Eichelberg
Mit Dudelsack, Trommel und Schalmei

Quartett Fatzwerk ist mit mittelalterlicher Musik erfolgreich und nimmt schon seine fünfte CD auf

07.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Bei Mittelalter-Märkten sind Fatzwerk gern gesehene musikalische Gäste. Zu dem Quartett, das jetzt sein zehnjähriges Bestehen feiern kann, gehören mit Florian Daniel und Sebastian Neuhauser auch zwei Musiker aus dem Geisenfelder Gemeindegebiet. - Foto: Fatzwerk

Eichelberg (GZ) Wenn "Meister Wammerl von Ramsch" nach Eichelberg einlädt, dann ist meist Bandprobe angesagt. Mit Dudelsack, Trommel und Schalmei. Denn der Musiker gehört zur Mittelalter-Gruppe Fatzwerk, die am 12. November ihr zehntes Jubiläum feiert.

Diesmal hat Florian Daniel (so der "weltliche" Name des oben Genannten) den Ofen im "Fatzwirt-Stüberl" auf dem heimischen Hof eingeheizt. Der 29-Jährige ist Gründungsmitglied des Quartetts, das sich mittelalterlicher Musik verschrieben hat. Ebenfalls von Anfang an dabei: Sebastian Neuhauser (genannt "Hans Olo"), Grafikdesigner aus Nötting, auch er ein "Endzwanziger". Beide hatten sich von Benjamin Hölzl aus Au, der selber inzwischen aus der Band ausgestiegen ist, von dem Projekt begeistern lassen. "Ich hab' mir tatsächlich gleich für 900 Euro einen gebrauchten Dudelsack angeschafft und zu üben begonnen", so Neuhauser mit einem Schmunzeln.

Der erste Auftritt ist im Gedächtnis hängengeblieben. "Das war an Silvester bei der Tante vom Benni", erinnert sich Daniel, der den Takt auf Davul, Darabuka und Talking Drum vorgibt und gelegentlich die Maultrommel vibrieren lässt. Immer wieder schlugen die Vier danach ihr Lager auf Mittelaltermärkten auf und spielten "nebenbei". Dabei kamen erste Kontakte zu Veranstaltern zustande. "Beim ersten Mal traten wir noch ohne Gage auf. Wer uns ein zweites Mal hören wollte, der musste uns dann aber schon gegen Kohle buchen", meint Daniel lachend.

Auf Familienfeste als Plattform sind Fatzwerk nicht mehr angewiesen, gehören sie doch beim Drachenstich in Furth im Wald seit Jahren als "Hausband" zum begleitenden Festival Cave Gladium. Dreimal schon waren sie im Schloss "Neugebäude" bei Wien zu hören, und man kennt sie bis Kassel hinauf. In Geisenfeld sind die Burschen bisher allerdings erst ein einziges Mal aufgetreten - beim historischen Bürgerfest vor sechs Jahren. "Anfangs haben wir hauptsächlich Songs nachgespielt, die wir gerne selber gehört haben", erzählt Neuhauser. Mittelalterliche Musik von "Furunkulus" zum Beispiel. Doch das Dasein als Coverband war dem Quartett bald zu öde. "Wir wollten was Eigenes", sagt er, und die Band versteht darunter "mehr krumme Takte wie den Siebenachtel" oder einen "g €˜scheiten Beat auf der Trommel". Textlich schienen Walther von der Vogelweide oder die Merseburger Zaubersprüche irgendwann ebenfalls abgegriffen. "Wir wollen lieber Unerhörtes bieten", betont Neuhauser.

Mit am Tisch sitzt Michael Glasel aus Bergheim bei Neuburg an der Donau. Auch er hat sich ein mittelalterliches Alter Ego zugelegt: "Heinrich der Flötzer" nennt er sich. Autodidakt wie die meisten seiner Bandkollegen hat er lediglich "für besondere Verzierungstechniken" bei einem Dudelsack-Profi Stunden genommen. Sein Outfit ist, wie das der anderen, "teils selbst genäht, teils gekauft". Manchmal wird "eine Lederweste auf alt getrimmt, wir sind da recht flexibel", verrät der 43-Jährige, für den die Musik ein "schöner Ausgleich" zum Job als Verpackungsentwickler ist.

Zum festen Stamm gehört auch der 28-jährige Alex(us) "vom Taubenberg" Schulz, seines Zeichens Tontechniker und einziger Berufsmusiker der Truppe. Er hat ein Studio zu Hause und ist so für die Band Gold wert - denn "bei ihm können wir ohne zeitlichen Druck und wesentlich günstiger aufnehmen", erklärt Daniel. Das erste ihrer mittlerweile vier Alben haben Fatzwerk (was alt-mittelhochdeutsch für "Possen reißen" und "Spott treiben" steht) 2009 noch in einem professionellen Freisinger Studio aufgenommen. Nach "Spielmannskunst" kam alle zwei Jahre eine neue CD dazu: "Mit Sack und Pack", "Zeytreyse" und schlicht "Das Vierte". Die fünfte Scheibe soll beim großen Jubiläumskonzert live gebrannt werden.

Nur sporadisch dabei sind im Übrigen zwei weitere Barden: der 29-jährige Severin "von Hals" Gottinger aus Passau (Sänger und Meister aller möglichen Saiteninstrumente) und die 34-jährige Franzi Schober, die als "Gaudia die Brachiale" auftritt.

Ob zu viert oder mit Freunden, für Fatzwerk ist das Musizieren immer "eine Mordsgaudi". Und solange "grad so viel rausspringt, dass wir wieder eine CD pressen können, ist alles gut", meint Meister Wammerl vom Ramsch. Na ja, das eine oder andere Gläschen Met fürs Fatzstüberl sollte vielleicht auch noch drin sein.