Scheyern
Ein Scheyrer mit Leib und Seele

Der ehemalige Bürgermeister Rudi Reimer feiert an diesem Samstag seinen 80. Geburtstag

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Für seine Verdienste um die Gemeinde Scheyern ist Rudi Reimer zum Ehrenbürger ernannt worden. An diesem Samstag wird er 80 Jahre alt. −Foto: Lodermeyer

Scheyern (PK) Sein Zuhause ist inzwischen in Pfaffenhofen - doch Rudi Reimers Wohnung ist auch heute noch ein kleiner Fleck Scheyern. An diesem Samstag wird er 80 Jahre alt.

An den Wänden hängen zahlreiche Bilder, Urkunden, Wappen und Ehrenzeichen aus seiner Zeit als Scheyrer Bürgermeister. Ein Foto zeigt ihn neben Franz Josef Strauß, auf einem weiteren sitzt der spätere Bundespräsident Christian Wulff bei Reimer. Besonders freut ihn aber ein Foto, das letztlich mit Politprominenz wenig zu tun hat - aber da kommt in Reimer der Lausbub durch. Denn er durfte kurz eine Transall fliegen, auf dem Foto sitzt er am Steuerknüppel im Cockpit auf dem Weg nach Malta. "Nur kurz, für das Foto, natürlich - aber das war schon etwas Besonderes", freut sich Reimer. Der gebürtige Mitterscheyrer kann auf zahlreiche spannende Erlebnisse zurückblicken, einige mehr noch als Bilder an seiner Wand hängen. An diesem Samstag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Dass er letztlich einmal 24 Jahre Bürgermeister von Scheyern sein würde, dazu Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags und CSU-Kreisvorsitzender sowie Ausschussmitglied im Regionalen Planungsverband, damit hatte Reimer nicht wirklich gerechnet. Denn eigentlich hatte er im Landratsamt als stellvertretender Leiter der Kreisstraßenbauverwaltung einen guten Posten. Der Wechsel in die Gemeindeverwaltung Scheyern und letztlich in die lokale Politik, "das war schon ein Risiko", sagt Reimer. Und auch seine Frau Annemarie erinnert sich: "Hab ich mich damals aufgeregt! Ob er die Wahl gewinnt, das wusste ja keiner."

"Ein Bürgermeister muss schon auch manchmal ein Hund sein."

Rudi Reimer

 

Doch Reimer wird 1978 Bürgermeister, fast ein Vierteljahrhundert regiert er in Scheyern. Er habe die Gemeinde "von der Steinzeit in die Neuzeit" gebracht, sagt Reimer, auch wenn nicht alles eine schöne und einfache Zeit gewesen sei. Eine große Chance konnte er beispielsweise nutzen, als sich die Bundeswehr aus der Gemeinde zurückzog und das Kasernengelände zur Verfügung stand. "Ich habe unter schwersten Verhandlungen erreicht, dass wir es so günstig bekommen", sagt Reimer. Seine Argumente und Tricks jedoch verrät er nicht. "Ein Bürgermeister muss schon auch manchmal ein Hund sein", sagt er mit einem Grinsen.

Das bewies er - wenn auch etwas ungewollt - auch im Jahr 1987, als die Scheyrer Musikkapelle in die USA flog und in El Paso in Texas ein Oktoberfest auf die Beine stellte. Dafür musste Reimer eigentlich beim Bund um Erlaubnis bitten, doch er wartete vergeblich auf eine Antwort und stieg schließlich mit seinen Musikerkollegen in den Flieger. "Letztlich kam ein Brief, dass Bürgermeister eigentlich nicht mitfliegen dürfen - aber da war ich schon weg", erzählt Reimer. In den USA konnte er bei der Gelegenheit eine Mondlandefähre aus der Nähe anschauen. "Das ist eigentlich nur ein großer Kübel. Aber es war trotzdem ein besonderes Erlebnis", erinnert sich Reimer. Und auch bei den Texanern hatte Reimer offenbar bleibenden Eindruck hinterlassen: Sie ernannten ihn kurzerhand zum Ehrenbürger von El Paso.

Während Reimers Zeit als Bürgermeister wurde unter anderem die Hauptschule gebaut sowie die Wasserversorgung, der Sportplatz, das Feuerwehrhaus - und auch der Bauhof. "Wenn früher die anderen Kreisräte auf Rundfahrt waren und wir in Scheyern waren, habe ich immer gesagt: ,Da schaut euch die Kaserne an!' - damit sie ja nicht den alten Schuppen vom Bauhof sehen", erinnert sich Reimer. Für seine Verdienste sowohl in Scheyern als auch zuvor noch als Bürgermeister von Mitterscheyern, als Mitglied und Gründungsmitglied zahlreicher Vereine und seine anderen politischen Ämter bekam Reimer 2016 auch von Scheyern eine besondere Ehre: Seitdem ist er Ehrenbürger Scheyerns, da er "das Bild des heutigen Scheyerns nachhaltig geprägt" hat, wie es auf seiner Urkunde steht.

Auch wenn sein Herz 24 Jahre lang an der Gemeindepolitik hing, fiel ihm der Abschied 2002 nicht zu schwer. "Ich war einer, der gerne drin war. Aber für mich war Schluss - alles hat seine Zeit", sagt Reimer. Noch immer hält er gern Kontakt zu zahlreichen Vereinen, geht zu manchem Stammtisch. Auch sein Garten am Gabis in Scheyern hängt ihm sehr am Herzen - "Da gibt es nichts, was nicht draußen ist", erzählt Reimer stolz.

Außerdem wohnt seine Tochter Christine inzwischen in Mitterscheyern. Die 51-Jährige ist bekannt aus der Fernsehsendung "Dahoam is dahoam" - stolz erzählt Reimer von ihren Erfolgen und gern besucht er seine Tochter samt Familie zu Hause.

Auch wenn ein interessantes Fußballspiel ist, fährt er gern zurück in seinen Heimatort. "Wenn Scheyern Pfaffenhofen schlägt zum Beispiel", sagt er. Daher ist auch heute klar: "Mich treibt es immer wieder raus. Ich bin zwar nach Pfaffenhofen gezogen - aber im Herzen bin ich immer noch ein Scheyrer."

 

Zu Rudi Reimers Geburtstag veranstaltet die Gemeinde am Montagabend ein kleines Fest samt Sektempfang, zu dem auch alle Freunde, Begleiter und Scheyrer Bürger eingeladen sind. Los geht es um 18.30 Uhr in der Aula der Scheyrer Mittelschule.