junger Flüchtlinge in Fahlenbach geht es ausgesprochen turbulent zu

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Etwa 60 Fahlenbacher (oben) stellten beim Asyl-Infoabend im Feuerwehrhaus viele Fragen zu den jungen Flüchtlingen, die in ein Wohnhaus an der Hauptstraße (unten) ziehen. - Fotos: A. Ermert

Fahlenbach (era) Turbulent ist es beim Asyl-Infoabend in Fahlenbach zugegangen. Das Landratsamt, der soziale Dienstleister Ambuflex und die Gemeinde Rohrbach stellten sich den Fragen der Bürger zur Unterbringung von bis zu 14 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in einem Wohnhaus an der Hauptstraße. Knapp 60 Interessierte kamen ins Feuerwehrhaus, die viele Fragen stellten - manche sachlich, andere ausgesprochen provokant.

Es sei verständlich, dass gewisse Ängste kursieren würden, gerade wegen der Vorkommnisse in jüngster Zeit, stellten Bürgermeister Peter Keck (SPD), sein in Fahlenbach lebender Stellvertreter Hans Wolf (CSU) und Jugendamtsleiterin Elke Dürr eingangs fest. Das Trio versuchte an der Seite von Ambuflex-Geschäftsführer Stephan Reinhart und dessen Mitarbeiter-Team den Gästen die Ängste zu nehmen, um wieder Ruhe ins Dorf zu bringen.

Eine schwere Aufgabe, denn so mancher Anwesende war nur auf Konfrontation aus. Sie forderten Informationen, verweigerten aber jegliches Verständnis. Und so erhärtete sich der Eindruck schnell, dass diese Wortführer gar keine Antworten wollten - sondern einfach keine Flüchtlinge im Dorf.

Ambuflex-Chef Reinfurt, seine Mitarbeiterin Yvonne Berntssen und sieben weitere ausgebildete pädagogische Fachkräfte stellten sich den Fragen. Doch trotz guten Willens wäre die Veranstaltung beinahe eskaliert, als die beruflichen Fähigkeiten des Teams heftig angezweifelt wurden. "Wenn ich euch so anschaue, werdet ihr mit diesen Jungen fertig", fragte einer, der ihnen die nötige Kompetenz absprach. Reinhart wehrte sich gegen derartige Beleidigungen. "Wir waren schon auf vielen solchen Veranstaltungen, aber so böse sind wir noch nie angegangen worden", meinte er nach dem Treffen.

Stefan Vachal, der Vorsitzende des SV Fahlenbach, wünschte dem jungen Team alles Gute und meinte: "Wir freuen uns, wenn die Jugendlichen in Fahlenbach Fußballspielen." Und er fuhr im besten Sinne der Integration fort: "Wenn man nicht die Hand reicht, gibt es keine Integration. Wenn man die Türen verschließt, wie soll dann ein Miteinander ausschauen" Eine Pflegerin von Behinderten brach ebenfalls eine Lanze für die Betreuer: "Auch ich habe schon in jungen Jahren Verantwortung übernommen."

Reinfurt versicherte: "Es ist relativ einfach. Diese Jugendlichen wollen integriert werden. Auch sie haben Angst. Es kommt immer darauf an, wie die Bewohner auf sie zugehen, wie präsent sie sind. Dann funktioniert es auch", sagte er.

Viele Antworten wurden offen angezweifelt. Mancher Fahlenbacher fühlte sich hintergangen, weil nun Jugendliche ins Dorf kommen und keine Familien mit Kindern. "Damit wären wir einverstanden gewesen, aber diese Jugendlichen können wir nicht akzeptieren", hieß es. Oder: "Wir sind angelogen worden. Erst Familien, jetzt Jugendliche". Hierzu bemerkte Dürr, dass derzeit einfach keine Flüchtlingsfamilien in den Landkreis kämen.

Die Leiterin des Rohrbacher Asylhelferkreises, Hedwig Stocker, berichtete von der Skepsis, die auch in Rohrbach geherrscht habe, als die ersten Flüchtlinge dort ankamen. Diese sei unbegründet gewesen. "Ihr habt einen großen Vorteil. Hier gibt es eine Betreuung, ihr habt einen Ansprechpartner", sagte sie und appellierte an die Fahlenbacher: "Lasst es einfach auf euch zukommen und geht offen auf diese jungen Menschen zu."

Ruhiger wurde es dadurch nicht. Mütter bekundeten Ängste wegen ihrer Töchter. Sie fragten, ob die Jugendlichen registriert seien, wo sie herkämen, ob es sich um Islamisten handle. Wie die Freizeitbetreuung aussehe - aber auch, was die Fahlenbacher für die Integration tun könnten. Auf jede Frage folgte eine Antwort. Was wenig bewirkte, wenn beispielsweise Helmut Weich, ein SPD-Gemeinderat, nur anmerkte: "Wird hier ein ganzes Dorf für dumm verkauft"

Am Ende kündigte Bürgermeister Keck bei Problemen stets ein offenes Ohr der Verwaltung an. Vereinzelte Ankündigungen, wonach die Türen zumindest vieler Fahlenbacher offenstünden, folgten. "Wir sollten Jugendlichen und Betreuern eine Chance geben", sagte eine junge Frau. Und Ambuflex kündigte an, nach dem Umzug einige Veranstaltungen im Haus anzubieten, damit sich Flüchtlinge und Fahlenbacher schnell kennenlernen können.