Pfaffenhofen
Widerstand gegen Sonnenstrom

Trotz Bedenken in Tegernbach will die Stadt eine Anlage auf dem dortigen Kindergarten installieren

27.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Auch Solaranlagen können durchaus umstritten sein, wie der Widerstand aus Tegernbach gegen Photovoltaikanlagen auf dem Dach des Kindergartens Frederick zeigt. −Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Tegernbach/Pfaffenhofen (PK) Gegen die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Kindergartens Frederick in Tegernbach gibt es Widerstand - wegen gesundheitlicher Bedenken sowie aus ästhetischen Gründen und Zweifeln am Nutzen. Die Stadt will aber trotz der Kritik aus dem Ortsteil an ihren Plänen festhalten.

Der Tegernbacher Kindergarten ist zwar unter kirchlicher Trägerschaft, das Gebäude aber ist Eigentum der Stadt Pfaffenhofen. Und die sieht sich im Recht und will an ihrer Photovoltaik-Offensive auf städtischen Liegenschaften festhalten, die der Stadtrat vergangenen September im Zuge des Klimaschutzkonzeptes verabschiedet hatte - eben auch für Tegernbach. Die Ausschreibung für die dortige PV-Anlage läuft nach Informationen der Bauverwaltung bereits, installiert werden soll sie frühestens im Mai.

Doch in dem nördlichen Ortsteil gibt es kritische Stimmen. "Ein Teil der Eltern hat Bedenken", berichtet etwa Kindergartenleiterin Maria Schiebel. Vor allem, weil man vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. Aber nicht nur.

Hört man sich in Tegernbach um, scheint das Thema schon länger zu gären. Eigentlich reicht es zurück bis ins Jahr 2001, als der Kindergarten gebaut wurde: Damals wurde das Dach mit seinen markanten Gauben extra mit Biberschwanzplatten statt normalen Dachpfannen gedeckt, damit sich der Neubau optisch besser in das Ensemble am Burgstall mit dem Bildungshaus Maria Hilf, der Pfarrkirche Maria Reinigung, dem alten Schulhaus und dem denkmalgeschützten Pfarrhof einfügt. Eine PV-Anlage mag da mancher als störend empfinden. Auch ist das Dach nach Südwesten ausgerichtet - und nachmittags, wenn viel Strom erzeugt wird, hat der Kindergarten geschlossen und kaum Strom würde selbst verbraucht, heißt es.

Auslöser des ganzen Konflikts war offenbar die Art und Weise, wie die Stadt das Bauprojekt kommuniziert hat - mit einem Dreizeiler per E-Mail an den Kindergarten. Ohne Details. Ohne erhellende Erklärungen. "Die Leute wurden überrumpelt", fasst Ortssprecher Gerhard Fuchs die Diskussion im Ort zusammen. "Das war eine ganz schlechte Art der Kommunikation."

Wie Stadtjurist Florian Erdle bestätigt, habe es im konkreten Fall "Irritationen" gegeben - obwohl nur eine vergleichsweise kleine Anlage überhalb der Gauben vorgesehen sei. Die Verwaltung sei mittlerweile auch in Kontakt mit der Kindergartenleitung getreten, um durch zusätzliche Informationen Vorbehalte auszuräumen.

Dass das nicht so einfach möglich sein dürfte, zeigt eine skurrile Blüte, die die Debatte getrieben hat: Bereits bei der jüngsten Stadtratssitzung vergangene Woche brachte CSU-Stadtrat Georg Hammerschmid vor, dass es im Ortsteil Vorbehalte gegen die Anlage gebe. "Die Eltern haben echt Bedenken", berichtete er - "wegen Strahlung und Elektrosmog". Auch mit dem Brandschutz argumentierte er. "Auf einem Kindergartendach bräuchte es das doch nicht", so Hammerschmid.

Doch mit seinem Ansinnen stieß er auf wenig Gegenliebe im Gremium: "Photovoltaikanlagen sind kein Teufelszeug", erwiderte Bürgermeister Thomas Herker (SPD) - der die Bedenken offenbar wenig ernst nimmt: "Da würde ich dann Stoßgebete empfehlen." Der sichtlich fassungslose SPD-Fraktionssprecher Markus Käser hielt es gar für "unglaublich", dass ein Stadtrat heutzutage mit Thesen wie aus der Zeit der Hexenverbrennung hantiere. Für sachliche Aufklärung sorgte als Fachmann schließlich Andreas Herschmann (SPD), Referent für Energie und Klimaschutz: "Elektrosmog entsteht nur bei Wechselspannungsfeldern wie bei Steckdosen", erläuterte der Physiker. "Photovoltaik erzeugt aber Gleichspannung - damit entsteht lediglich ein statisches Magnetfeld wie beim Erdmagnetfeld, das nicht schädlich ist." Weiter ergänzte er im Falle eines eher esoterischen Ansatzes zum Thema Erneuerbare Energien, dass PV-Module sogar kosmische Protonen- und Neutrinostrahlung abhalten würden.

Mit dem Kern des Konflikts hat diese kommunalpolitische Diskussion allerdings wenig zu tun. Abgesehen vielleicht vom Vorwurf schlechter und unsensibler Kommunikation.