Berlin
Für die Mitbewerber war Geisenfeld Favorit

Nach verpasstem Mission-Olympic-Sieg große Enttäuschung beim Organisationsteam / Preisgeld: Bürger dürfen abstimmen

01.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:06 Uhr

Tapfer lächeln hieß es bei der Preisverleihung auch für die Verlierer. Das Foto zeigt (v.l.) die Rathauschefs von Nürtingen und Delbrück, die Oberbürgermeisterin von Zwickau, die Karate-Europameisterin Ebru Shikh Ahmad, die den Sieger bekanntgegeben hatte, Geisenfelds Bürgermeister Christian Staudter und den Vizepräsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Walter Schneeloch - Foto: Zurek

Berlin/Geisenfeld (GZ) Feiern? Dazu war der Geisenfelder Delegation nicht zumute. Zumal man immer wieder zu hören bekam, dass man für die Mitbewerber der Favorit gewesen war. Bei aller Enttäuschung blieb aber zumindest ein gutes Gefühl: „Wir hätte es nicht besser machen können.“

Delbrück wurde am Mittwoch in Berlin als sportlich aktivste Stadt Deutschlands ausgezeichnet. Nicht Geisenfeld, das als Favorit gegolten hatte – was Mitbewerber und jene Organisatoren, die tatsächlich beim Festival des Sports vor Ort waren, immer wieder beteuerten.

Bürgermeister Christian Staudter (USB) sieht die viele Anerkennung als „kleinen Trost“ für den verpassten Sieg. „Leider hat man die Tatsache, dass wir als kleinste Gemeinde für ein solches Ergebnis viel mehr stemmen mussten als unsere größeren Konkurrenten, nicht wirklich berücksichtigt“, glaubt er.

Und auch Kulturreferentin Henriette Staudter (USB) sieht den „unheimlichen Kraftaufwand“ nicht gewürdigt. Dass man das beste Ergebnis beim Samsung-Lauf hinlegte, zählte ebenso wenig wie die Tatsache, dass man als einzige Stadt im olympischen Geist das Banner per Rad (und nicht per Auto) zum nächsten Veranstaltungsort brachte. Letzteres hat die Jury offenbar nicht einmal erfahren. Für Silke Eberhard gilt daher: „Alle objektiven Bewertungskriterien für einen Sieg haben gepasst, die subjektiven wird man uns nie verraten. Gewonnen haben wir als Stadt aber allemal.“

Dennoch ist sie, wie alle anderen in der Runde, die da am späten Mittwochabend zusammensitzen, enttäuscht. Nicht weil ein anderer auf dem ersten Platz landete – den Teilnehmern aus Delbrück gratulierte man von Herzen, weil auch sie sich „wirklich reingehängt haben“. Unmut brachte vor allem, dass die Grundlagen der Entscheidung so undurchsichtig sind: „Wir haben so viel Herzblut in dieses Festival gesteckt. Jeder beteuert, wie gut wir waren aber keiner vermag zu erläutern, warum es nicht gereicht hat“, bringt es Edith Schultz (CSU) auf den Punkt.

Verwaltungsleiter Hannes Hetzenecker war bei der Verkündigung des Ergebnisses erst einmal „sprachlos“. Nach einigem Verschnaufen formuliert er dann, was so mancher denkt: „Von uns wurde professionelles Arbeiten erwartet, unser Handeln immer wieder vom Ausrichter kontrolliert. Dass dann beim Event selbst von einer zehnköpfigen Jury gerade mal zwei Personen da waren, lässt zumindest Zweifel daran zu, ob das Urteil seinerseits professionell und wirklich fundiert ist“.

Einer der Juroren wusste im Übrigen bei einem Telefonat mit der Heimatzeitung einige Tage nach dem Juryentscheid mit dem Namen „Geisenfeld“ nur wenig anzufangen, was für Maggie Zurek vom Organisationsteam „nicht auf ein sonderlich intensives Beschäftigen mit dem Ort und seiner Leistung hindeutet“. Am meisten betroffen waren indes die beiden, die den Stein zur Teilnahme ins Rollen gebracht haben: Herbert Eifertinger und Günter Reith: „Wer als Sportler bestens trainiert an den Start geht, der will auch gewinnen“, meinten beide unisono.

Trotz aller Kritik, die auch Projektleiter Uwe Kleinert von Coca-Cola bei einem versöhnlichen Gespräch nicht ganz entkräften konnte, sah man aber auch das Positive: Die Stadt hat ein tolles Fest erlebt und viele Dinge angestoßen. Es sind neue Kontakte entstanden und Netzwerke erweitert worden. Und so blieben Umarmungen für die Sieger und Pläne für gemeinsame Aktivitäten – etwa eine Teilnahme am Drachenboot-Rennen in Nürtingen – nicht aus. Auch der Coca-Cola Geschäftsleiter Bayern, Rudi Greimel, versprach Geisenfeld „in der einen oder anderen Sache zu unterstützen“. Jurymitglied Ebru Shikh Ahmad, dreimalige Karate-Europameisterin, und ihr Mann Ismael Salah, Weltcup-Sieger, wollen zum 24-Stunden-Lauf vorbeischauen und eventuell Showdarbietungen zeigen.

Nach dem Drei-Gänge-Menü mit Schaumsüppchen, Schweinelendchen auf Rieslingschaum und Dessert-Variationen feierten die Geisenfelder noch einkwenig mit einem Prosecco. Weil sie, wie an diesem Abend so oft gehört „die Sieger der Herzen“ waren. Wie man die 10 000 Euro Prämie verwenden wird, darüber sollen alle Bürger mit entscheiden. „Weil sie es auch waren, die einen solch tollen Einsatz gezeigt haben“, so Staudter. Man werde Vorschläge erarbeiten und dann per Internetvotum darüber abstimmen lassen.