Ehrensberg
Die Zentrale im Grünen

Auf dem Ehrensberger Hof betreibt die Familie Hipp seit 60 Jahren Bio-Landwirtschaft

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Im Einklang mit der Natur will Betriebsleiter Armin Günter den Ehrensberger Hof betreiben (oben). Claus (links) und Stefan Hipp sind von der Biolandwirtschaft auch nach 60 Jahren noch überzeugt.

Ehrensberg (PK) Da sitzt eine Kuh im Wald. Daneben noch eine - und ein Kalb. Am Rand des Schindelhauser Forsts kann es zu solchen Begegnungen zwischen Spaziergängern und Rindern kommen. Am Ehrenberger Hof betreibt die Familie Hipp seit 60 Jahren Bio-Landwirtschaft - aus Überzeugung.

"Als wir vor 60 Jahren angefangen haben, hatten wir nur Gegner", sagt Claus Hipp. Politik, Großindustrie, konventionelle Landwirte, sogar den zuständigen Minister. "Die haben es für eine Marotte gehalten." Hipp, der bei der Produktion seiner Babynahrung streng darauf achtet, nur Bioprodukte zu verwenden, war laut eigener Aussage von jeher davon überzeugt. "Wenn saubere Lebensmittel erzeugt werden sollen, ist es am besten, keine Mittel einzusetzen, die man nicht drin haben will. Biologischer Landbau kann sich rentieren. Und man kann die Menschheit auch so ernähren."

Von den landwirtschaftlichen Produkten, die am Ehrensberger Hof erzeugt werden, geht nichts in die Babynahrungsherstellung. Mit dem Rindfleisch beliefert Betriebsleiter Armin Günter die Kantine auf dem Firmengelände und Biosupermärkte, verkauft wird auch das Holz aus dem etwa 100 Hektar großen Wald, außerdem gehört ein Damwildgehege zum Hof. Aber kann man denn von so einem Hof leben? "Nein, nein, nein", sagt Günter. Er führt den Hof als Nebenerwerbslandwirt mit einem angestellten Helfer. Armin Günter gehört zur Familie, hat auch einen Job in der Zentrale. Er kümmert sich um den ökologischen Landbau. "20 bis 25 Stunden die Woche", sagt er.

Seine Leidenschaft gilt aber dem Hof, den er zu einem Musterbetrieb ausgebaut hat. "Ohne Quersubvention durch Privatgelder", betont der 39-Jährige. In den Wohngebäuden leben einige der Hipps, unter ihnen Firmenchef Claus und sein Sohn Stefan. "Alle Geschwister haben ihre Kindheit hier verbracht", sagt Stefan Hipp.

Auf seinen Führungen zeigt Armin Günter Hipp-Mitarbeitern, Schulklassen und Vereinen, worauf die Familie Wert legt. Die Landwirtschaft soll nicht zulasten der Natur gehen. Die Wiesen werden nicht gespritzt, beim Heu machen achtet Günter darauf, dass nicht von außen nach innen gemäht wird, um Tieren eine Fluchtmöglichkeit zu lassen. Gepflügt wird nicht zu tief, damit nicht zu viele Regenwürmer und andere Bodenbewohner ihr Leben lassen.

Auf dem Ehrensberger Hof laufen gleich mehrere Auswilderungsprojekte, Schleiereulen, Gelbbauchunken und Flachlanddohlen sollen irgendwann in ihren natürlichen Lebensraum zurückkehren. Im Mischwald bleibt auch mal ein Stamm liegen. "Meine Nachbarn sagen, ich sei ein unordentlicher Waldbauer", sagt Günter. Aber nur so kann er Lebensraum für Insekten schaffen. Er sieht sich mit seinem Hof auch als Ideengeber für Landwirte, die auf Bio umstellen wollen. "Bei Vielen bleibt der Ertrag die ersten Jahre nach der Umstellung noch hoch, da sind noch so viele Nährstoffe und Spritzmittel im Boden. Wenn er dann sinkt, braucht der Landwirt neue Ideen." Armin Günter will die liefern.

Seine Kühe sind beispielsweise das ganze Jahr draußen, besonders gern im Wald. Die Kälber werden draußen geboren, das funktioniert. Gegrast wird auf der Kurzrasenweide, es gibt nicht nur die Leibspeise der Tiere. Günter: "Die Kühe bekommen nicht nur die Spaghetti, sondern essen auch das Gemüse."