Webling
Die Nacht der toten Rinder

Geschockter Landwirt verliert 15 Tiere bei Stallbrand in Webling - Feuerwehr verhindert Schlimmeres

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

−Foto: FFW Pfaffenhofen

Webling (PK) Sechs Bullen und neun Kälber sind in der Nacht auf Montag einem Stallbrand in Webling zum Opfer gefallen. Die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern, der Schaden liegt bei etwa 120.000 Euro. Aber den Rindern war nicht mehr zu helfen - und Landwirt Josef Weichselbaumer ist schwer getroffen.

"Mir geht es nicht gut. Ich habe schon die ganze Nacht heftig Kopfweh - und es wird nicht besser", meint er in einer ersten Reaktion, kurz nachdem er gestern Vormittag mit den Brandfahndern der Kripo gesprochen hatte. So langsam realisiert Weichselbaumer, was ihm widerfahren ist. Kurz vor Mitternacht entdeckte er das Feuer. Er war noch einmal kurz mit dem Auto weg. Bei der Rückkehr in den kleinen Weiler am Rande der Gemeinde Hettenshausen sah er Flammen und Rauch. Der Landwirt alarmierte die Feuerwehr und seine Mieter, die im Wohnhaus leben, das direkt angrenzt.

Dann ging alles verdammt schnell. Erst war die Scheyrer Feuerwehr da und begann damit, die Flammen zu bekämpfen. Momente später kamen die Hettenshausener. Deren Kommandant Stefan Krois übernahm das Kommando, schickte die Scheyrer an die Hinterseite des Gebäudes, während seine Einsatzkräfte den Frontalangriff auf die Flammen von der Straßenseite her angingen. "Der Bulldog stand lichterloh in Flammen. Der ganze Stall brannte - die Tiere waren übel zugerichtet", erzählt er. Die meisten Bullen waren zu dem Zeitpunkt schon erstickt. Wenige Tiere flüchteten, eines rannte sogar panisch den Kellerabgang zum benachbarten Wohnhaus hinab, wo es später per Bolzenschuss von seinen Leiden erlöst wurde.

"Die Rinder waren leider nicht mehr zu retten", sagte Benedikt Stuber, der im späteren Verlauf den Einsatz als Kreisbrandinspektor leitete. Nach Rücksprache mit dem Veterinäramt wurde die Entscheidung getroffen, die unter Verbrennungen leidenden Rinder zu töten. "Das ist für einen Landwirt das Schlimmste. Die armen Tiere", sagt Weichselbaumer. "Einige der Kälber hätte ich schon in wenigen Wochen weggeben können."

Mit dem Schrecken kamen die Anwohner davon. Innerhalb einer halben Stunde hatten die Feuerwehrler, deren Zahl durch die Kameraden aus Ilmmünster und Pfaffenhofen auf 90 angestiegen war, die Flammen im Griff. THW und Rettungsdienst unterstützten die Wehren. Die Straße an Webling vorbei war drei Stunden gesperrt.

"Eine Zeitlang hätten die Flammen auf das Haus übergreifen können. Dann war die Gefahr gebannt", meint Stefan Krois. Die Pfaffenhofener brachten die Drehleiter in Stellung. Atemschutzträger gingen zum Innenangriff von der Hinterseite des Stalles her über. Dann war "irgendwann so kurz nach 2 Uhr", wie es Krois formulierte, das Feuer weitgehend gelöscht. Bis in die frühen Morgenstunden behielten die (dann zahlenmäßig deutlich geschrumpften) Kameraden die Glutnester im Blick. "Am Morgen waren wir mehrmals zur Nachschau da", ergänzt Krois.

Nicht im gewohnten Kreis der Hettenshausener Kameraden konnte Tino Hartinger sein. Und das, obwohl er hautnah dabei war. Der Floriansjünger lebt direkt neben dem Stall. "Da ging ganz klar die Familie vor", meint er. Frau und Kinder brachte er gut aus dem Wohnhaus ins Freie. "Und die Kameraden haben das Löschen super hingekriegt - auch ohne mich", spart Hartinger nicht beim Lob für die Truppe.

Gestern musste er auch seinem Vermieter Trost spenden. Dabei half ihm Manuel Jelinski, der ebenfalls im Mietshaus wohnt. "Ich hab aus dem Fenster geschaut, die Flammen gesehen - und im nächsten Moment war die Feuerwehr da. Das ging unglaublich schnell", meint er. Erschreckend sei lediglich die Stille gewesen, mit der die Rinder ihr Schicksal ertrugen. "Sie haben nicht geschrien, sondern waren vollkommen leise. Das war echt ungewöhnlich", meint Jelinski, der schon mal einen Stallbrand miterlebt hatte, bei dem die Tiere in Todesangst muhten und brüllten.

Benedikt Stuber, der als Berufsfeuerwehrler große Einsätze gewohnt ist, aber erstmals als Kreisbrandinspektor einen Großeinsatz freiwilliger Wehren leitete, äußerte sich beeindruckt. "Es lief superkollegial ab und alles hat prima geklappt", meint er. "Das Wohnhaus ist unversehrt, kein Mensch wurde verletzt. Um auch die Tiere retten zu können, waren wir leider etwas zu spät dran."

Dass der Brand vom Bulldog ausging, der direkt hinter dem Stalltor an der Straße zwischen Hettenshausen und Scheyern abgestellt war, war schon bald nach dem Löschen klar. Dass er Feuer fing, schreiben die Brandfahnder einem technischen Defekt zu. "Bei sehr hoher Wahrscheinlichkeit", meint Kriposprecher Andi Aichele. "Es liegen keine Hinweise auf einen Vorsatz vor." Die ungewöhnliche Häufung von Großbränden rund um Hettenshausen in den vergangenen Jahren sei zwar auffällig. "In diesem Fall scheint es aber Zufall gewesen zu sein", so Aichele.

Für Josef Weichselbaumer, der all das erst verarbeiten muss, ist das trotzdem nur ein schwacher Trost. "Der Stall ist hin", sagt er kopfschüttelnd. "Was ich jetzt genau mache, weiß ich noch gar nicht. Aber das Gebäude ist einsturzgefährdet. Das werde ich wohl wegreißen müssen."

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