Englmannsberg
In alter Pracht

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Dezente Farbtöne hat sich Hans-Veit Graf zu Toerring-Jettenbach für die Außenfassade mit Sonnenuhr ausgesucht, links die Kapelle vor der Restaurierung.

Englmannsberg (PK) Die Farben ausgeblichen, das Holz verwittert, die Sonnenuhr auf der Außenfassade kaum mehr zu erkennen - so sah die Kapelle St.Wolfgang auf dem Gut Englmannsberg lange Zeit aus. Immer wieder bedauerte das Hans-Veit Graf zu Toerring-Jettenbach, dessen Familie das Gut gehört.

"Immer, wenn ich herkam, war mir klar: Hier muss eines Tages etwas gemacht werden." Als dann sein 80. Geburtstag nahte, sah er seine Chance: "Anstelle von Geschenken habe ich meine Freunde und Verwandten um Spenden für die Restaurierung der Kapelle gebeten", berichtet er. Sein Beweggrund: "In Zeiten, in denen der Atheismus mehr und mehr um sich greift, schadet es nicht, auch einmal ein Zeichen für unseren Glauben zu setzen." An seinem Geburtstag kam einiges zusammen, den Rest übernahm die Toerring-Brauerei. "Es gab keinen festen Zeitplan", so Graf zu Toerring-Jettenbach.

Einen Plan, wie die Kapelle am Ende innen und außen aussehen sollte, hatte er schon: So nahe wie möglich an dem, wie ihr Erbauer, Maximilian August Graf zu Toerring-Jettenbach, Graf zu Gutenzell, sie sich einst erdacht und sie hatte bauen lassen.

Kein leichtes Unterfangen für die Restauratoren von Pavel Hanc aus Prag, die zunächst durch viele Befundproben herausfinden mussten, wie jeder Bestandteil der Kapelle im Jahr 1834 ausgesehen hatte. Von dem Tor zwischen Eingangstür und Gebetsraum sowie von allen Einrichtungsgegenständen legten sie die verschiedenen Farbschichten frei, um die ursprüngliche Fassung zu finden. Das Tor war früher fast schwarz, eine Verzierung am Altar ist jetzt wieder dunkelrot, im Laufe der Zeit hatte man sie aber teilweise grün übermalt.

Bei der Außenfassade war es anders: "Von der ursprünglichen Farbe war aufgrund von mehrfachen Putzerneuerungen nichts mehr zu finden", so der Graf. "Deshalb habe ich eine gefälligere, hellere Farbe gewählt, die der Farbe von Schloss Pörnbach ähnelt."

Rund 60 Stunden brauchte die Restauratorin Lenka Helfertova aus Prag allein für das im Nazarener-Stil gehaltene Altarbild, das den Gekreuzigten mit seiner Mutter Maria und Johannes, dem Lieblingsjünger, zeigt. "Besonders aufwendig war die Wandbemalung mit Himmel und Vorhang hinter dem Altar", so der Graf. Es sei teils schwer nachzuvollziehen gewesen, wie die Schatten verlaufen seien.

Doch diese Arbeiten kamen erst später. Zunächst mussten die Arbeiter alle Einbauten und Möbel zwischenlagern, damit sie den Putz von der Wand lösen konnten. Den Boden verlegten sie komplett neu mit Solnhofer Natursteinen aus Eichstätt - der alte Boden war nicht mehr zu gebrauchen. Stück für Stück schliffen die Restauratoren die Farbe von den Bänken, bis alles so aussah wie 1834.

Eine Überraschung fanden die Maurer von Krzystof Wasilewski aus Seefeld unter dem Altar. Dort war eine alte Säule eingegraben und in ihrer Aushöhlung lagen zwei Münzen sowie eine Gedenkmedaille. Sie gehörte einst dem Vater des Kapellen-Erbauers, nämlich Joseph August Graf zu Toerring-Jettenbach und Gronsfeld. "Die Säule mit Medaille und Münzen werden wir jetzt an der Wand anbringen, damit jeder sie bewundern kann", so Graf zu Toerring-Jettenbach. Die Signaturen der Maurer aus der Erbauungszeit der Kapelle im Eingangsbereich sollen ebenfalls sichtbar bleiben - deshalb sparten die Maler die Stellen aus.

An der Außenfassade glänzt nun wieder die Sonnenuhr in alter Pracht. "Ob sie hundertprozentig funktioniert, weiß ich nicht", sagt Graf zu Toerring-Jettenbach.

Die Feierlichkeiten zur Segnung der Kapelle beginnen am 28. Mai um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst im Gutshof des Graf-zu-Toerring'schen Gutes. Die Messe wird von Pfarrer Peter Stempfle aus Hohenwart gelesen. Im Anschluss richten Bürgermeister Manfred Russer und Graf zu Toerring-Jettenbach Grußworte an die Gäste. Danach wird die Kapelle gesegnet. Die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden und Vereine sind dazu eingeladen.

Ausgerichtet wird die Feier von der Graf-zu-Toerring-Brauerei unter Mithilfe der Gemeinde Hohenwart. Den Verkauf von Getränken und Brotzeit organisieren der Maibaumverein und die Freiwillige Feuerwehr Koppenbach, den Blumenschmuck liefern die Obst- und Gartenbauvereine Hohenwart und Lindach-Eulenried-Weichenried. Außerdem gibt es eine kleine Ausstellung zur Geschichte und den Renovierungsarbeiten der Kapelle. Mit von der Partie ist ebenfalls die Schützenkompanie Graf-zu-Toerring-Jettenbach aus Neufahrn bei Freising. Künftig kann übrigens jeder, der möchte, nach dem Schlüssel fragen und in der Kapelle eine Andacht halten.