Ernsgaden
Vom Blues-Oldie bis zum Königsjodler

Robert "Dackel" Hirmer bringt das Sportheim in Ernsgaden zum Beben

04.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Ohne Schnickschnack: Nur mit seiner Stimme und dem Akkordeon trat Robert »Dackel« Hirmer in Ernsgaden auf - Foto: Zurek

Ernsgaden (zur) „Wir sind New Orleans“, so titelte ein Zuhörer in Ernsgaden schon nach den ersten Liedern von Robert „Dackel“ Hirmer im Sportheim des SV Ernsgaden.

Im Lauf des Abends hat es am Freitag jedoch weit mehr als akzentfreien Blues gegeben: Rockiges, Balladiges und ein bayrischer Knaller gehörten dazu. „Der Mo, der oabad si ja auf“ – die vernehmlich geäußerte Sorge eines Zuhörers war jedoch unbegründet. Trotz vollem Einsatz überstanden der Musiker und seine Stimmbänder den Abend gänzlich unbeschadet. Und das, obwohl er unter dem Jubel der Gäste sogar einen „Königsjodler“ in den Saal schmetterte.

Normalerweise tritt der „Dackel“ in Begleitung seiner Band Rad Gumbo auf. „Ich taug’ nicht so recht zum Alleinunterhalter“, meinte er zu Beginn des Abends mit einem Augenzwinkern. Und straft sich dann selber Lügen. Viel Worte macht er zwar tatsächlich nicht, aber die locker in tiefstem Bayrisch dahingestreuten Bemerkungen verfehlen ihr Ziel nicht. Humorvoll und authentisch kommt er rüber; ohne Starallüren und trotz Paillettenhemd und Glitzerhut (beides in Schwarz natürlich) auf sympathische Art bescheiden. Sobald er sein Akkordeon in Händen hält und zu spielen beginnt, bleibt für nichts anderes mehr Raum. Mikro und Elektrik? Braucht der Typ nicht, er holt aus der Quetschn alles raus, was die an Luft und Klang zu bieten hat. Und als „Blues-Shouter“ ist er auch unplugged noch eine Wucht. Bässe zum Herzerweichen, Schreie, die durch Mark und Bein gehen, und Koloraturen, die einer Sopranistin zur Ehre gereichen würden. Geschmiert nur mit einem gelegentlichen Schluck Bier, alkoholfrei.

Noten braucht Hirmer nicht. Der dafür vorgesehene Ständer enthält nur textliche Stützen. Was die Finger auf der Klaviatur des Akkordeons tun und was seine Stimmbänder von sich geben, das scheint direkt aus der Seele nach außen zu drängen. Das braucht keine Pünktchen und Linien, um zu wissen, wo’s lang geht. Ganz gleich ob der „Dackel“ Eigenkompositionen zum Besten gibt, oder sich auf „Klassiker“ verlegt – er verleiht den Stücken einen ganz eigenen Touch. Wohl selten hört man „Sylvia’s mother“ derart ergreifend interpretiert.

In so manchen Refrain stimmen Fans mit ein, und am Ende hat der Drive auch die letzte Fingerspitze erreicht. Das Publikum klatscht und schnipst im Takt des Blues. „Sensationell“, „ein Virtuose am Akkordeon“ urteilt eine Dame in der vordersten Tischreihe. „Hirmer erinnert mich irgendwie an Joe Cocker“, zieht ein Gast aus Geisenfeld den Vergleich. Den wegen diverser Umgehungen derzeit recht weiten Weg nach Ernsgaden hat er „nicht bereut“. Im Gegenteil. „Wer nicht da war, hat was verpasst“, meint er.