Pfaffenhofen
Die wilden 60er Jahre

Liedertafel reist musikalisch zurück in eine reizvolle Dekade

13.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:12 Uhr
Im Mittelpunkt des Liedertafel-Frühlingskonzerts standen die 60er Jahre - und die Sänger setzten die Vorgaben prima. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Ein reizvolles Programm aus einer bewegten Dekade des vergangenen Jahrhunderts hat das Konzert der Liedertafel "Die wilden 60er Jahre" geboten. Mit Musik, die das Publikum begeisterte wie eh und je.

Damals begann ein Jahrzehnt der Veränderung, des Protestes und der Innovationen. Von Mono zu Stereo, von der Single zur LP, vom Schlager zum Pop. Eine Ära also, die sich die Liedertafel-Vorsitzende Gabi Thurner und ihr Team für das Frühlingskonzert ausgesucht hatten. Mit einem reizvollen Programm in der Realschule, das viele Facetten und Überraschungen bot.

Die wurden von Beginn an eingestimmt in die wilde Zeit des Rock'n'Roll. Die Generation der Petticoats und blauen Röhrenhosen wurde glaubhaft vertreten von den Red Cap Cats aus Hohenwart, dem "wilden Westen", wie es Moderator Markus Wagner bezeichnete. Mit Titeln, die Geschichte geschrieben haben, etwa "Rock Around The Clock" von Bill Haley, das als Keimzelle für die Musikgattung schlechthin gilt, legten sie los wie die Feuerwehr. Dazu passend der weiß lackierte Kontrabass von Dominik Zach, der für diverse Showelemente herhalten muss. Ebenso authentisch die schrägen Gitarren-Riffs von Andreas Attenhauser und die wirbelnden Sticks von Drummer Florian Schreiner. So arbeitete sich das Trio durch Klassiker von Johnny Cash, Buddy Holy, Jerry Lee Lewis und den Beatles. Bei "Don't Haha" von Casey Jones sang das Publikum mit, und als Krönung spielte die Band noch "Johnny B. Goode" von Jerry Lee Lewis.

Da hatte es der gemischte Chor der Liedertafel naturgemäß etwas schwer, gegen diese geballte Power anzusingen. Das Ensemble unter der Leitung von Raphaela Geyer führte den roten Faden aber weiter mit Titeln wie "Barbara Ann", das mit den Beach Boys ein Welterfolg wurde, oder mit dem gefühlvoll vorgetragenen Beatles-Hit "Yesterday".

Eine witzige Einlage boten die neun Männer des Chores als "Muppets" mit "Mah-na-mah-na" unter der Leitung von Alice Köstler-Hösl, ansonsten die Pianistin des Chorabends. Bei der Nummer stand der Spaß mehr im Vordergrund als der Gesang. Das Publikum fuhr gleich darauf mit dem Dampfzug "Chattanooga Choo Choo" beschwingt und "beswingt" in die Pause. Glänzend arrangiert, im Wechsel zwischen Männer- und Frauenstimmen, die "Choo-Choo"-Dampfwölkchen vokal umgesetzt.

Dann aber ein "ah" und "oh", als der Mythos "Elvis lebt" bewiesen wurde: Tobias Findel, Zweiter Vorsitzender der Liedertafel, enterte das Podium im perfekten Elvis-Outfit für eine Reihe altbekannter Hits unter der Überschrift "A tribute to Elvis". Mit "Suspicious Minds", "In The Ghetto" und "Return To Sender" wurde Elvis lebendig. Und bei "Can't Help Falling In Love" wurden romantische Erinnerungen wach. Respekt vor Findel als Elvis-Interpreten, wenn auch hier die Regel galt, "oft kopiert, doch nie erreicht". Aber Findel kämpfte sich wacker durch, wurde prompt zum Publikumsliebling und kam nicht ohne Zugabe von der Bühne. Begleitet wurde er von einer Reihe einheimischer Musiker, die in dieser Formation noch nie zuvor aufgetreten waren.

Dieser Ära setzte der Chor einige deutschsprachige Schlager entgegen, "Probier's mal mit Gemütlichkeit" aus dem Dschungelbuch war ein krasses Kontra zu den Elvis-Songs, "Marmor, Stein und Eisen bricht" gab es in einer ganz eigenen Version zu hören und den "Itsy-bitsy-teenie-weenie-Strandbikini" hätte man aufgrund des flotten Chorgesangs auch gerne im Original gesehen. Eine tolle, wilde Zeit waren die 60er Jahre - zumindest so, wie sie die Liedertafel dargestellt hat. Kompliment!

Hans Steininger