Vohburg
"Eins kam zum anderen"

Kronjuwelenhochzeit: Hermann Maria Schneider und seine Frau Anny heirateten vor 75 Jahren

14.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:13 Uhr
Anstoßen auf 75 gemeinsame Ehejahre: Hermann Maria Schneider (von rechts) und seine Frau Anny feierten dieses außergewöhnliche Jubiläum. Bürgermeister Martin Schmid, der stellvertretende Landrat Anton Westner und die Zweite Bürgermeisterin Roswitha Eisenhofer gratulierten den beiden zur Kronjuwelenhochzeit. −Foto: Foto: Lamprecht

Vohburg (PK) Es dürfte nicht vielen Ehepaaren vergönnt sein, eine Kronjuwelenhochzeit zu feiern. 75 Jahre verheiratet - in Vohburg war es am vergangenen Samstag so weit. Hermann Maria Schneider und seine Frau Anny stießen auf dieses besondere Jubiläum an.

"Nun lass mich doch mal erzählen wie das war, Nana", sagt Hermann Maria Schneider und streicht seiner Frau liebevoll über die Hand. Volle 75 Jahre sind die beiden Wahlvohburger nun verheiratet. Am vergangenen Samstag wurde im kleinen Kreis die Kronjuwelenhochzeit gefeiert. Ein Ereignis, das es nur ganz selten gibt im Landkreis und wohl auch nicht sehr viel öfter in der Republik. Denn "75 oder ja eigentlich noch ein bisschen mehr Jahre, das ist schon was". Da sind sich die Schneiders einig und fanden damit auch die Zustimmung von Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid, seiner Stellvertreterin Roswitha Eisenhofer und dem stellvertretenden Landrat Anton Westner. Die ließen es sich freilich nicht nehmen, dem Paar persönlich zu gratulieren und sich natürlich auch die Geschichte anzuhören, wie sich die beiden damals, mitten im Krieg, in München kennen gelernt haben.

Schneider, der erst vor Kurzem als erster Vohburger seinen 100. Geburtstag feierte, war als junger, verwundeter Soldat auf Heimaturlaub in München, ging zu später Stunde die Leopoldstraße hinunter. "Dann sah ich da zwei junge Damen in blauen Kostümen mit wallenden Haaren, in Sandalen und mit Wanderstöcken. Blicke trafen sich und was soll ich sagen: "Eins kam zum anderen", erzählt Schneider verschmitzt lächelnd.

Das Eine und das Andere ist in diesem Fall eine Geschichte, wie sie sich niemand ausdenken könnte, so voller Zufälle, voller glücklicher, und manchmal auch unglücklicher Fügungen und schlicht voller Leben ist sie. Schneider begleitete die zwei verirrten Thüringerinnen zum Hotel, lud sie für den nächsten Morgen in die Kunstausstellung ein. Brachte seine Nana, die er damals freilich noch förmlich Fräulein Anny nannte und siezte am nächsten Tag zum Bahnhof und fuhr schließlich, weil die gerade 16-Jährige so verloren war, auch noch mit ihr in Urlaub. "In allen Ehren", wie Anny Schneider betont.

Um die beiden geschehen war es freilich dennoch: Als Schneider zurück in den Krieg und Anny zurück nach Hause musste, telefonierte man, besuchte sich und ließ schon bald darauf die Hochzeitsglocken läuten. Was folgte, war ein bewegtes Leben, wie es wohl nur besondere Menschen erleben dürfen. Eines, das die beiden über Thüringen nach München und schließlich, vor bald 50 Jahren, nach Vohburg führte, "wo wir unsere Heimat gefunden haben". Eines, das Hermann Maria Schneider, den Künstler, den Maler, den Goldschmied, schließlich Lehrer mit Leib und Seele werden ließ und seiner Frau, dem Theatermenschen, Modell und Mannequin am Ende eine Anstellung als Leiterin des Kindergartens in Vohburg bescherte. Eines, das den beiden zwei Kinder schenkte, ihnen eines wieder weg nahm und das trotz allen guten und schweren Zeiten "so schön war, dass wir, glaube ich, eigentlich keinen Augenblick davon missen möchten!"

Susanne Lamprecht