Geisenfeld
"Es gibt keinen Stillstand"

Ständig steigende Ausgaben blähen Geisenfelder Haushaltsvolumen immer weiter auf

18.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Insgesamt 115 Maßnahmen sind im Vermögenshaushalt der Stadt Geisenfeld vorgesehen. Einige der größten Posten sind der weitere Ausbau der Gadener Stráße (links), der soziale Wohnungsbau an der Münchener Straße (rechts oben) und der Erwerb von künftigem Bauland - etwa am Ortsausgang in Richtung Nötting (rechts unten). −Foto: Ermert

Geisenfeld (GZ) Die Zahlen sind so hoch wie noch nie. Aber von einem Rekord will Bürgermeister Christian Staudter nichts wissen, wenn er über den städtischen Haushalt spricht. "Dieser Ausdruck ist viel zu positiv besetzt", wehrt er sich gegen die Bezeichnung für das mit 32,5 Millionen Euro größte Geisenfelder Haushaltsvolumen aller Zeiten.

Vielmehr möchte Staudter erklären, weshalb in Geisenfeld einmal mehr - vor Jahresfrist war es ganz genauso - so viel Geld in die Hand genommen werden muss wie nie zuvor. "Die Ausgaben steigen unentwegt. Und das lässt sich halt auch leider nicht verhindern", kommentiert er die Zahlen. "Es gibt keinen Stillstand. Wenn eines fertig ist, kommt sofort das nächste nach." Im Sinn hat er dabei sowohl die ständig nach oben preschenden Personalkosten, die sich heuer auf voraussichtlich 4,9 Millionen Euro summieren. "Die Verwaltung bekommt immer mehr Aufgaben, die sie bewältigen muss", startet er die Erklärung. Hinzu kommen die Bauhofarbeiten und vor allem - hier trifft es alle Kommunen ähnlich - der immens steigende Aufwand für die Kinderbetreuung. "Das nimmt alles immer weiter zu", springt ihm auch der neue Kämmerer Anton Hackl zur Seite. Er hat sich nach dem unerwartet frühen Ausscheiden von Hans Thaller in den vergangenen Monaten mit dem Etat alleinverantwortlich auseinandergesetzt - und stellt heute im Stadtrat seinen ersten Haushalt vor. "Das war für mich zum Teil natürlich viel Neuland", räumt er ein. Aber alles habe gut funktioniert. "Ich bin schon ein bisschen nervös, was die Stadträte dazu sagen. Aber ich hoffe, dass alles gut gehen wird."

Bürgermeister Staudter ist sich bei diesem Punkt ebenfalls sicher. "Wir haben in dem Haushalt viele Vorhaben auf dem Schirm - aber nicht alle Wünsche werden umsetzbar sein", vermutet er. Im Laufe des Jahres werde sich das eine oder andere gewiss anders als gedacht entwickeln. "Und wir haben keinen einzigen Luxusaspekt im Haushalt stehen", versichert er. Alle Vorhaben und Investitionen seien notwendig und nicht zu vermeiden. Der ständige Aufwärtstrend bei den Zahlen sei also weniger den ambitionierten Plänen der Geisenfelder zu schulden, sondern vielmehr dem ständigen Aufschwung der Region und dem eigenen Wachstum."Bei den Personalkosten haben wir die laufenden Tarifverhandlungen bereits eingepreist", versichert Hackl, dass es hier zu keinen Überraschungen mehr kommen kann. Und Staudter nimmt auch die steigenden Kosten bei den Tief- und Hochbauarbeiten ins Visier. "Die laufen uns davon. Ebenso wie die Grundstückspreise. Alles wird immer teurer. Eine Abkühlung wäre wirklich notwendig. Für die Menschen sowieso, aber für die Verwaltung schon auch."

Auf sage und schreibe 22 Millionen Euro ist der Verwaltungshaushalt gestiegen. Das ist eine weitere Million mehr als noch vor Jahresfrist. All die laufenden Kosten sind darin abgebildet. "Und da legen wir jedes Jahr eine Schippe drauf", so Hackl. Die Zuführung zum Vermögenshaushalt - also Geld, das für Investitionen übrig bleibt - wirkt mäßig. 850000 Euro sind noch geblieben. Ein Jahr zuvor waren es fast 1,5 Millionen Euro. "Das liegt genau daran, dass alles immer teurer wird", führt Staudter aus. Und dass Geisenfeld heuer außerdem keine Schlüsselzuweisung mehr erhält. Wo vor einem Jahr noch 430000 Euro auf der Einnahmenseite standen, findet sich jetzt im Haushalt eine glatte Null. So wird es etwas knapper mit dem Geld, obwohl die Einkommensteuerbeteiligung mit 7,6 Millionen tatsächlich ein Rekord im positiven Sinn ist - und die Gewerbesteuer mit 6,5 Millionen Euro "zwar hoch, aber absolut realistisch", so Staudter, angesetzt wird. Zu den laufenden Ausgaben gesellt sich heuer aber eine überaus stolze Summe bei der Kreisumlage. 6,2 Millionen Euro führt Geisenfeld an den Landkreis ab. Das sind 1,3 Millionen Euro mehr als vor einem Jahr. "All das zusammen bereitet uns schon auch Kopfzerbrechen", fährt der Bürgermeister fort.

Und trotzdem können sich die Investitionen im Vermögenshaushalt, der 10,5 Millionen Euro umfasst, erneut weithin sehen lassen. Kämmerer Hackl spricht von insgesamt 115 verschiedenen Projekten, die dort aufgeführt sind. Jede Menge kleinere Vorhaben also, die nur im vierstelligen oder allenfalls niedrigen fünfstelligen Eurobereich liegen, sind dort zu finden. "Ein kleines Beispiel sind die neuen Fenster, die wir im Kindergarten Kleiner Tiger einbauen müssen", sagt Hackl. Sie kosten 40000 Euro.

Die größten Brocken sind woanders zu finden. Die neue Drehleiter der Feuerwehr kostet 630000 Euro, der Kanalumschluss von Ilmendorf 1,1 Millionen Euro, der weitere Ausbau der Gadener Straße sogar 1,2 Millionen Euro. Den Grunderwerb für das neue Baugebiet am Pfaffenbergweg lässt sich die Stadt 1,5 Millionen Euro kosten. Die Erschließung des Lustfeld in Unterpindhart 450000 Euro - und ebensoviel die Straße von Unterpindhart nach Aiglsbach. Der soziale Wohnungsbau an der Münchener Straße kostet zusätzliche 700000 Euro. Was für den Breitbandausbau in die Hand genommen werden muss, ist mit 200000 Euro eher unsicher kalkuliert. Und die ersten Isek-Maßnahmen werden auf 270000 Euro geschätzt.

Die beste Nachricht ist die Tatsache, dass die Stadt keine neuen Schulden aufnehmen muss. Deren Stand bleibt somit bei 1,4 Millionen Euro. Dafür schrumpfen die Rücklagen, um all das finanzieren zu können: um 4,5 Millionen auf nur noch 2,6 Millionen Euro.

Patrick Ermert