Eschelbach
Eilantrag gegen die Hähnchenmast

Bund Naturschutz Bayern möchte den laufenden Bau der neuen Ställe stoppen

28.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

−Foto: Jens Büttner/dpa (dpa-Zentralbild)

Eschelbach (WZ) Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) klagt vor dem Verwaltungsgericht München gegen die Genehmigung der Eschelbacher Hähnchenmastanlage für jährlich rund 1,2 Millionen Tiere.

Da der Bau bereits begonnen wurde, reicht der Umweltverband mit Datum vom 28. September beim Verwaltungsgericht München zusätzlich zur bereits laufenden Klage einen Eilantrag ein, mit dem der vom Landratsamt angeordnete sofortige Vollzug der Baugenehmigung angefochten wird. Damit erhalte die Klage aufschiebende Wirkung, heißt es in einer aktuellen Pressmitteilung des Bund Naturschutz.

Durch die Erweiterung der bestehenden Ställe in Eschelbach würde die derzeit größte Hähnchenmastanlage in Bayern entstehen, in der jeweils 144 600 Küken innerhalb von fünf Wochen auf ihr Schlachtgewicht gebracht werden, so der BN weiter. Über 8000 Unterschriften von Bürgern, Hunderte schriftlich begründete Einwände, eine seit Januar immer noch offene Petition im Landtag, Warnungen der Trinkwasserversorger vor zu viel Nitrat, Gestank, drohender Wertverfall von Immobilien, Gefahren durch multiresistente Keime – und doch habe das das Landratsamt Pfaffenhofen im Juli 2017 das Großprojekt in Eschelbach genehmigt.

„Was bedeuten 1,2 Millionen Hendl pro Jahr?“, fragt der BN. Seine Erklärung: „21 Tiere drängen sich auf einem Quadratmeter. In der Halle mit zig Tausenden von Hühnern ist es eng und laut. Der Stress macht aggressiv: Das Geflügel hackt sich gegenseitig blutig und reißt einander Federn aus.“

Wie läuft die Mast ab? Dazu erklärt der BN: „Würde man so etwas mit einem Menschen machen, wöge ein Baby mit einem Geburtsgewicht von 3500 Gramm im Alter von zehn Monaten 180 Kilo.“ Knochenwachstum, Sehnen und Gelenke kämen hier nicht mehr mit. Das Jungtier mit der Masse eines wesentlich älteren Tieres könne nur unter Schmerzen laufen, eine eingeplante Verlustquote von zwei bis fünf Prozent sterbe einen langsamen Tod.

Im Falle von Eschelbach liege laut Analyse des BN die Zahl der Tiere auch noch deutlich oberhalb der Besatzdichte, wie sie in der Fachliteratur für artgerechte Haltung empfohlen werden. Dieses Tierleid sei verbunden mit bedeutenden Nebenwirkungen: „Wir sehen erhebliche Gefahren für angrenzende Wälder sowie Geruchsbelästigungen und gesundheitliche Gefahren für die dort wohnende Bevölkerung“, so Peter Rottner, BN-Landesgeschäftsführer. Die Klage der Naturschützer weise nach, dass die Abluftprognosen der Mastanlage bei der Genehmigung unterschätzt wurden, sowohl was multiresistente Keime angeht, als auch Gerüche und die Stickstoffbelastung für einen benachbarten Feuchtwald – der sogar als Biotop geschützt ist.

„Der BN kritisiert auch den privilegierten Bau der Anlage“, ergänzt Richard Mergner, BN Landesbeauftragter. Die auf den landwirtschaftlichen Flächen des Hendlmästers erzeugten Rohstoffe kämen großteils in eine Biogasanlage und könnten daher nicht gleichzeitig als überwiegende Futtergrundlage für das Geflügel dienen. Vor diesem Hintergrund rechne sich der BN gute Chancen aus, Bayerns größte Hähnchenmastanlage auf dem Rechtsweg doch noch zu verhindern. Doch klagen kostet Geld. Der BN startet daher eine Spendenkampagne. Informationen gibt der BN-Ortsvorsitzende für Wolnzach und Rohrbach Micha Lohr unter der E-Mail-Adresse bn-wolnzach@t-online.de