Eining
Wasser, Wind und Sonne

Die Donaufähre bei Eining hat einen neuen Fährmann: Viktor Beisel, eigentlich eine richtige Landratte

02.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Fährmann Viktor Beisel greift zum Ruder, dann steuert der neue Kapitän die voll besetzte Fähre bei Eining über die Donau. - Foto: Scholtz

Eining (DK) Eigentlich ist er eine richtige Landratte. Seit den drei Wochen, in denen Viktor Beisel nun als Kapitän der Fähre in Eining agiert, weiß er aber um die Faszination von Wasser, Wind und Sonne: "Ein echter Traumjob," findet der gelernte Agraringenieur.

Im Februar hat Viktor, der 1994 mit seiner Familie aus Kasachstan nach Deutschland kam, das Stellenangebot in der Zeitung entdeckt und sich beworben. Als einer der Ersten. Er brauchte ein bisserl Geduld, bis die Zusage aus Neustadts Rathaus kam. Unter knapp zehn Bewerbern war die Wahl auf ihn gefallen. Jetzt ist der Vater zweier erwachsener Söhne festes Mitglied im Team des Bauhofs: von Mai bis Ende Oktober als Fährmann, in der kalten Jahreszeit dann vorwiegend im Winterdienst.

Ein knapp zwei Tonnen schwerer SUV wartet am Ufer, dahinter ein Kleinwagen sowie ein Trupp Radler. Es ist viel los an hochsommerlichen Tagen. Der sportliche Großraumwagen muss umkehren. Mehr als 1,8 Tonnen darf die Fähre nicht tragen. "Da muss ich streng sein, denn wenn etwas passiert, bin ich dran", sagt Viktor und ist froh, dass der Fahrer des SUV und seine Passagiere ein Einsehen haben. 2008 ist die Fähre nämlich schon einmal untergegangen. Dann weist er die anderen ein: zuerst die Radler, die sich am Bug sammeln. Anschließend wird der Kleinwagen zur Schiffmitte dirigiert, dem der einzige Motorradfahrer mit seiner schweren Maschine folgt. Bevor der Fährmann zum Ruder greift, kassiert er. Die minutenkurze Überfahrt kostet zwischen 50 Cent und 1,50 Euro pro Fahrzeug, die Personen (ein Euro pro Nase) kommen noch dazu. Dann legt die Fähre ab.

Zwei Wochen hat die Einweisung für den Bootführerschein gedauert, den ein Fähren-Kapitän braucht. "Gar nicht so einfach", fand Viktor. Für die theoretische Prüfung hat er diszipliniert gebüffelt. Die Praxis klappte von Anfang an recht gut. Jetzt hat er noch Unterstützung von Nikolaus (Nick) Wagner, seinem Vorgänger, "denn ein richtiges Gefühl für das Schiff kann man in so kurzer Zeit nicht bekommen," das weiß auch Viktor. Nick ist zufrieden mit seinem Schützling. Er greift nur ein, wenn er sieht, dass sich der Kollege schwertut. Zum Beispiel, wenn ein Auto eingewiesen werden muss. Oder beim Anlegen: "Da bin ich noch nicht so gut", gesteht der neue Fährmann. Schwer getan hat er sich auch mit den Fachbegriffen wie Heck (hinterer Teil eines Schiffs), Bug (Vorderteil), Back- und Steuerbord (links und rechts): "Das bringe ich noch immer durcheinander."

Von Anfang Mai bis Ende Oktober verkehrt die Fähre von Dienstag bis Sonntag zwischen 11.30 und 19.30, wenn viel Betrieb ist, bis 20 Uhr zwischen Eining und Hienheim. Montag ist Ruhetag. Bei sehr schlechtem Wetter oder Hochwasser bleibt das Schiff festgemacht am Ufer. So wie in der Zeit, als die Landratte Viktor sich mit der Fahrt auf den Donauwellen vertraut machen sollte: Es war ein stürmischer Anfang, dem aber Super-Sommerwetter und der Ansturm der Passagiere und Medien folgte. Nach Vertretern der Lokalpresse und vom Radio waren vor wenigen Tagen sogar die Kollegen vom Fernsehen da. So eine nostalgische Seilfähre samt Steuermann genießt schließlich ein hohes Ansehen - bedeutsam nicht nur für den Fremdenverkehr.