Pfaffenhofen
"Das ist mein Revier"

Hochkarätiger Wettbewerb im Steinheben am Volksfest - Lokalmatador Vehbi Davul stärkster Mann

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

−Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Als Wettbewerb der Extraklasse entpuppte sich am Montag das traditionelle Steinheben im Stiftl-Zelt. In der Königsdisziplin, dem Schwergewicht der Männer, kämpften vier Matadoren um die Pokale. Der Sieg aber ging an einen echten Pfaffenhofener.

Vorher aber hatte Moderator Roland Balzer einige Mühe, für das "Stoalupfa" der Frauen Kandidatinnen zu finden. Nur zwei hatten sich gemeldet, bis Balzer mitten ins Bierzelt ging und dort erfolgreich akquirierte, sodass sich am Ende, mehr oder weniger freiwillig, doch noch vier Kandidatinnen der Herausforderung stellten. Die wurden betreut von Andreas Starzer, bis zuletzt im Jahr 2015 viermaliger Deutscher Meister als Strongman. Patrizia Gietzel (36) aus München, Karin Kraus (40) aus Strobenried, Nicole Müller (49) aus Pfaffenhofen und Franziska Bayerl (20) trauten sich aufs Podium, um das Vorurteil vom schwachen Geschlecht eindrucksvoll zu widerlegen.

Letztere, von Beruf Altenpflegerin, hatte im vergangenen Jahr den zweiten Platz belegt. Das war offenbar Ansporn genug, denn am Ende lupfte sie das 100 Kilogramm schwere Gewicht auf stolze 69,33 Zentimeter und war damit die Siegerin vor Karin Kraus und Nicole Müller.

Mut brauchten die acht normalgewichtigen jungen Männer, die sich dem Startgewicht von 254 Kilogramm stellten - eine Erinnerung an den berühmten Steyrer Hans aus München. Der hob im Jahr 1879 das gleiche Gewicht, allerdings nur mit der Kraft seines rechten Mittelfingers. Davon waren manche Kandidaten aber weit entfernt, die mühten sich redlich und manche vergebens: Der Stein blieb stehen wie angedübelt. Da vermutete Moderator Roland Balzer "Probleme mit der Hydraulik". Darüber lachten aber nur die, die es selber gar nicht erst versuchen. Es waren beachtliche Leistungen darunter, die den Garmischer Physiotherapeuten Karsten Müller (45) mit 33,77 Zentimeter auf den ersten Rang brachten, gefolgt von Christian Thalmair (30) aus Wolfersdorf und Max Böhler (19) aus Schiltberg mit 13,87 Zentimeter.

Dann aber wurde es spannend: Der Wettkampf der schwergewichtigen Athleten stand bevor. Das sind Mannbilder, mit denen man besser keinen Streit vom Zaun brechen sollte: Wahre Hünen, muskelbepackt und in vielen Wettbewerben gestählt. Jonas Nedvidek (30), der von Scheyern nach Wolnzach gezogen ist, der Pfaffenhofener Vehbi Davul (27), der Dachauer Chris Ziller (26) und der Vorjahressieger Thomas Haselsteiner (34) aus Passau, Deutscher Meister in der Gewichtsklasse bis 110 Kilogramm, lupften die 254 Kilogramm im ersten Durchgang wie einen Sack Federn.

Und diese vier lieferten sich einen spannenden Kampf, bei dem das faire Publikum lautstark mithalf und die Kandidaten zu Höchstleistungen anfeuerte. Wie auch Moderator Balzer, der Haselsteiner zurief: "Drei Zentimeter brauchst du noch", und der gab sich einen Ruck und machte es. Dann kam eine Platte mit 25 Kilogramm Gewicht oben drauf, aber auch die 279 Kilogramm schafften die vier Athleten eindrucksvoll. Somit waren 304 Kilogramm zu bewältigen, damit war man auf dem Niveau der Deutschen Meisterschaften angelangt, bei denen diese Marke das Startgewicht darstellt. Der Lärm im Bierzelt steigerte sich zu einem wahren Orkan, als Lokalmatador Vehbi Davul zur Tat schritt. Seine Konkurrenten Jonas Nedvidek und Chris Ziller hatten schon vorgelegt, die galt es zu toppen.

"Lass den Stein ganz" sorgte sich der Moderator, als der Vehbi, deutscher Strongman-Sieger des Jahres 2017, seine Muskelkraft erneut demonstrierte und sich der Stein hob: Höher, noch höher, und noch ein paar Zentimeter dazu. Das hielt im Zelt viele nicht mehr auf den Bänken, und als Thomas Haselsteiner sich bei seinem Versuch an den Oberschenkel griff und das Podium schmerzverzerrt verlassen musste, stand Vehbi als strahlender Sieger fest.

"Das ist meine Stadt, das ist mein Revier, hier hat sonst keiner eine Chance" rief der gebürtige Pfaffenhofener in Siegerpose und nahm den Jubel des ganzen Bierzelts stolz entgegen. Bedauerlich aber fand er, dass der Veranstalter keine weitere 25-Kilo-Platte mehr dabei hatte: "Die 333 Kilogramm hätte ich gerne noch gehoben."