Pfaffenhofen
Illegaler Welpenhandel fliegt auf

Veterinäramt beschlagnahmt in Pfaffenhofen drei Rassehunde-Babys aus Bulgarien

12.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr
Zwei der Lagotto-Romagnolo-Welpen, die von Bulgarien nach Pfaffenhofen gebracht wurden und hier für jeweils 1000 Euro verkauft werden sollten. −Foto: Schübel

Pfaffenhofen (PK) Weil aufmerksame Nachbarn nicht wegschauten, sondern reagierten, ist in Pfaffenhofen ein geplanter illegaler Welpenhandel aufgeflogen. Die "Ware", drei erst neun Wochen alte Hundebabys, wurde vom Veterinäramt beschlagnahmt.

Am Dienstagnachmittag meldete sich eine Pfaffenhofenerin telefonisch in der örtlichen Tierherberge. Sie informierte die Tierschützer darüber, dass Leute aus ihrer Nachbarschaft von einem Ausflug nach Bulgarien drei Welpen mitgebracht hätten. Diese seien in der Garage untergebracht und hätten die ganze Nacht geheult, berichtete die Frau.

Da diese Mitteilung auf illegalen Welpenhandel schließen ließ, informierten die Tierschützer das zuständige Veterinäramt. Weitere Recherchen erhärteten laut Tierschutzverein schnell den Verdacht, dass hier illegal mit kleinen Rassehunden Geld gemacht werden sollte: Bei eBay-Kleinanzeigen waren drei aus Bulgarien stammende reinrassige Lagotto-Romagnolo-Welpen zum Verkauf angeboten worden. Jeweils 1000 Euro sollten die beiden schokobraunen Männchen und das weiße Weibchen kosten.

Doch aus diesem Deal wurde nichts: Mitarbeiter des Veterinäramtes führten umgehend, schon am Mittwochnachmittag, eine Kontrolle durch und beschlagnahmten das wollige Trio. "Die erst neun Wochen alten Welpen waren tatsächlich aus Bulgarien und das ist verboten, da eine gültige Tollwutimpfung vorhanden sein muss, die aber erst mit 15 Wochen erfolgen kann", so eine Sprecherin der Pfaffenhofener Tierherberge, wo das das Geschwister-Trio dann vorübergehend zur Erstversorgung untergebracht wurde. Laut den Tierschützern waren die Welpen in einem schlechten Zustand: "Sie waren völlig erschöpft, hatten dicke, aufgeblähte und harte Bäuche, Durchfall, sind höchstwahrscheinlich stark verwurmt und eventuell auch krank." Die drei Hunde waren gemeinsam in einer kleinen Katzentransportbox im Privat-Pkw von Bulgarien nach Pfaffenhofen gebracht worden. Noch am Mittwochabend hätten sie eigentlich von ihren Neubesitzern abgeholt werden sollen, erfuhren die Tierschützer. "Die Information, Kontrolle und Beschlagnahmung war also gerade noch rechtzeitig. Die neuen Besitzer hätten sich sonst kranke Hunde mit entsprechend hohen Folgekosten für die Tierarztbehandlung geholt. Das ist typisch für illegalen Welpenhandel. Die Tiere sind egal, man will nur Geld machen", heißt es in einer Mitteilung des Tierschutzvereins.

Die Lagotto-Romagnolo-Welpen wurden mittlerweile an das Münchner Tierheim weitergegeben, weil in der Pfaffenhofener Tierherberge keine Tollwutquarantäne vorhanden ist. Derzeit erfolgt laut den Tierschützern keine Vermittlung oder Reservierung, weil die Welpen erst mindestens bis zur 15. Woche in Quarantäne bleiben müsse, ehe eine völlige Tollwutimmunisierung möglich ist. Bei Krankheit werde die Quarantäne noch länger dauern. Erst noch geklärt werden muss nach Mitteilung des Tierschutzvereins, ob die Besitzer den Tierheimaufenthalt komplett bezahlen wollen oder die Welpen doch lieber abtreten. Zudem kommt ein Bußgeld oder eventuell auch eine Geldstrafe auf sie zu: Wie Maike Schäfer vom Pfaffenhofener Veterinärmt auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte, geht die Behörde derzeit davon aus, dass der Fall wohl als Ordnungswidrigkeit einzustufen sei. Es werde aber schon noch geprüft, ob es sich nicht sogar um eine Straftat handelt.

Der Tierschutzverein weist aufgrund dieses aktuellen Falles erneut darauf hin, dass illegaler Welpenhandel vielfach zu extremem Leid der Elterntiere führt, die oft unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden. Die Jungtiere seien oft schwer krank und viele sterben bei ihren neuen Besitzern: "Nur weil immer noch solche reinrassigen Tiere als vermeintliche Schnäppchen gekauft werden, stirbt der Welpenhandel nicht aus", so die Tierschützer: "Ganz im Gegenteil, er boomt momentan." Der Tierschutzverein appelliert an alle Tierliebhaber, keinesfalls Welpen von solchen illegalen Händlern zu kaufen und bei ungewöhnlichen Angeboten immer misstrauisch und wachsam zu sein. Bei Verdachtsfällen sollte sofort das Veterinäramt, der Tierschutzverein oder auch die Polizei informiert werden.