Walterskirchen
Das ganze Dorf feiert

Walterskirchen wird 1200 Jahre alt – die Bewohner würdigen das ab Freitag mit einem dreitägigen Fest

18.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr
Idylle pur: Seit 1200 Jahren hat sich in Walterskirchen wenig verändert. Immer noch hält eine starke Gemeinschaft zusammen. Das wird nun gebührend bei einem dreitägigen Fest ab Freitag gefeiert. −Foto: Schmid

Walterskirchen (PK) Viel verändert hat sich in dem beschaulichen Walterskirchen nicht im vergangenen Jahrtausend. Vor allem der Zusammenhalt im Dorf ist immer noch groß. Mit einem dreitägigen Fest feiern die 117 Einwohner nun das 1200-jährige Bestehen des Ortes.

Südlich von Paunzhausen und Johanneck, westlich der Autobahn München-Ingolstadt liegt das kleine Dorf Walterskirchen. Mit seinen 117 Einwohnern gehört es zur Gemeinde Paunzhausen und somit zur Verwaltungsgemeinschaft Allershausen im Landkreis Freising.

Es scheint, als habe sich hier in mehr als tausend Jahren kaum etwas verändert. Dennoch entwickelte sich eine rührige und intakte Dorfgemeinschaft. 1986 richteten sie erstmals ein Dorffest aus. Angesichts des Erfolges wurde der Verein „Dorfgemeinschaft Walterskirchen“ gegründet. Das Dorf hält zusammen: Jedes Jahr gibt es in dem Dorf einen Vatertagsmarsch, einen Fahrradausflug, ein Dorffest mit späterer Nachfeier, ein Dorfausflug sowie einen Christkindlmarkt.

Viele witzige Geschichten ranken sich um die regelmäßigen Stammtischbesuche, von nächtlichen Taufen bis hin zur Entführung eines Pferdes. Wie dies tatsächlich in der Wirtsstube landete, sollte man sich am besten persönlich erzählen lassen. Aber auch die Kirchenmauer wurde von ihnen in Eigenregie renoviert und nun plant und organisiert die Truppe seit Monaten das Ortsjubiläum. Mit einem dreitägigen Fest feiern die Einwohner diesen nun gebührend von Freitag bis Sonntag:

Am Freitag um 19 Uhr beginnt die Geburtstagsfeier im Festzelt Walterskirchen, als Höhepunkt unterhält die Amperspitz-Musi den Heimatabend. Das Zelt steht im Hof des Gasthauses Bauer. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Wer noch Karten braucht, bitte bei folgenden Verkaufsstellen melden: Franz Bauer, Johannes Bauer sowie Christian Martin; der Eintrittspreis beträgt 9,50 Euro pro Person; Kaffee und Kuchen gibt es selbstverständlich auch sowie einen „Barbetrieb“ zu späterer Stunde.

Am Samstag findet ein zwangloser „Einen-Tag-Später-Freitags-Stammtisch beim Wirt“ im Zelt statt.

Am Sonntag beginnt um 10.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche. Anschließend gibt es Mittagessen im Zelt sowie Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Um 14.30 Uhr ist eine Kirchenführung geplant, bei der so manch spannende Geschichte der Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit erzählt wird.

CHRONIK

Erstmals wurde Walterskirchen in einer Urkunde im Jahr 817 erwähnt, auch schon mit kirchlichem Bauwerk geweiht von Bischof Hitto im Jahr 819. Die Kirche Hl. Dreifaltigkeit beeindruckt mit seinen gotischen Formen und wurde mehrfach restauriert: 1734, 1923 und wohl auch 1957.

Die ersten Hinweise auf den Ortsnamen finden sich zwischen 1116 und 1136. Dort ist von einem Sigihardus des Walthereschirchen die Rede. In der Folgezeit hat sich der Ortsname über Walcerskirchen (1156), Walcherschirchen (1275) und Walckerskirchen (1524) bis zu Walterskirchen im Jahr 1894 entwickelt.

Aufzeichnungen zu Kriegszeiten aus der Gegend sind rar, weil das Pfarramt in Schutt und Asche gelegt und bis 1662 noch nicht wieder aufgebaut wurde. Lediglich eine dürftige Nachricht weist auf das Leid hin: „Im 30-jährigen Krieg war die Gegend um Paunzhausen so verwüstet, dass die Brandstätten noch 14 Jahre nach dem Frieden verödet waren.“

Nach der ersten urkundlichen Nennung von Walterskirchen hieß es zudem, dass Land übergeben wurde, das bei einem Haus nahe der Kirche liegt. Dabei dürfte es sich um das Wirtsanwesen gehandelt haben. Damals war der Hof als Uller bekannt. In Bezug auf den Wirt ist auch ein Gesetzesbruch bekannt. Zu Hochzeiten durften am Ende des 19. Jahrhunderts nur Gäste erscheinen, die auch tatsächlich geladen waren. Auf einer Hochzeitsfeier mit Tanzmusik am 12. Januar 1885 stellte ein Polizist aus Allershausen fest, dass auch viele ungeladene Gäste beim Wirt in Walterskirchen tanzten. Als Strafe verfügte das Bezirksamt Freising eine Tanzmusiksperre für den Rest des Jahres 1885.