Rohrbach
Das Ende naht

Bayern, Brauch und Volksmusik findet keine Führung - Erster Anlauf zur Auflösung am 28. Februar

14.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

−Foto: Anna Ermert

Rohrbach PK) Die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt. Aber spätestens seit Samstag sieht es ganz danach aus, als ob es mit Bayern, Brauch und Volksmusik - und damit auch mit dem Musikantenstammtisch in der jetzigen Form sowie dem Hopfazupfajahrtag - dem Ende zugeht.

Am Mittwoch, 28. Februar, soll der weit über die Rohrbacher Gemeindegrenzen hinaus agierende Brauchtumsverein, der Mitglieder aus ganz Bayern vereint, aufgelöst werden. Rohrbachs Bürgermeister Peter Keck (SPD) will es noch nicht glauben. "Es besteht bei dieser nächsten Versammlung immer noch die Chance, dass ein neuer Vorstand zusammenkommt", rief er die 46 anwesenden Mitglieder zur nochmaligen Wahl auf. Man will es am 28. Februar also ein allerletztes Mal versuchen, doch noch eine neue Vereinsführung zu finden.

Im Oktober vergangenen Jahres standen die Neuwahlen eigentlich schon an. Damals stellte sich bei der Jahreshauptversammlung der gesamte Vorstand nicht mehr zur Wahl. Und aus den Reihen der anwesenden Mitglieder fand sich auch niemand bereit, ein Amt zu übernehmen. Damals wurde vereinbart, dass der alte Vorstand die Geschäfte kommissarisch weiterführt - und dann im Januar bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Zukunft des Vereins entschieden werden soll.

Am Samstag war es nun so weit. Wahlleiter Peter Keck fragte in die Runde, wer für ein Amt zur Verfügung stehe. Nachdem erneut keine freiwillige Meldung kam, wurden einige Kandidaten vorgeschlagen. Doch alle lehnten ab. Meist mit der Begründung, sie seien beruflich oder in anderen Vereinen schon zu stark engagiert und hätten daher keine Zeit für diese zusätzliche ehrenamtliche Aufgabe.

Falls sich dieses Szenario in sechs Wochen, also beim letzten Versuch am 28. Februar, noch einmal wiederholt, soll Bayern, Brauch und Volksmusik aufgelöst werden. Dazu müssten allerdings zwei Drittel der aktuell noch 260 Vereinsmitglieder - es waren zu Hochzeiten in der Vergangenheit ohnehin auch schon mal deutlich mehr - anwesend sein. Sollte dies nicht der Fall sein, muss vier Wochen später eine weitere Versammlung einberufen werden. Dann spielt aber keine Rolle mehr, wie viele Mitglieder anwesend sind, um die Auflösung zu beantragen.

Keck und die langjährige Vorsitzende Renate Stallmeister - die diesen Posten von Willi Stallmeister, ihrem verstorbenen Mann und langjährigem Motor des Vereins, übernommen hatte - wiesen darauf hin, dass der Musikantenstammtisch beim Alten Wirt auch unabhängig vom Verein organisiert werden könnte. "Wenn die Musikanten wollen, dass es weitergeht, muss sich nur einer darum kümmern. Sie können das auch untereinander ausmachen - das ist kein Problem", schlug Stallmeister vor. Eines ist aber sicher: Am ersten Mittwoch im Februar findet in Rohrbach kein Musikantenstammtisch statt.

Kassier Heinz Thalmeir wies noch darauf hin, dass die Kassenabrechnung bis zur Auflösung noch erstellt werden müsse. Und er fragte nach, was mit der Vereinszeitung geschehen solle. Die Anwesenden einigten sich darauf, den nächsten Termin noch abzuwarten. Dann soll es eine Abschlusszeitung geben. "Ganz egal, ob mit oder ohne Vorstand", meinte Stallmeister dazu.

So verlief auch die voraussichtlich letzte Ehrung für eine zehnjährige Vereinsmitgliedschaft bei Bayern, Brauch und Volksmusik in einem eher traurigen Rahmen. Ludwig Sorg bekam seine Ehrenurkunde und Nadel von Renate Stallmeister überreicht. Es war ihre letzte angenehme Amtshandlung als Vereinsvorsitzende. Bis zum 28. Februar bleibt sie noch weiter als kommissarische Chefin an der Spitze von Bayern, Brauch und Volksmusik. Dann ist für sie auf diesem Posten endgültig Schluss. Und wenn bis dahin kein kleines Wunder geschieht, auch für den Verein.