Ernsgaden
Es bleibt wohl beim Vakuumkanal

Studie: Umrüstung auf Drucksystem würde zwölf Millionen Euro kosten Stattdessen "Optimierungen"

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Einen großen Personaleinsatz verursacht der laufende Betrieb des Ernsgadener Kanalnetzes. Das Foto zeigt einen Mitarbeiter der Ingolstädter Kommunalbetriebe an einem Rückstauschacht. Mit der geplanten Sanierung und Optimierung des Vakuumsystems sollen die Betriebskosten deutlich reduziert werden. - Foto: Gemeinde Ernsgaden

Ernsgaden (GZ) Die Umrüstung der Ernsgadener Abwasserbeseitigung vom Vakuum- auf ein Drucksystem ist offenbar vom Tisch - angesichts einer Kostenkalkulation von zwölf Millionen Euro. Stattdessen, so der Tenor in der jüngsten Gemeinderatssitzung, soll das bestehende System optimiert werden.

Weil das Vakuumkanalsystem störanfällig ist, hohe Betriebskosten verursacht, und sich auch immer wieder Bürger über die unzureichende Funktionalität beschweren, gibt es seit Längerem Gedankenspiele für eine komplette Umrüstung. Man beauftragte das Ingenieurbüro Wipfler mit einer Machbarkeitsstudie, dessen Ergebnis dem Gemeinderat jetzt vorgestellt wurde.

Das Ergebnis: Ein neues Kanalsystem würde mit allen notwendigen Änderungen rund zwölf Millionen Euro verschlingen. Dabei würde das Abwasser aus den Haushalten nicht mehr abgesaugt, sondern über einen Sammelschacht mit einer Abwasserpumpe in das Leitungssystem gedrückt. Das bisherige, 17 Kilometer umfassende Leitungsnetz könnte nur zu einem geringen Teil weiterverwendet werden, so die Fachleute vom Büro Wipfler. Ein Großteil der Kanalleitungen müsste durch neue Leitungen ersetzt werden. Auch die bisherigen insgesamt 720 Hausanschlüsse könnten in das neue System nicht eingebunden werden und müssten durch neue Schächte mit Druckpumpen abgelöst werden. Der Vorteil einer Umstellung wäre freilich eine deutliche Senkung der Unterhaltskosten, erklärten die Experten.

Als Alternative zu einem kompletten Systemwechsel kann sich das Büro Wipfler die Sanierung und Optimierung des bestehenden Vakuumkanals vorstellen. Umbauten und technische Verbesserungen könnten dazu beitragen, die Störungshäufigkeit und den Ärger bei den Bürgern zu reduzieren. Nach der Auflistung des Planungsbüros geht es dabei um einen Austausch der Vakuumventile einschließlich einer Funküberwachung zur Nachverfolgung von Störungen bei Hausanschlüssen, die Optimierung der Abwasserpumpen und eine Verstärkerstation am Abwasserstrang zwischen Knodorf und Ernsgaden. Dafür müsste die Gemeinde "nur" ein bis zwei Millionen Euro investieren, hieß es. Wie Kämmerer Hans Thaller erläuterte, ist der Kanal eine "kostendeckende" Einrichtung. Die Ausgaben müssten daher über einmalige Erstellungsbeiträge der Grundstückseigentümer oder über die Kanalgebühren "wieder hereinkommen".

Bürgermeister Karl Huber (CSU) wies darauf hin, dass es für solch ein Projekt keine staatlichen Zuschüsse gibt. Die neue Technik müsse deshalb in vollem Umfang von der Gemeinde und ihren Bürgern finanziert werden.

In der folgenden Debatte wurde eine klare Tendenz zur Optimierung des bestehenden Systems deutlich. "Wir dürfen den Vakuumkanal nicht schlecht reden", meinte etwa Hubert Attenberger (CSU). Er kenne viele Bürger, "die noch nie ein Problem mit dem Kanal hatten". Man sollte deshalb nur die Schwachpunkte des bestehenden Systems beseitigen, schlug er vor. Wie Attenberger wandten sich auch die Sprecher der anderen Fraktionen, Franz Lemke (FW) und Günter Thaller (SPD/UW), gegen einen Systemwechsel. "Wir sollten Geld in die Hand nehmen und unser bestehendes System verbessern", so Lembke. Er sei nicht dafür, ein nicht optimal funktionierendes technisches System durch eine andere Technik zu ersetzen, "von der man auch nicht weiß, ob sie besser läuft". Günter Thaller meinte, dass "den Bürgern die Umlegung etwaiger Investitionskosten von zwölf Millionen Euro nicht zuzumuten" sei. Als Alternative bleibe nur, "mit dem bestehenden System zu leben und das Beste daraus zu machen".

Nach Einschätzung des CSU-Fraktionschefs Alois Schmelzer (CSU) ist es besonders wichtig, zwischen Ernsgaden und Knodorf einen "Puffer" einzubauen, damit die Ernsgadener Anlage entlastet wird. "Wenn in Knodorf weitere Baugebiete kommen, bricht uns das Kanalnetz in diesem Bereich zusammen", so seine Mutmaßung. Bürgermeister Karl Huber erklärte dazu, dass er mit seinem Vohburger Kollegen Martin Schmid bereits über dieses Thema gesprochen habe. Sobald konkrete Beschlüsse und Planungen vorlägen, müsse man hier mit der Stadt Vohburg über die weitere Vorgehensweise verhandeln. Der anwesende Vertreter der mit der Betriebsführung beauftragten Ingolstädter Kommunalbetriebe Arthur Kraus betonte, dass es eine gute Lösung sei, den bestehenden Kanal zu sanieren und damit "den Betrieb deutlich zu verbessern".

Wie der Bürgermeister abschließend ankündigte, würden sich die Bauverwaltung und der Betriebsführer der Ingolstädter Kommunalbetriebe in nächster Zeit zusammensetzen und ein Investitionskonzept für das bestehende Vakuumssystem erarbeiten.